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29.09.-06.10.2018 Geführte Tour durch die Hohe Tatra, Tag 1 (30.09.)

Eckdaten:

  • Wegführung: Tatranská Lomnica (ca. 9.00) - Dolina Zeleného plesa - Chata pri Zelenom plese (1550m, 12.30-13.30) - Jahnací stít (2060m, letzte Kehre vor den Versicherungen, 14.55) - Hütte (16.45)
  • Länge: 14,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1200 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 7 Std.

Geführte Wanderung von Barbara Haid via WELTbewegend organisiert. Acht Teilnehmer, ich wie immer der jüngste mit deutlichem Abstand. Den Leihbus haben wir am Anreisetag übernommen und sind direkt von der Garage am Beethovenplatz in Wien gestartet. Anfahrt über Trencín und Zilina nach Stará Lesná, wo wir nach sechs Stunden Fahrtzeit mit kurzem Stop eintrafen. Übernachtung in der Penzion Palusák bzw. wurden wir auf zwei kleine Pensionen aufgeteilt.

Meine Wetterprognose vor der Abreise lautete: (blau: Änderungen im Betriebsablauf)

Nach den derzeitigen Aussichten streift uns am Anreisetag eine schwache Kaltfront aus Norden, die aber bis zur Ankunft abgezogen sein dürfte. In 1500m kühlt es vorübergehend gegen Null Grad ab, die Nacht im Tal wird ziemlich frisch (knappe Plusgrade). (Mäßiger Luftfrost im Tal). Am Sonntag stellt sich ruhiges Hochdruckwetter ein, es ist überwiegend sonnig, in 1500m ca. +5 Grad, Nullgradgrenze zwischen 2200 und 2500m. (Im Schatten auch auf 1400m Dauerfrost. Auch der Montag verläuft recht mild, in der zweiten Tageshälfte ziehen von Süden her mehr Wolken heran, es bleibt tagsüber aber noch trocken. Die Nullgradgrenze steigt bis über die höchsten Gipfel an. (Im Schatten erneut frostig, sonst kaum milder, auflebender Südwind, hochnebelartige Bewölkung ganztägig südlich der Hohen Tatra.) Am Dienstag zieht eine Kaltfront von Norden über die Hohe Tatra hinweg, dabei kühlt es deutlich ab. Die Nullgradgrenze sinkt gegen 1400m ab. Dabei gehen ein paar Schneeschauer nieder, markante Mengen zeichnen sich derzeit nicht ab. Zum Abend hin klingen die Schauer wieder ab. (Eher schichtförmiger Niederschlag (keine Schauer), Schneefall bis 1200m herab, ca. 10-20cm Neuschnee bis 2000m (südseitig).) Am Mittwoch herrscht eine stürmische Nordwestströmung in der Höhe, dabei bleibt es aber meist trocken mit steigenden Temperaturwerten. (Nullgradgrenze weiterhin maximal 1800m, tagsüber labile Kaltluft mit teils kräftigen Schnee- und Graupelschauern.) Donnerstag und Freitag dann ruhiges Hochdruckwetter, sehr mild mit 10 Grad in 1500m, und weniger Wind. Die Nächte bleiben der Jahreszeit entsprechend schon herbstlich kühl. (Donnerstag anfangs noch lebhafter Nordföhn, nachmittags deutlicher Temperaturanstieg.)

Ein Wort noch zur Vorgeschichte. Nach Durchzug von Sturmtief FABIENNE am 23. September 2018 wurde es auch in der Hohen Tatra verbreitet winterlich. Bis 26.09. schneite es wiederholt bei einer stürmischen Nordwestströmung. Danach wurde es deutlich milder, ehe am Anreisetag noch einmal schwache Schneeschauer durchzogen. Entsprechend gestalteten sich die Wegverhältnisse von Beginn an teilweise winterlich mit Altschnee und Eisansatz auf den schattigen Nordseiten.

Soweit so gut. Das Gepäck für die letzte Nacht in der Pension vom Abreisetag können wir ebenda zurücklassen. Sonntag früh kann es losgehen, wir parken den Bus direkt beim Bahnhof von Tatranská Lomnica.

Bild 1: Blick zur Lomnický stít (2632m), dem dritthöchsten Berg der Hohen Tatra.

Darunter die Mittelstation, bei der wir am Folgetag vom Rücken rechts her vorbeikamen.

Bild 2: Ehemaliger Sessellift, von dem nur noch die Liftstützen existieren.

Das Führungsseil wurde am Boden liegengelassen und ist inzwischen überwuchert von Unkraut.

Bild 3: Anfangs ging es relativ eben hinüber ins Dolina Zeleného plesa.

Der Fahrweg zur Hütte war laut Hinweisschild wegen weggerissener Wegteile unpassierbar. Der weitere Anstieg war mäßig steil, aber sehr geröllig und auf den letzten fünfzig bis hundert Höhenmetern teilweise vereist durch gefrorenes Schmelzwasser.

Bild 4: Talschluss mit Malý Pysny stit (2590m) links, Cierny stit (2425m) mittig und Kolový sit (2418m) und Jastrabia veza (2137m) rechts.

Bild 5: Blick zurück zum Zadné Jatky (2020m) links und Predné Jatky (2012m) rechts im Osten.

Diese zählen bereits zur Belianske Tatra, auch Weiße Tatra genannt wegen dem helleren Gestein.

Bild 6: Die Chata pri Zelenom plese (1551m) liegt mittags noch im Schatten

Bild 7: Gegenüber unser steiler Anstieg am Folgetag zum Vel'ká Svistovka.

In Bildmitte sind gut die verschneiten Kehren erkennbar, anfangs geht der Weg durch eine felsige Rinne, die um diese Jahreszeit die meiste Zeit im Schatten liegt.

Wir kehrten für eine Stunde auf der Hütte ein für die Mittagspause und um einiges an Rucksackgewicht auf dem 8er-Zimmer zurückzulassen, das sich erfreulicherweise sogar abschließen ließ. Dann ging es weiter Richtung Jahnací stít.

Bild 8: Das im Deutschen Grünseetal genannte Tal mit riesigem Latschengürtel.

Weiter unten sind gut die verheerenden Sturmschäden erkennbar, die Sturmtief Quimburga II am 19. November 2004 in der Hohen Tatra angerichtet hat. 50km lang und 3km breit ist die Schneise der Verwüstung. In der Tatra werden Föhnstürme Halny genannt, von polnisch hala = Alm, also Almwind. In Südpolen ereignete sich der verheerendste Halny im Mai 1968, als Windspitzen über 288 km/h registriert wurden und ähnliche Schäden wie 2004 auf slowakischer Seite anrichteten.

Bild 9: Kozi stit (2111m), den zwei Kletterer in der rechten Felsflanke bezwangen.

Nach der ersten Steilstufe mit kurzzeitiger Verwendung der Hände wurde das Gelände wieder flacher.

Bild 10: Links Jastrabia veza (2137m), rechts Kozi stit.

Bild 11: Rückblick auf den glasklaren Zelene pleso.

Bild 12: Beeindruckende Fernsicht durch das breite Trogtal.

Im Hintergrund das Slowakische Erzgebirge mit dem Cierna hora (Schwarzer Berg).

Bild 13: Gegenüber die lange Querung mit der Schlüsselstelle danach (versichert A/B).

Der Gipfel wird nach der Scharte nordseitig bezwungen. Nicht im Bild ist der Zustand des Steiges hinter der Kurve links ...

Bild 14: Im Schatten hielt sich nämlich noch Altschnee.

Dieser war durch die zahlreichen Wanderer plattgetreten und teilweise eisig und damit ziemlich rutschig.

Bild 15: Rechts die lange Querung durch die schattige Nordostseite.

Im Hintergrund mittig Vel'ka Svistovka sowie rechts die talbeherrschende Nordwand des Kezmarsky stit (2556m).

Bild 16: Letzte Kehre vor der Schlüsselstelle.

Ich schaute auf die Uhr, es war kurz vor drei, die Sonne verschwand zusehends hinter dem Kamm. Nachdem ich mich schon auf der eisigen Querung ausreichend geplagt hatte, entschied ich mich intuitiv gegen ein Weitergehen. Zwar war die Kletterpassage trocken, am Kamm befanden sich aber einzelne ausgesetzte Stellen und vereiste Felsen. Spätestens als ein Wanderer mit Pickel hinaufstürmte und eine Slowakin uns im perfekten Englisch ohne Steigeisen davon abriet, war für mich klar, dass mir das Gelände bei diesen Witterungsverhältnissen zu riskant war. Außerdem befanden sich auch bei der ersten Steilstufe weiter unten nasse Felsen am Weg, die mit der Abkühlung am Abend rasch vereisen würden.

Bild 17: Bereits am Rückweg.

Ich bereute, die Spikes, die ich prinzipiell dabei hatte, kurz vor dem Abmarsch noch ausgepackt zu haben, nachdem sonst niemand Eisen dabei hatte und Steigeisen nicht auf der Ausrüstungsliste standen. Das nächste Mal kommen sie unbedingt in den Rucksack, wiegen nicht viel und im Zweifelsfall sehr willkommen.

Bild 18: Andrea und Elisabeth bei der Querung.

Bild 19: Der untere von beiden kleinen Seen im Cervena dolinka.

Bild 20: Slowakisches Erzgebirge, die Hügelketten weiter links befinden sich schon nahe oder auf polnischem Staatsgebiet.

Bild 21: Originelle Beschilderung vor der Hütte.

Zum Abendessen gab es Nudeln mit Bolognese-Soße und (leider) Chili-Bohnen. Die Hüttenruhe wurde eingehalten.

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