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22.07.18 Langtalereckhütte (2450m) ab Obergurgl, Ötztaler Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Obergurgl - Schönwieshütte (2266m) - Langtalereckhütte (2450m)
  • Länge: 6,7 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 660 hm
  • Gehzeit Gesamt: ca. 2,5h
Aus Datenschutzgründen ist die Anzahl der Bilder mit (erkennbaren) Personen auf ein Minimum reduziert worden. Personen werden ausschließlich mit Vornamen genannt. Ich bin Landschaftsfotograf, kein Portraitfotograf, daher steht bei mir das Natur- und Bergerlebnis bei den Bildberichten im Vordergrund.

Die folgenden sieben Wanderberichte stehen in Zusammenhang mit einer von Alexandra und Csaba geführten Alpenvereinswoche in den Ötztaler Alpen von Obergurgl nach Vent mit insgesamt 14 Teilnehmern. Für mich war es die erste lange Hüttenwoche, die erste längere Hochtour (über mehrere Tage), die höchsten 3000er seit 2009 (Habicht, 3277m) und das erste Mal mit einem signifikant schwereren Rucksack (10,5kg bei Abmarsch). Entsprechend war ich schon Wochen davor immer aufgeregter und schlief eher schlecht. Vor allem kämpfte ich einige Zeit lang mit den Ausrüstungsgegenständen und wie alles im Rucksack verpackt werden sollte. Im Nachhinein verschafft es doch ein wenig Genugtuung, dass ich gleich beim ersten Mal ideal gepackt hatte, nichts zu viel, nichts zu wenig. Alles wurde benötigt, auch wenn die Steigeisen nicht zum Einsatz kamen. Ich trug einen Deuter Futura Pro 38.

Während die meisten Teilnehmer aus Wien mit Auto oder Zug anreisten, fuhr ich mit Martin & Andrea schon am Vortag nach Vent, wo wir uns akklimatisieren wollten. Wegen eines größeren Unfalls und damit verbundener Sperre der A8 bei Rosenheim nahmen wir einen Umweg über den Dientner Sattel. Den kannte Andrea noch nicht, und ich auch nicht, so gesehen ein landschaftlich reizvoller Abstecher. In Sölden rollten wir Minuten nach einem Steinschlag am Ortszentrum vorbei, wo ein 15 Tonnen schwerer Felsbrocken einen Wiesenhang hinabgekullert war, eine Lärmschutzwand durchstieß und in eine Hauswand donnerte, nur wenige Meter von der Hauptstraße entfernt. Wie durch ein Wunder gab es keine Verletzten. Im Anschluss fuhren wir noch zum Tiefenbach- und Rettenbachferner die Ötztaler Gletscherstraße hinauf, oben nebelte es allerdings bereits ein und bis auf eine ausgelassen fröhlich hinabstromernde Ziegenherde auf der Gletscherstraße gab es wenig zu sehen. So verschoben wir den zweiten Besuch auf unseren Rückreisetag.

In Sölden kaufte ich mir außerdem eine sündhaft teure Adidas-Gletscherbrille, die aber an den Folgetagen hervorragende Dienste geleistet hat. In Vent übernachteten wir im Hotel Macun, was ich an dieser Stelle gerne weiterempfehlen kann. Leistbare Preise, hervorragendes Frühstücksbuffet und ein Haubenlokalwürdiges Abendessen mit 4 Gängen vom Diplom-Koch und Gastwirt, der das Hotel mit seiner Schweizer Frau erst heuer übernommen hat. Es befindet sich am Ortsende von Vent, unweit der Talgabelung ins Rofen- und Niedertal, in ruhiger Lage und hebt sich positiv von den Massenbettenklötzen im restlichen Ort ab.

Geschlafen hab ich dann doch sehr wenig, was aber nicht an den Betten lag, sondern an der Aufregung.

Wettertechnisch spekulierte ich darauf, dass die meisten Regenschauer nördlich des Inns blieben und die zentralalpinen Täler begünstigt waren. Das ging besser auf als erwartet, es gab sogar sonnige Auflockerungen zwischendurch. Wir fuhren mit dem Bus um 9.45 von Vent nach Zwieselstein und mit Umsteigen auf den Bus von Sölden kommend weiter nach Obergurgl. Dort erstmal in die Bäckerei bei der Endhaltestelle auf ein Kaffeetscherl. Dann sehr gemütlich dem Fahrweg folgend in leichter Steigung zur Schönwieshütte, wo man auf der Terrasse einkehren konnte. Sympathische Bedienung mit Ötztaler Dialekt. Die Gulaschsuppe wärmte. Wir hatten viel Zeit und spazierten langsam weiter zur Karlsruher Hütte (Langtalereckhütte), wo eine Gruppe junger Holländer mit einem Tiroler Bergführer Klettersteiggurt und Steigeisen anlegen übte. Das Tiroler Englisch ist immer wieder sehr vergnüglich.

Der Apfelstrudel war vorzüglich, eine große Portion, dann warteten wir auf die Ankunft der restlichen Gruppe. Die waren pünktlich gegen 13.30 in Obergurgl angekommen (Anreise mit Zug bis Ötztal und dann weiter mit dem Bus direkt nach Obergurgl), aber vorher ebenfalls bei dem Bäcker eingekehrt. Anfangs sah man noch bis zur Piccardbrücke und eine relativ gleichmäßige Wolkenuntergrenze von Obergurgl bis zum Gurgler Ferner, die den Blick aufs Ramolhaus verwehrte. Das Phänomen tritt dann auf, wenn bodennah Kaltluft in die Täler zugeführt wird. Dann steigt die Wolkenuntergrenze nicht mit zunehmender Topographiehöhe an wie bei (labiler) Warmluft, sondern die Wolken kondensieren bei den sinkenden Temperaturen auch tiefer. Dadurch kommt eine gleichmäßige Wolkenuntergrenze zustande.

Als die anderen schließlich ankamen, dauerte es nicht lange, bis mit dem zunehmend lebhaften Nordwind die Wolkenuntergrenze immer weiter absank und die Hütte schließlich komplett einnebelte. Dabei sollte es bis zum nächsten Tag bleiben. Hinzu kam leichter Regen bzw. Nebelnässen. Zum Abendessen gab es wieder Gulasch, dieses Mal mit Nudeln, und ein - (sic!) - ausgedehntes Salatbuffet davor. Ein Wahnsinn, welchen Aufwand die Hüttenwirte heutzutage betreiben (müssen).

Ich freute mich auf bekannte Gesichter unter den Teilnehmern, Gerda, die ihre 3000er-Gipfelsammlung enthusiastisch erweiterte, Elke, Sabine, die trotz schwereren Rucksacks immer vorne mit dabei war, der vor allem im Abstieg nie zu bremsende Franz, der den Turbo auch im unwegsamen Gelände zündete; dann ein paar neue Gesichter: Vater Walter, dessen Söhne Paul und Elias auf allen Gipfeln dabei waren, Alfred, der auch ohne Gipfel die Landschaft genießen kann, Christian, der die schwierigeren Spiegelkogel und Brochkogel zumindest versuchte, und Peter, der nach langer Zeit wieder mal bei einer Gruppenwanderung dabei war, sowie Andrea, die ebenfalls bei beiden ''fakultativen'' Gipfeln (O-Ton Walter) mit dabei war. Und natürlich Csaba & Alex, mit denen ich Anfang März bei einer durchaus anspruchsvollen Schneeschuhwanderung im Hochschwab-Gebiet erstmals unterwegs war, und alle guten Bergführer-Eigenschaften vereinen, einfühlsam, intuitiv unterstützend, immer das richtige Tempo anschlagend, genügend Pausen, verständnisvoll, wenn man seine eigenen Grenzen erkannte, und natürlich äußerst humorvoll.

Bild 1: Blick vom Hotel Macun Richtung Rofental am Vorabend (Samstag).

Die Regenschauer wurden bereits am Abend rasch weniger, links geht's zum Hörnle (2406m), einem Vorgipfel der Talleitenspitze (3406m). Von rechts sollten wir eine Woche später zurückkommen.

Bild 2: Charakteristisch für die Täler im hinteren Ötztal sind die tief eingeschnittenen Gräben mit den häufig stark wasserführenden Gletscherbächen, wie hier kurz vor der Schönwieshütte.

Bild 3: Nach kurzem Gefälle die finale Gegensteigung.

Das Gebäude ist jedoch nicht, wie zuerst geglaubt, die Hütte, sondern ein ehemaliges Zollwach-Gebäude. Was ein wenig verwundert, weil es keine gut befestigten Wege Richtung Südtirol gibt. Die einzige gletscherfreie Grenzüberschreitung geht über das Langtaler Joch (3031m) oberhalb des Langtaler Ferners. Über dieses sowie über das Gurgler Eisjoch werden auch seit Jahrhunderten die Südtiroler Schafe, heute rund 3000 Stück, hinaufgetrieben, die dann im Sommer auf der Nordtiroler Seite weiden.

Bild 4: Kerners Läusekraut (Pedicularis kerneri).

Bild 5: Doronicum clusii (Zottige Gämswurz) bzw. Doronicum glaciale (Gletscher-Gämswurz).

Bild 6: Blick von der Langtalereckhütte Richtung ehemalige Gletscherstufe des Gurgler Fernes, rechts die Fernerbänke unterhalb des eingehüllten Ramolhauses, dem Tagesziel vom Folgetag.

Bild 7: Langtalereckhütte mit Blickrichtung talauswärts.

Bild 8: Die im Sommer 2016 errichtete Piccardbrücke, eine 140m lange und 90m hohe Hängeseilbrücke.

Keine Touristenattraktion, sondern aus Notwendigkeit entstanden, weil der frühere Verbindungsweg zum Ramolhaus über den Talboden und Gletschergrund in den letzten Jahren massiv steinschlaggefährdet wurde. Benannt wurde die Brücke nach Auguste Piccard (1884-1962), einem Schweizer Physiker und Erfinder, der 1931 einen Höhenrekord mit 15785m mit einem Ballon aufstellte, um die Stratosphäre zu erforschen. Am 27. Mai 1931 vollzog er dabei eine Notlandung auf dem Gurgler Ferner und machte das Dorf Obergurgl international bekannt, was zu dessen Aufstieg als (Winter-)Tourismus führte.

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