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04.03.18 Kreuzbühel (1610m) und Großer Kollmannstock (1768m) über Eisenerzer Höhe, Hochschwab

Eckdaten:

  • Wegführung: Hinterwildalpen (8.50) - Lichtenegg - Jungfernsprung (11.05) - Eisenerzer Höhe (1519m, 11.50) - Kreuzbühel (1610m, 12.25) - Melkböden - Großer Kollmannstock (1768m, 13.45-14.15) - Kreuzbühel (15.30) - Eisenerzer Höhe - Hinterwildalpen (17.20)
  • Länge: 16 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1300 hm
  • Reine Gehzeit: ca. 6-7 Std.
  • Viecher: 2 Auerhähne
  • Schwierigkeit: Steilstufe nach Lichtenegg mit mehreren Querungen von Lawinenhängen, nachmittags Selbstauslösung durch Sonneneinstrahlung

Tour der persönlichen Superlative. Zunächst ein Jubiläum, meine 65. Schneeschuhtour seit dem Start mit der Wildalpe (1523m) am 5. Februar 2011. Dann die höhenmeterintensivste Schneeschuhtour, die ich je gemacht habe. Und von der Landschaft her schließlich atemberaubend angesichts der Schneeverhältnisse.

Das Wetter hielt sich an meine Prophezeihungen. Die Altocumuli vom Vortag kündeten die Warmfront an, die über Nacht rasch auf Wildalpen übergriff. In der Früh schneite es leicht dahin, brachte aber kaum einen Zentimeter Neuschnee. Anders im oberösterreichischen Zentralraum, wo es ergiebiger schneite. Beim Frühstück blickte ich schon aufs Satellitenbild und sah, dass der hohe Wolkenschirm, bestehend aus Cirro- und Altostratus bereits rasch ostwärts abzog. Darunter blieb eine aufgelockerte Stratocumulus-Schicht zurück, von Salzburg westwärts war es schon fast wolkenlos. Mit Warmfrontdurchzug wurde es - no na - milder und die wärmere Luft kann mehr Feuchte aufnehmen als kältere, wodurch sich die Wolken nach Frontdurchgang in Wohlgefallen auflösten. Nachdem das geklärt war, stand einem sonnigen restlichen Tag nichts mehr im Wege, auch wenn es morgendlich anders aussah.

Bild 1: Hinterwildalpen, Große und Kleine Hagel, rechts Großer Geiger (1723m) in Wolken.

Unser Aufstieg führt durch die steile Scharte links.

Bild 2: Zoom auf die Scharte.

Hier führt ein bereits im Mittelalter angelegter Saumweg in mehreren Kehren steil hinauf und quert dann den steilen Hang hinaus. Im unteren Bereich befinden sich mehrere stattliche Felsbrocken, hier gab es am 20. April 1977 einen Bergsturz.

Bild 3: Originelle Schilder.

Bild 4: Anstelle der Berichtskatzen.

Anfangs ist der Weg noch gut sichtbar und die ersten Serpentinen sind gut zu gehen.

Bild 5: Dann wird das Gelände steiler und mehr Umsicht ist gefordert.

Bild 6: Csaba lässt den Abstand zwischen den Gehern auf rund 10 Meter vergrößern.

Zum Glück kommt hier keine Sonne hin und der nächtliche Frost hat den Harschdeckel wieder etwas gefestigt.

Bild 7: Die sehr unebene Schneedecke weist jedoch deutlich auf bereits abgegangene Lockerschneelawinen hin.

Bild 8: Nach einem kurzen Waldstück folgt die Schlüsselstelle im Aufstieg.

Eine steile Rinne mit Lawinenresten, zwei Schritte vor dem Ausstieg befand sich eine Stelle mit hartgepresstem Schnee, wo Konzentration gefragt war. Es erleichtert nicht unbedingt das Weiterkommen, wenn man sich selbst auf den Schuh steigt, weil man so wenig Trittfläche hat - ein größerer Schneebrocken, auf den ich steigen wollte, hing schon zu locker. Etwas mehr Vertrauen in meine Tubbs bei Querungen schadet zudem auch nicht.

Bild 9: Geschafft! Rückblick - Eva folgt nach.

Der Nervenkitzel bei Rinnenquerung ließ meinen Adrenalinspiegel hochfahren und ich bekam augenblicklich Hunger. Wir rasteten dort, wo das Gelände flacher wurde bzw. in einen Graben überging. Danach war ich leider etwas unaufmerksam und sah bei einem liegenden Baumstamm nicht, dass sich davor ein Spalt befand. Prompt stieg ich mit dem linken Bein, wo ich mir am Vortag die Zerrung im Oberschenkel geholt hatte, ins Leere und rutschte mit dem Schuh unter den Baumstamm. In dieser Position tat das ziemlich weh, weil ich den Fuß nicht bewegen konnte. Ich zog den anderen Schneeschuh aus und konnte mich dann mit dem Bergschuh abstoßen und wieder befreien, auch dank Hilfe der Mitwanderer, die mich vom Rucksack befreiten. Der Zerrung hatte das natürlich nicht gut getan. Ich spürte sie eine Weile bei jedem Schritt und ärgerte mich tierisch über die Unachtsamkeit. Zudem krampften die Zehen kurzzeitig, weil ich das Fußgelenk ungünstig abgewinkelt hatte. Dagegen half zum Glück das Magnesiumpulver.

Bild 10: Weiter oben wurde der Graben flacher, das Gelände blieb aber lawinös.

Bild 11: Beim Rückweg lösten sich hier durch die Sonneneinstrahlung oben am Felsen kleine Lockerschneelawinen.

Bild 12: Jungfernsprung - eine hölzerne Brücke über den Eisenerzer Bach, der sich hier 5m tief zwischen die Felsen eingrub.

Der Sage nach soll eine Sennerin vor 1000 Jahren hier vor einem Reiter geflüchtet und sich mit einem beherzten Sprung über die Felskluft gerettet haben.

Nicht komplett eingeschneit, aber man musste etwas steiler hinab zur Brücke und hatte keine sonderlich breite Spur. Hat mich nochmal etwas Überwindung gekostet, zumal ich von dem bodenlosen Sturz vorher noch etwas unter Schock stand und sehr vorsichtig bergab stieg, weil ich es sofort im Knie merkte.

Nach dem Jungfernsprung sind alle Schwierigkeiten überwunden, das Gelände lehnt sich zurück und wir folgen ungefähr dem markierten Steig bis zur Passhöhe (1549m).

Bild 13: Kurz nach elf hat sich die Sonne großteils durchgesetzt.

Bild 14: Im Winter ist gutes Rad manchmal teuer.

Der Steig verläuft im oberen Teil oberhalb eines schmalen Grabens, den wir im Abstieg nutzen werden.

Bild 15: Kleiner Grießstein (1857m) und Großer Grießstein (2023m) im Osten.

Bild 16: Die Eisenerzer Höhe mit fast vollständig eingeschneitem Marterl.

Bild 17: Brennkogel (1639m), Zargenkopf (1792m) und Kaltmauer (1929m) im Westen.

Bild 18: Hinten Hochkogel (2105m), davor Kaiserwart (2033m) und Rotriegel (1879m), teils von Restwolken verdeckt.

Bild 19: Kaiserschild und Hochkogel links, mittig Kalte Mauer, rechts Großer Buchstein und Tamischbachturm.

Bild 20: Links vom Kaiserschild werden die Seckauer Tauern sichtbar, ganz links Stadelstein (2070m) und Wildfeld (2043m).

Bild 21: Vom Kreuzbühel (1610m) zum Tagesziel gegenüber: Großer Kollmannstock (1768m) mit hübscher Quellwolke.

Flankiert von Halterstock (1756m, links) und Kleinem Kollmannstock (rechts).

Das sah noch ziemlich weit aus, tatsächlich waren wir nach einer Stunde und zwanzig Minuten oben.

Bild 22: Grießstein, Ebenstein und der irrwitzig verschneite Brandstein aufgereiht.

Bild 23: Blick in die Melkböden, wo sich wohl früher einmal ein Almgebiet befand. Die flachen Senken könnten verlandete Seen sein.

Dann kommt wieder Csabas beliebte Rutschtechnik zum Tragen, wir gingen nämlich nahezu in Falllinie über die Wächte am Kamm steil hinab. Nur ich traute mich nicht, bis ich als Letzter oben stand und dann eine eigene Spur legte, wobei der erste Schritt der steilste war und Überwindung kostete. Aber auch das war geschafft ohne zu stürzen, was bei dem Schnee eh nicht wehgetan hätte.

Bild 24: In den Melkböden ein welliges Auf und Ab.

Martin und Franz bleiben bei einem Hochstand zurück und genießen die Sonne, der Rest geht weiter. Ich zögere kurz und merke ein kleines Tief, weil mich das Bergabgehen bzw. -rutschen mehr anstrengte als das Bergaufgehen. Aber dann gebe ich mir doch einen Ruck, eben weil der restliche Hang nach reichlich Tiefschnee aussah und ich steile Anstiege an sich liebe.

Bild 25: In der Bildmitte wird erstmals der Gipfel sichtbar.

Bild 26: Rückblick zum Kreuzbühel in der Bildmitte.

Bild 27: Ausblick zum Spitzenfeld.

Bild 28: Im Flow geht es sich besonders gut.

Ich fand zu meiner Stärke zurück und konnte das Tempo langsam wieder anziehen.

Bild 29: Stattliche Wächten.

Bild 30: Am Sattel zwischen Halter- und Kollmannstock wird bereits auf uns gewartet.

Von dort ist es nicht mehr weit. Ich schätze 20min, was gut hinkommen sollte.

Bild 31: Überhängende Wächten mahnen zum Abstand, denn dahinter geht es nahezu 500 Höhenmeter senkrecht in die Tiefe.

Unterhalb zieht der 01er entlang vom Fobisbach hinauf.

Bild 32: Steil, aber schön.

Bild 33: Rechts unterhalb vom Halterstock wird der Fobisturm, ein schmaler Felsgipfel sichtbar, weiter rechts hinten Meßnerin (1835m).

Bild 34: Wie bestellt und nicht abgeholt, ein freistehender Baum am Gipfelplateau.

Dann war's geschafft! Im Respektabstand zu den Gipfelwächten legten wir bei erstaunlich wenig Wind die Gipfelrast ein.

Bild 35: Panorama West: Von den Bösensteinen über Lugauer, Gsuchmauer, Hochtor, Planspitze, Kalte Mauer, Maiereck bis Hohen Nock und Großer Größtenberg.

Bild 36: Panorama Süd: (Für ohne Beschriftung bitte das b in der Bildurl entfernen)

Bild 37: Panorama Ost (v.l.n.r.): Ötscher, Kräuterin, Riegerin, Großer Grießstein und Brandstein.

Bild 38: Zoom zum Eisenerzer Reichenstein mit Reichensteinhütte, rechts die Große Scharte und dahinter das Gößeck.

Das Gößeck hab ich mal als Öffi-Tagestour von Wien gemacht, der Reichenstein fehlt mir hingegen noch.

Bild 39: Panorama Nord: Gamsstein, Hochkar, Ringkogel bis Dürrenstein.

In Bildmitte jeweils Großer Geiger, Große Hagel und Grasberg und ganz vorne der Vorgipfel mit einem Schlund rechts, den wir beim Abstieg rechts umgingen.

Bild 40: Panorama Südost: Hochturm links vom Griesmauerkogel, rechts TAC-Spitze und Vordernberger Griesmauer.

Bild 41: Zoom zum Hochturm und Griesmauerkogel. Davor die Frauenmauer (1827m), die die flache Seite herzeigt.

Bild 42: Kleiner Kollmannstock, technisch deutlich schwieriger als der Große Kollmannstock, mit stark überwächteten Flanken, nach allen Seiten steil.

Bild 43: Hier ist die gelegte Spur so tief, dass auch ich mich hinabstürzen traue und ja, das machte Spaß.

Bild 44: Csaba sucht die steilen Hänge für den geforderten Downhillspaß.

Bild 45: Sonnentanz.

Bild 46: Stapfen oder Rutschen, jeder hatte seinen Spaß im Abstieg.

Bild 47: Die Kalte Mauer und die Vorgipfel blieben auch am Nachmittag im Blickfang durch die Sonnenstrahlen.

Bild 48: Dann ging es wieder bergauf, dieses Mal nicht auf der Spur vom Hinweg, sondern früher nach rechts und deutlich flacher hinauf.

Bild 49: Ein Fest für die Sinne.

Die letzten dutzenden Meter am Kamm wehte plötzlich ein durchaus lebhafter Südwind, ab und an mit ein wenig Gesichtspeeling durch den aufgewirbelten Schnee.

Bild 50: Grießstein, hinten Zagelkogel (2255m) nahe Hauptgipfel, mittig Ebenstein und Schaufelwand davor, rechts Brandstein.

Nach letzter Rest am windigen Gipfel und Gruppenfoto bei der Eisenerzer Höhe gingen wir zunächst am markierten Weg entlang der Aufstiegsspuren zurück, wichen dann aber nochmal steil in den Graben aus, der ganztägig im Schatten lag. Das Rutschen ging dadurch nicht ganz so gut, aber war für mich idealer zum Üben.

Nach dem Jungfernsprung hieß es aufpassen, als vom steilen Hang eine kleine Lawine herabrieselte.

Bild 51: Die steile Westflanke des Grasbergs in der Abendsonne.

Die Schlüsselstelle vom Aufstieg ließ sich problemlos überqueren, der Schnee war im Schatten bereits recht griffig. Dann ...

Bild 52: ... segelten wir großteils auf dem Hosenboden diesen Steilhang hinab.

Csaba legte zwar eine schöne Spur, doch befand sich zu wenig Schnee darunter und dafür einiges an Steinen mit störenden Bäumchen zwischendurch. Beim Stapfen gab es kein Halten, im Sitzen allerdings phasenweise auch nicht. Ich versuchte mit den Stöcken zu bremsen und steuerte eher unfreiwillig die Bäumchen zum Abstoppen an.

Weiter unten folgten noch ein paar leichtere Stufen inklusiver akrobatischen Abrollens von Franz, der beim Ausweichen im Gelände im Tiefschnee versunken war.

Bild 53: Jungfernsprung von Hannes.

Bild 54: Rückblick zum Grasberg (links) und zur Scharte.

In Hinterwildalpen hatte es am Nachmittag knapp +9°C nach -4°C in der Früh, in Schattenlagen gefror das Schmelzwasser jedoch schon auf der Asphaltstraße, als wir im Ort eintrafen.

Zu Ende ging eine atemberaubende Tour, wortwörtlich. Ich war danach fix und fertig nach einer anstrengenden Woche. Zum Abschluss kehrten einige von uns noch beim Stiegenwirt in Palfau ein, die eine extrem schmackhafte Speisekarte anzubieten hatten, mit Gemüsepfandl (mit gegrillter Putenbrust), Hausbier, gedünstetem Zwiebelrostbraten und vielem mehr. Gegen 19.15 Aufbruch in Palfau, Ankunft 21.20 in Wels Hbf, mit dem RJ um 22.50 in Salzburg und mit dem Taxi um 23.00 zuhause.

Bei der Rückfahrt verpassten wir (bzw. ich beim Ansagen) wegen der Dunkelheit die Abzweigung in Palfau Richtung Großreifling und fuhren stattdessen über Gams und Mooslandl einen kleinen Umweg. Bei dem kleinen Pass zwischen Gams und Mooslandl, Radstatthöhe (637m) genannt, dämmerte mir erst am nächsten Tag, dass ich diese Strecke schon einmal gefahren bin, und zwar auf der Rückfahrt vom Gipfeltreffen-Moderatorentreffen in den Schladminger Tauern (4. September 2016). Von besagter Passhöhe genießt man bei Tageslicht nämlich diesen schönen Lugauer und Gesäuseblick:

Fazit: Ein schönes Wanderwochenende mit netten Leuten und abwechslungsreichen Touren. Auch wenn mir das Zögern und die Skepsis bei den steileren Abstiegpassagen phasenweise im Gesicht gestanden haben muss, habe ich zumindest im letzten Drittel des zweiten Tages langsam die Rutschtechnik gerafft und werde mir beim nächsten Mal schon mehr zutrauen. Danke an Csaba und Alexandra fürs sichere Führen und an Eva für die Mitfahrgelegenheit!

PS: Auf der Hochkar-Webcam von foto-webcam.eu sieht man unsere Touren nochmal in der Übersicht - Beschriftung:

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