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18.05.18 Rundwanderung um Garda, Gardaseeberge

Eckdaten:

  • Wegführung: Garda - Monte Pomo (172m) - Monte Bre (303m) - Monte Are (379m) - Monte Luppia (416m) - Monte Toel (383m) - Garda - Rocca del Veccia (291m) - Garda.
  • Länge: 22,9 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 760 hm
  • Reine Gehzeit (inkl. Fotografierpausen): 6 Std. 45min

Der Beweis, dass man auch mit niedrigen Mugeln eine stattliche Runde zusammenbringen kann. Anlass war der gemeinsame Familienurlaub in Garda. Nach fünf Tagen beeindruckender, aber auch menschenangefüllten Städtebesichtigungen (Bardolino, Sirmione, Malcesine, Torri del Bénaco, Verona, Venedig) brauchte ich wieder einen Bewegungsausgleich in der Natur. Ich startete um 9.30 am Hotel del Olivi in Garda, mit der Vorgabe, erst auf die Hügel rund um den Monte Luppia zu gehen, wo ich am Vortag einen Track von Outdooractive fand, der die Besichtigung prähistorischer Felszeichnungen beinhaltete. Vom Monte Luppia weg wollte ich spontan entscheiden, ob ich nach Torri absteige oder auf weitere Hügel - in Abhängigkeit von der labilen Wetterlage mit angekündigten Gewittern. Vor allem ging es mir aber darum, nach fünf Tagen Asphalt und Gebäuden endlich Botanik zu sehen.

Bild 1: Am Ufer der Touristenstadt Garda mit kleinem Hafen.

Garda gehört zur Provinz Verona und zur Region Venetien. Im 5. Jahrhundert wurde eine Burg - die Rocca di Garda -auf einem Festplateau über dem Ort errichtet und im 16. Jahrhundert zerstört. Von 1904 bis 1956 gab es eine Haltestelle an der Bahnstrecke Verona - Caprino/Garda. Heute ist es vor allem ein beliebtes Urlaubsdomizil von Deutschen und Engländern.

Bild 2: Monte Bre und Monte Are bauen sich mit ihren steilen Felswänden nordwestlich von Garda auf.

Der Uferweg verjüngt sich in Bildmitte zu einem schmalen Kiesbereich, bei dem man sich bei Wellengang schnell nasse Füße holt.

Bild 3: Hinter dem Steg wird der Uferbereich schmal.

Um diese Zeit war das andere Ufer rund um Padenghe, Moniga und Manerba noch klar zu erkennen, die Luft sehr sauber. Das sollte sich über Mittag aber ändern.

Bild 4: Segelboot und glasklares Wasser.

Bei Wassertemperaturen um 16 bis 17°C war Baden nur etwas für Hartgesottene.

Ich bog rechts ab und ging zur Straße hoch. Links neben der Leitplanke verläuft ein schmaler Fußweg bis zur Halbinsel Punta San Vigilio. Etwas vorher überquerte ich die Straße und stand am Anfang eines markierten Weges Nr.3 Richtung 'Graffiti', womit die Felszeichnungen gemeint sind.

Bild 5: Am Beginn von Weg Nr.3 - herrlicher Bewuchs.

Der Weg verläuft recht breit bis zu einem Sattel, dort erregte eine nicht markierte Abzweigung meine Aufmerksamkeit. Der Waldsteig war gut ausgetreten, allerdings musste ich gefühlt durch tausend Spinnweben durch, was ein wenig Überwindung kostete. Kurze Zeit später stand ich auf meinem niedrigsten Bergipfel überhaupt:

Bild 6: Dem Monte Pomo mit 172m Höhe, knappe 107m über dem Seespiegel.

Von dort ein genussvoller Ausblick zum Sasso mit dem Rocca di Manerba (216m) am Westufer. Dieser war schon vor über 7000 Jahren besiedelt. Die Römer errichteten einen Tempel zu Ehren der Göttin Minerva, die Venezianer auf dessen Grundmauern eine Burg, von der heute noch ein paar Mauern sichtbar sind.

Bild 7: Perückenstrauch (Cotinus coggyria)

Bild 8: Aus anderer Perspektive, die Felswand von Manerba ist das markanteste Landschaftsgebilde im Süden des Gardasees.

Bild 9: Felszeichnungen

Über das Alter sind sich die Archäologen offenbar nicht ganz einig. Sie stammen aus der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter und wurden in freigelegten Gletscherschliff eingeritzt. Hier sind Segelschiffe zu sehen.

Bild 10: Und hier im unteren rechten Bildbereich ein Pferd oder Nutztier.

Bild 11: Vom Gletscher glatt geschliffene Felsen.

Nach den Felsen folge ich einem mehr oder weniger gut markierten Steig Richtung Monte Bre, teilweise recht verwachsen und offenbar nicht oft begangen, sonst hätte ich nicht andauernd Spinnweben im Gesicht und auf den Armen gespürt.

Bild 12: Gelegentliche Felskanzeln sorgten für atemberaubende Ausblicke auf die Bergwelt des Westufers.

Rechts thront der Monte Pizzocolo (1581m), im Einschnitt dahinter Monte Carzen (1507m) und der Monte Castello di Gaino (870m) ganz rechts vor den Blättern. Ganz links die Selvapiana (965m). Der runde Buckel in Bildmitte ist der Monte Lavino (906m).

Bild 13: Im Vordergrund die Punta San Vigilio, eine Landzunge zwischen Garda und Torri del Benaco.

Sie besteht aus der Kirche San Vigilio aus dem 13. Jahrhundert, und der Villa Guarienti di Brenzone, sowie einem kleinen Hafen. Im Jahr 1540 wurde die Halbinsel vom Humanist Agostino di Brenzone erworben, der dort eine Villa sowie eine heute noch erhaltene Zypressenallee errichten ließ (unterer Bildrand).

Weiter oben erwischte ich irgendwo die falsche Abzweigung und landete bei einem Grundstückszaun. Weitere Abzweigungen verloren sich im Gebüsch.

Bild 14: Hier querte ich kurz in einen Olivenhain und ging am Rand bis zum Ende des Stacheldrahtzauns, der sich zum Glück umgehen ließ.

Weiter oben arbeitete ich mich wieder auf schmalen Steigen zum höchsten Punkt des Monte Bre (303m) vor, ohne Aussicht, und ein Stacheldrahtzaun verhinderte eine einfache Überschreitung des Rückens. Irgendwie fand ich aber wieder auf den regulären, markierten Pfad zurück.

Bild 15: Blick auf die Bucht von Garda, rechts der Rocca di Garda mit der Rocca Vecchia (291m) rechts und der Eremo di San Giorgi (305m) links.

Im Hintergrund der Monte Pastello (1127m) am Osthang des Etschtals. Hinter der Boschi della Rocca ragt der Monte Moscal (427m) bei Affi heraus, dessen schroffe Felsen am Osthang schon weitem ein Blickfang sind. Im Monte Moscal befindet sich eine Bunkeranlage der NATO, die im Fall eines Krieges mit den Staaten des Warschauer Pakts Dreh- und Angelpunkt für militärische Operationen hätte sein sollen.

Bild 16: Kretische Zistrose (Cistus creticus)

Bild 17: Im Bereich des Monte Are (379m) mit herrlich blühenden Spornblumen (Centranthus ruber).

Bild 18: Dreizahn-Knabenkraut (Neotinea tridentata)

Bild 19: Zypressen am Weg zum Monte Luppia.

Bild 20: Zwischendurch zur Abwechslung mal wieder Markierungen.

Bild 21: Am Monte Luppia (416m), höchster Punkt meiner Wanderung.

Bild 22: Erste Schauerzelle über den Bergen östlich vom Etschtal.

Noch ist sie harmlos, weil relativ flach, aber in der Umgebung begann es ebenfalls zu quellen.

Bild 23: Feinblatt-Lein (Linum tenuifolium)

Bild 24: Dreizahn-Knabenkraut (Neotinea tridentata)

An einer Ruine vorbeikommend gehe ich weiter zum Monte Toel, der über unmarkierte Steige ereichbar ist und völlig einsam daliegt.

Bild 25: Rückblick vom Monte Toel (383m) auf den eben überschrittenen Monte Luppia.

Der Abstieg vom Monte Toel ist unfreiwillig etwas rustikaler geraten. Ich folgte dem in der Kompasskarte (die ziemlich für die Fische ist) eingezeichneten grau-strichlierten Weg vom Kamm nach Norden, der in den markierten Weg einmünden sollte. Allerdings wurde die Spur immer schmaler und verlief noch einige Zeit neben einem gut drei Meter hohem Zaun, bis sie im dichten Gebüsch endete. Der Zaun begrenzte ein Lamagehege. Ich muss wohl so überrascht dreingesehen haben wie die beiden Lamas gegenüber, die interessiert die Köpfe hoben. Also schlug ich mich weglos durchs dichte Unterholz, das leider in dieser Region ein paar robustere Dornengewächse aufzuweisen hat als bei uns. Gut, dass ich die lange Wanderhose anhatte, aber ich spürte die Dornen trotzdem. Irgendwie wuselte ich mich die knappen dreißig Meter zum offiziellen Wanderweg hinunter.

Bild 26: Am Westufer nehmen die Quellungen über den Bergen unterdessen zu.

Genau gegenüber die Isola del Garda, eine der Inseln vom Gardasee, dahinter liegt San Felice del Benaco. In der Bucht sieht man die dichten Häuseransammlungen von Salo, welches bereits zur Lombardei zählt. Salo wurde bereits von den Römern als Pagus Salodium gegründet.

Ab hier konnte ich mich entscheiden, ob ich nach Torri abstieg und am Ufer entlang zurückging oder weiter unterhalb durch die Olivenhaine zum Ausgangspunkt. Ich wählte die dritte Option: Teilweise am Hinweg durch den Wald zurück, weil es da schattiger und kühler war. Zudem war es noch zu früh für die Menschendosis am Uferweg. Letzendlich ging ich dann ohnehin etwas anders als vorher, weil ich wieder andere Steige erwischte, sodass sich eine schöne Runde ergab. Getroffen habe ich bei dieser Runde nur wenige, durchwegs junge Menschen, zwei Mountainbiker, ein Pärchen und einen Läufer.

Bild 27: Am frühen Nachmittag wurde die Fernsicht immer schlechter.

Der Blick Richtung Bardolino ist schon recht dunstig, links sieht man den ausgreifenden Ambossschirm einer Gewitterwolke - zum Glück im Respektabstand.

Bild 28: Noch einmal vorbei am Gletscherschliff.

Zurück am Sattel zwischen Monte Pomo und Monte Bre folgte ich einem unmarkierten Waldweg, der stellenweise etwas schmäler und verwachsen war. Er führte mich auf einen breiten markierten Weg, der beim Castei endete, einem älteren Bauwerk, über das ich nichts gefunden habe.

Bild 29: Rückblick vom Castei zum Monte Bre.

Bild 30: Prächtige Gewitterwolke, am Weg ins Reifestadium.

Das gegenüberliegende Ufer erscheint sehr dunstig und bei genauerem Hinschauen sieht man auch eine wie mit dem Lineal gezogene Dunstobergrenze. Darunter ist die Luftfeuchtigkeit offenbar sehr hoch, darüber sind die Konturen deutlich klarer. Dieses Phänomen habe ich in den Tagen am Gardasee schon öfter beobachtet und auch beim ersten Besuch vor über 10 Jahren kann ich mich an die sehr dunstige Luft über dem See erinnern. Offenbar wird hier die feuchte Grundschicht aus der Poebene mit dem starken Südwind (Taleinwind) advehiert. Weshalb die Feuchteschicht genau diese Mächtigkeit erreicht, bleibt mir mangels aussagekräftiger Messwerte ein Rätsel. Möglicherweise ist sie im Hochsommer mächtiger, wenn die Wassertemperaturen höher sind. Anfang bis Mitte Mai wirkt der Gardasee eher noch stabilisierend und so blieben die Schauer und Gewitter auf die angrenzenden Berge beschränkt.

Bild 31: Punta San Vigilio mit der Baia delle Sirene (Bucht der Sirenen), die als schönste Badebucht vom Gardasee gilt.

Bild 32: Blick nach Garda, in der Höhe hat es sich deutlich bewölkt.

Die Bewölkung ist dabei sehr diffus und eher konvektionshemmend. Die Gewittergefahr war damit vorerst gebannt. Die Ursache der Bewölkung waren evtl. Ausbreitungsschichten der sich auflösenden Gewitterzelle weiter östlich. So genau lässt sich das auch anhand von Satellitenbildern nicht mehr rekonstruieren.

Bild 33: Hafen und Lokalmeile von Garda.

Bild 34: Wellenbrechen.

Bild 35: Fauler Nachmittag.

Zurück in Garda beschloss ich noch, auf den Rocca di Garda zu gehen. Dort war ich zwei Tage vorher schon mal im Zuge einer kleinen Wanderung von Garda nach Bardolino. Zuerst ging ich zur Einsiedelei St. Georg (Eremo di San Giorgio), 1663 gegründet, die aber recht geschlossen aussah.

Bild 36: Über die Einfriedungsmauern der Einsiedelei hinweg ein dunstiger Blick Richtung Bardolino.

Bild 37: Pyramiden-Hundswurz (Anacamptis pyramidalis), eine seltene Orchidee, am Rocca di Vecchia.

Diese habe ich bisher erst einmal gesehen, und zwar am Hohen Hengst am Schneeberg. Der markante Felsen bietet außerdem schöne Blicke auf den Gardasee (mehr dazu in einem anderen Wanderbericht) und beinhaltet ein paar ruinöse Mauern einer Festung, die hier vor 1000 Jahren stand.

Bild 38: Im Norden Monte Lenzino (479m) und Bandiera (460m) mit felsigen Abbrüchen.

Bild 39: Unser Hotel (das linke Haus, zu dem zwei Ferienwohnungen rechts oberhalb gehören).

Darunter verläuft die Straße zwischen Garda und Albisano/Torri.

Bild 40: Die Altstadt von Garda.

Bild 41: Bläuling-Art (Lycaenidae spec.)

Track

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