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17.01.18 Parsch - Gaisberg - Zistelalm: 20. Tour seit März 2017

Eckdaten: Ludwig-Schmederer-Platz - Gersbergalm - Gaisbergspitze - Zistelalm; Abstieg mit Bus, 840hm, 6,8 km, 1h 45min bis Gipfel

Fünf freie Tage und jeden Tag Sauwetter in Aussicht. Was soll ich machen? Gaisberg, eh klar. Blick aufs Radar, die Schauerlinie wird eintreffen, wenn ich eintreffe. Vorm Umstieg auf den 6er noch schnell in die Bäckerei, die Verkäuferin hat so einen schönen, sofern ich es richtig identifiziert habe, Tiroler Akzent.

Als ich um 13.46 aufsteige, ist es noch trocken, der Hiesl liegt verlassen da, keine Katzen. Ab Gersbergalm steigt vor mir ein zweiter auf, ohne Stecken. Er ist schnell unterwegs, selbst als bereits früh Schnee am Weg liegt. Bis zum Forstweg ist es eher eine gemütliche Stapferei bei rund 10cm Pulverschnee. Nur an einer Stelle brauche ich mehrere Anläufe, weil sich unter dem Schnee nur hartgefrorener, angeeister Erdboden befindet.

Ab dem Forstweg wirds anspruchsvoll. Der Wind hat sich bisher vornehm zurückgehalten, der kräftige Schneeschauer ist bereits wieder durch. Kein Gewitter. Gewitter gab es heute nur vom Hausruck ost- und nordwärts sowie über Bayern. Die flachen Serpentinen in unterem Teil, beim letzten Mal schnee- und eisfrei, gestalten sich bereits mühsam durch erhebliche Verwehungen. Wobei es dort, wo nur wenig Schnee legt, glatt ist, und die Wächten immerhin mehr Grip geben. Die Holzleitern sind alle frei, zwei, drei sind vor mir gegangen, die Spuren allerdings schon ein paar Stunden alt und fast zugedeckt vom Neuschnee. Es stürmt herrlich und ich höre auf zu schwitzen. Sich danken für die Wahl der dickeren Handschuhe. Oben folgen noch zwei freiliegende Serpentinen, wo der Wind greift und sich schon die vorherigen beiden Male Blankeis befand. Hier sind die Tritte gut zu prüfen, bevor man hinsteigt. Dann bin ich schon bei der Antenne. Hier am nördlichen Gipfelbereich ist der Wind am kräftigsten und heult um die Antenne. Das kurze schmale Stück ist dank Neuschnee weniger ein Problem als vorher mit dem Kompaktschnee.

Nach 1 Std. und 46min treffe ich am Gipfel ein, gut 30min länger als zuletzt. Am Gipfel ist niemand, nicht einmal einer der verrückten Läufer, die sonst täglich hinaufgehen. Beim Heinz (Wirtshaus am Spitz) brennt Licht, das Kohlmayr's Gaisspitz ist geschlossen. Der Bus fährt bei Schneefall nur bis Zistelalm, deswegen steige ich ohne Pause ab. Die Straße ist kaum befahren und ich gehe am Rand bis zur Abzweigung zum Fußweg Richtung Zistelalm. Hier ist vor vielen Jahrzehnten die Zahnradbahn auf den Gipfel gefahren.

Der Abstieg zur Zistelalm ist ein Pulverschneegenuss und das erste Mal ärgere ich mich, dass ich nicht die Schneeschuhe mitauffizaht hab. Ab Forstweg hätte ich sie brauchen können und im Abstieg lag genug Schnee, um weglos durch den Wald zu gleiten. Um 16.00 treffe ich bei der Zistelalm ein. Statt eines Linienbusses steht ein Kleinbus vor der Haltestelle, ähnlich dem, mit dem ich zuletzt von Bischofshofen nach Hüttau fuhr. Der Fahrer ist kurz ausgestiegen und hat seinen Müll entsorgt. Als er mich sieht, bietet er mir an, die 35min bis zur Abfahrt im Bus zu warten - "sonst erfrierst ja". Ich bleibe der einzige Fahrgast.

Es entwickelte sich eine schöne Unterhaltung. So erfuhr ich zuerst, dass ich erst der sechste Fahrgast heute war und überhaupt der erste, der vom Gipfel kam. In der Früh hat er noch den großen Bus benutzt, aber dann wurde der Schneefall zu stark und mit dem kräftigen Wind war die Straße schnell zu. Zwei Mal hat er schon Ketten anlegen müssen. Dieses Mal kommen wir ohne Ketten hinab, weil kurz davor zwei Mal der Schneepflug durchfährt. Er fährt nur Gaisberg und Berchtesgaden (Linie 840) und an Chartersamstagen am Flughafen. Ab dem Frühling sei der Bus überfüllt, obwohl der längere Gelenkbuss genommen wird - zu viele Touristen. Ich dachte an die ehemalige Zugverbindung zwischen Salzburg und Hangenden Stein bzw. weiter nach Berchtesgaden, die bis 1938 bestand. Das würde das Problem überfüllter Busse lösen und wäre gleichzeitig eine reizvolle Touristenattraktion, vom Nutzen für die Bevölkerung als Pendlerbahn ganz zu schweigen. Aber in Österreich geht man lieber den amerikanischen Weg. Wozu öffentlicher Verkehr, wenn man genauso Auto fahren kann?!

Einen weiteren Punkt nannte der Busfahrer: Der öffentliche Verkehr in Salzburg müsste deutlich preiswerter sein, 1-1,50? pro Fahrschein höchstens statt ab 2? aufwärts wie derzeit. Die Fahrt auf den Gaisberg kostet 3,60?, für eine vierköpfige Familie hin und zurück sind das bereits knapp 29?, da fahren viele lieber mit dem Auto.

Da ich der einzige Fahrgast war, bot mir der Busfahrer an, mich kurz vor seinem Betriebswerk rauszulassen - dankeschön nochmals, das hat mir neuerliches Umsteigen erspart.

Bild 1: Unterhalb Hiesl.

Würde mich mal interessen, ob man auch über die Westrippe direkt aufsteigen kann. Das werde ich im Frühjahr mal erkunden.

Bild 2: Die Schauerlinie hat den Untersberg erreicht.

Bild 3: Minuten später ist auch das Salzburger Becken unter den Fallstreifen verschwunden.

Bild 4: So mag ich den Aufstieg ja.

Bild 5: Wächten im unteren Teil.

Bild 6: Der Aufschwung vom Forstweg (Rundwanderweg) zu den oberen Serpentinen.

Bild 7: Abgeblasene Wegstücke wechseln mit großen Wächten.

Bild 8: Ausstieg.

Bild 9: Und Gipfel. Erstmals alleine heroben.

Bild 10: Außer ein, zwei Autofahrern war auch am Parkplatz niemand zu sehen.

Bild 11: Salzburger Becken, die Wärmeinsel inmitten schneereichen Umlands.

Bild 12: Abstieg entlang der Straße.

Bild 13: Der Normalweg hat nur Tiefschnee anzubieten. Das Schneeschuhherz blutet.

Bild 14: Hier befand sich bis vor 90 Jahren eine Kehre der Gaisbergbahn (1887-1928).

Bild 15: Pulververgnügen auf der ehemaligen Trasse der Zahnradbahn.

Bild 16: Ich darf eine eigene Spur legen.

Bild 17: Reichlich Neuschnee für die Osterhorngruppe.

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