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25.07.18 Martin-Busch-Hütte (2501m) - Saykogel (3355m) - Hochjoch-Hospiz (2412m)

Eckdaten:

  • Wegführung: Martin-Busch-Hütte (2501m) - Saykogel (3355m) - Hochjoch-Hospiz (2412m)
  • Länge: 9 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1000 hm
  • Gehzeit Gesamt: ca. 6 Std.
  • Weginfos: I am Nordwestgrat, ausgesetzte Querung Westflanke, 2-3 luftige Stellen Nordwestgrat

Der Tag mit dem "Muss-Gipfel", Schlüsseltag für mich, Ursache für erhöhte Anspannung davor.

Los gings wieder gegen 8.00, Csaba ging voran und nach fünf Minuten trocken: "Der Guide geht voran und hat sich schon verlaufen...." Da sind wir dann quer über die Wiese zum Weg gestapft. Frühzeitig bildeten sich die ersten Quellwolken, blieben aber harmlos.

Bild 1: Ziegengehege mit zwei Murmeltieren, die dort ihre Ruhe hatten.

Bild 2: Dunstiger Blick Richtung Vent das Niedertal hinab.

Bild 3: Wir aber wandern zunächst Richtung Similaunhütte.

Mit Gletscher Hauslabkogel, mittig Saykogel (3355m), rechts Sennkogel (3400m).

Der Weg zieht lange leicht ansteigend am Osthang des Saykogel-Sennkogel-Kreuzkogel-Kamm entlang, ideal zum Eingehen.

Bild 4: Die Similaunhütte (3019m) ist am Talschluss zu erahnen, vom unteren Niederjochferner ist nichts mehr übrig.

Bild 5: Rast in der Sonne mit Rückblick zur Hütte und zu den Diemkögeln.

Bild 6: Similaun (3606m), davor der brüchige Marzellkamm und der noch intakte Teil des oberen Niederjochferners.

Bild 7: Am mäßig steilen Südostgrat ist bereits die erste Gruppe Richtung Saykogel unterwegs.

Bild 8: Meterdicke Eispanzer.

Dann geht es zunehmend steiler in ein blockiges Kar hinein und über fein schottrige/erdige Rinnen und Blockwerk weiter. Hier hieß es dann auch wieder Helm aufsetzen.

Bild 9: Steil, aber durchwegs unschwierig hinauf.

Bild 10: Westliche Marzellspitze (3529m), Similaun, rechts übers Joch das Hasenöhrl (3257m) und Zufrittspitze (3439m), beide Ortler-Gruppe.

Schließlich erreichten wir den immer breiten Südostgrat, wo sich der Steig steil in etlichen Kehren auf feiner Erde hinaufwindet. Bei Nässe sicher unangenehm schmierig, sonst viel angenehmer als über Blockwerk. Dann ist die Scharte südlich vom Gipfel erreicht.

Bild 11: Blick von der Scharte auf den Hauslabkogel (3403m) links und Fineilspitze (3516m) hinten.

Ganz rechts sieht man den Steinschlagferner sowie ein Teil des Hintereisferners.

Rechts der ausgedehnte Hochjochferner, der einmal bis zur Schöne-Aussicht-Hütte (2842m) gereicht hat. Dort war ich Anfang August 1999 mit meinen Eltern oben, leider im Nebel, aber ich kann mich noch erinnern, dass der Gletscher viel weiter hinabreichte als dieses Mal.

In der Scharte zweigt ein anfangs unangenehm erdig-steiler Steig zum Gipfel ab, der weiter oben wieder einfacher wird und eher wenig ausgesetzt ist. Das Unbehagen blieb unbegründet. Mir fehlte noch das Vertrauen in diesem Terrain in meine exzellent haftenden Bergschuhe (Salewa Midtrainer GTX), mit denen ich nie rutschte. Erleichtert am Gipfel angekommen blieb ich wohl als Einziger relativ unentspannt, denn ein Berg ist erst bestiegen, wenn man gesund im Tal angekommen ist. Von oben sah man auf den steilen, blockigen Nordwestgrat, der nicht sonderlich einladend wirkte.

Bild 12: Rekordverdächtig hoch: Alpen-Margerite (Leucanthemopsis alpina) am Gipfel des Saykogels (3355m, in anderen Kartenquellen 3360m)

Dahinter der Obere Rofenberg (3010m) und dahinter Kesselwandferner. Vorne rechts der Kreuzferner.

Bild 13: Im Westen Vernaglferner, Kesselwandferner, Guslarferner und Vernagtferner auf einem Blick.

Bild 14: Auf Südtiroler Seite vorne Hohe Wiegenspitze (2978m) und Wiegenspitze (3119m), dahinter Hasenöhrl und Zufrittspitze.

Bild 15: Durchgucker zum Monte Cevedale (3769m, links, Gipfel verdeckt) mit Zufallferner, rechts Monte Pasquale (3553m).

Vorne dunkel Mittlere Pederspitze (3462m) und Schildspitze (3461m), dahinter rechts Punta Pedranzini (3599m) und Pizzo Tresero (3594m) in 50km Entfernung in den südlichen Ortler-Alpen.

Csaba erkannte schon beim Schlussanstieg eine gewisse Unsicherheit bei mir in diesem Terrain und so ging ich das restliche Stück hinauf und anfangs hinab hinter ihm. Zunächst zurück in die Scharte, dann die technisch einfache, aber recht ausgesetzte Westflanke entlang zum größtenteils breiten Nordwestgrat. Gerda meinte nach der Besteigung des Vorderen Brochkogels, dass mir das Kraxelgelände eh nicht gefallen hätte, aber tatsächlich habe ich überhaupt nichts gegen Kraxeln. Unabhängig davon, dass ich die Hochtouren bis dahin an einer Hand abzählen konnte und wenig Übung im Blockgelände hatte, habe ich vor allem Mühe mit meiner Körperwahrnehmung, welche durch den 10kg schweren Rucksack aus der Balance gebracht wurde. Komplett schwindelfrei bin ich auch nicht, wobei das eher von der Tagesform abhängt.

Bei manchen Stellen im Abstieg wars dann schon recht ausgesetzt, mal links mal rechts, ein ganz kurzes Stück auf beiden Seiten. Da bekam ich schon weiche Knie, die berüchtigte "Nähmaschine" (Kniezittern), aber Csaba leitete mich sicher über alle ausgesetzten Stellen hinweg und ließ mich auch mal kurz hinsetzen. Nur nicht hudeln. Wie immer, wenn ich nervös war, wurde ich redseliger.

Bild 16: Im Abstieg hinter unserem Guide, vorne ist Franz schon auf und davon.

Bild 17: Dann war es geschafft und das Gelände wurde wieder einfacher.

Ich schwor mir, mit meiner Rückkehr nach Wien auch wieder regelmäßiger bouldern, um die Herrschaft über mein Körpergefühl zurückzugewinnen, die ich schon hatte und die letzten eineinhalb Jahre teilweise verloren hatte, weil ich fast ausschließlich alleine ging und anspruchsvolles Gelände vermied. So gesehen freute ich mich über jedes positive Erlebnis und die Saykogel-Überschreitung zählt selbstverständlich dazu.

Bild 18: Der riesige Hochjochferner ist noch in vergleichsweise gutem Zustand.

Bild 19: Bernina-Gruppe: Piz Morteratsch (3751m, 86km), davor Piz Murtaröl (3180m) in der Umbrailgruppe (Ortler-Alpen), rechts Piz Tschierva (3546m)

Bild 20: Weiter unten sparten wir uns ein paar Meter Schotterpfad und fuhren ein Schneefeld ab.

Bild 21: Kesselwandferner, das Nährgebiet noch vollständig schneebedeckt.

Bild 22: Hochjoch-Hospiz (2412m) in Sichtweite, rechts die Wildspitze.

Bild 23: Bitte freundlich lächeln!

Bild 24: Der fiese Gegenanstieg, aber länger als 45min wars dann nicht mehr.

Bild 25: Über die Brücke.

Bild 26: Nochmal steil und oben kurzzeitig versichert.

Bild 27: Fineilspitze im Abendlicht.

Bild 28: Weißkugel (3738m) mit Wolkenhaube, Langtauferer Spitze (3528m) noch frei.

Die Bewölkung ist insgesamt eher unaufgeräumt, ein paar Stratocumulus bzw. niedrige Cumulus humilis, in der Höhe Cirrusbewölkung bzw. hohe Altocumulusfelder, die die Annäherung eines Höhentrogs andeuten. Ich prognostizierte daher den Folgetag (Donnerstag, 26.7.) als nicht mehr ganz so stabil wie die Vortage.

Bild 29: Langtauferer-Jochferner

Dessen Verbindung zum Hintereisferner ist schon seit längerem abgerissen, hier reichen die aperen Stellen bis Gipfelniveau hinauf. Die Schneeauflage rechts bleibt dennoch beeindruckend.

Bild 30: Eberrauten-Greiskraut (Senecio abrotanifolius subsp. tiroliensis) neben der Hütte.

Hochjoch-Hospiz: Kann man erst nach 3 Bier fehlerfrei aussprechen, mit Abstand beste Hütte. Hüttenwirt gut aufgelegt, konnte ohne Aufpreis einen halben Liter Apfelsaft in meine Wasserflasche füllen, als Vorspeise war die Eierflockensuppe ein Gedicht, danach ein zarter Schweinsbraten mit Kartoffeln und Sauerkraut und als Nachspeise eine Art Mousse au Chocolat und Straciatella. Der könnte auch Haubenkoch sein ... auch das Frühstücksbuffet war vorzüglich. Dazu bequemes Bettenlager. Meine Anspannung war weg und ich schlief mehrere Stunden durch.

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