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18.03.18 Nockstein - Gaisberg - Gaisberg (Nr. 28 und 29 Gesamt)

Eckdaten:

  • Wegführung: Koppl Gniglbauer (654m, 9.40) - Nockstein (1042m, 10.52) - Weißbach (11.30) - Klausberg (902m, 12.00) - Gaisberg (1287m, 12.50) - Zistelalm - Oberjudenberg (13.45) - Kapaunberg (811m, 13.55) - Gersbergalm (755m, 14.10) - Gaisberg (15.15; Abstieg mit dem Bus)
  • Länge: 18 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1500 hm
  • Reine Gehzeit (inkl. Fotografierpausen): 5 Std.
  • Viecher: 1 kleines braunes Vögelchen, vmtl. Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)

Deprimierender Spätwinter. Im Zuge der zweiten markanten Kältewelle in diesem Winter bekamen weite Teile Ost- und Südösterreichs nennenswerten Pulverschnee, nur Salzburg blieb komplett trocken. Die immer noch milden zwei Tage davor schmolzen den Schnee weiter deutlich ab. Mit Schneeschuhen ist jetzt bis ca. 1500m nichts mehr zu holen, denn der tagelang von der Sonne aufgeweichte und später vom Regen durchnässte Schnee ist derzeit zu Beton gefroren. Viel liegt auch nicht mehr, jedenfalls nicht in der nördlichen Osterhorngruppe.

Dazu dann beständiger Hochnebel mit einer Obergrenze zwischen 1000 und 1300m, also gerade in Gipfelhöhe der salzburgnahen Berge (Gaisberg, Gurlspitze, Schwarzenberg, Lidaunberg, Filbling, usw.). Und eisiger Nordostwind, am Haunsberg zeitweise über 70km/h erreichend, bei Temperaturen zwischen -4 und -9°C. Bei keiner Wanderung habe ich bisher so gefroren wie bei dieser. Was soll man machen, wenn sich eine längere Anfahrt nicht lohnt, mangels qualitativem Schnee und/oder Aussicht? Richtig, auf den Gaisberg gehen, aber dieses Mal hatte ich mir eine besondere Runde überlegt, um Abwechslung hineinzubringen - darunter ein paar Routen, die ich vorher noch nicht kannte.

Ich fuhr mit dem Bus Richtung Bad Ischl bis Koppl Gniglbauer und folge zunächst einem unmarkierten Forstweg Richtung der Steinbrüche an der steilen Westflanke des Nockstein-Höhenzugs.

Bild 1: Nockstein mit Gipfelkreuz und deutlicher Bereifung.

Bild vom 14. März 2018:

Inzwischen habe ich nachgelesen, wie die ungewöhnlich steile Felswand vom Nockstein mit dem schroffen Aussehen zustande gekommen ist. Vom Mönchsberg aus gesehen setzt sich die steile Westflanke auch am Kühberg (711m) und Kapuzinerberg (633m) fort, die wie Gaisberg und Nockstein ebenfalls aus Dachsteindolomit zusammengesetzt sind. Es handelt sich hier um eine Überschiebungszone im Übergang zur Flyschzone (Heuberg, Gitzen, Haunsberg) mit einer Ost-West-Verschiebung am Nordrand der Nördlichen Kalkalpen.

Die Überschiebungszone setzt sich bis zum Hochstaufen bzw. Schober und Schafberg fort, wobei die Geländekante am Nockstein den Scheitelpunkt der sogenannten tirolischen Decke, auch Staufen-Höllengebirgsdecke genannt, darstellt.

Bild 2: Stummer Protest.

"Bei Errichtung der 380 kV-Leitung auf der derzeit geplanten Trassenführung wird dieser Wanderweg für immer gesperrt!"

Derzeit ringt die Landespolitik um eine Lösung. Es wird gefordert, das Gebiet dauerhaft zum Naturschutzgebiet zu erklären. Wünschenswert wäre es, immerhin handelt es sich um ein wichtiges Naherholungsgebiet - auch wenn die vom Individualverkehr kostenfrei benutzbare Gaisbergstraße und der Salzburgring bei Koppl wohl kaum im Sinne von Naturschutz sind und die Waldtiere damit unter Dauerlärmstress geraten.

Bild 3: Am Ostanstieg zum Nockstein, baldiges Eintauchen in eine bizarre Reiflandschaft.

Der Steig verjüngt sich bald und geht immer am Kamm entlang, mit netten Felstürmen am Wegesrand.

Bild 4: Hübsch anzusehen.

Bild 5: Blick von einer Felsnase zum Forstweg entlang der Steinbrüche.

Links oben befindet sich die Haltestelle beim Gniglbauer. Gnigl stammt von keltisch Glanicle, klares Wasser.

Bild 6: Unten grün, oben weiß.

Bild 7: Dann folgt ein kleiner Sattel vor dem finalen Aufschwung zum Nockstein.

Erste Schneereste sind links am Verbindungskamm zum Gaisberg zu erkennen. Sie dehnen sich allerdings nur ins Tal aus und nicht weiter hinauf.

Bild 8: Nockstein (1042m) an der Hochnebelgrenze.

Bild 9: Eine einzige Nacht bei Frost und Nebel hat für mächtige Reifnadelbildung gereicht.

Bild 10: Der Sattel.

Auffallend hier, dass der Boden selbst keinen Reif ausbildet. Das liegt an der Jahreszeit und der steigenden Wärmekapazität des Bodens, während alle Pflanzenteile über dem Boden an den Spitzen von den Frostgraden profitieren.

Bild 11: Gipfelkreuz in Sicht.

Bild 12: Bis hierher und nicht weiter.

Aussicht bietet der Gipfel heute keine, aber die Kontraste mit dem Reif machen das locker wett.

Bild 13: Wie hier.

Bild 14: Oder hier.

Danach folgte ich dem Forstweg Richtung Ortsteil Weißbach, der aus verstreuten Höfen besteht. Bis rund 800m Seehöhe haben sich einige Schneefelder erhalten, teils auch die Forstwege bedeckend. Die flache Senke rund um das Koppler Moor scheint einen effektiven Kaltluftsee auszubilden.

Bild 15: Die ersten Boviste schießen schon aus dem Erdreich.

Kurz vor Erreichen der Wiesenfläche sah ich am Forstwegrand an der Böschung einen winzigen braunen Vogel entlang hüpfen. Vermutlich ein Zaunkönig, das freut mich, denn ich habe noch nie einen gesehen. Für die Kamera war er leider zu hektisch.

Bild 16: Novemberstimmung.

Gegenüber der Klausenberg (902m), mein nächstes Vorgipfelziel am Südrand des Koppler Hochmoores. Links davon erheben sich Strumberg (981m) und Pitrachspitze (982m).

Bild 17: Erstaunlich, wie lange sich der Altschnee hier trotz frühlingshafter Werte in der Vorwoche gehalten hat.

Bild 18: Kammeis.

Der Überweg zum Klausberg ist eher fad, dafür wuchs hier massenweise Kammeis. Es entsteht durch das sehr feuchte Erdreich und Frostluft darüber. Das resultierende Dampfdruckgefälle zieht die Feuchte aus dem Boden und gefriert sofort.

Grundsätzlich festzuhalten ist, dass der Verbindungsweg von Weißbach zum Klausberg eher schlecht markiert ist. Es gibt ein paar neue Forstwege, aber keine Markierungen. Abseits der Hauptrouten am Gaisberg ist mir das schon öfter aufgefallen. Man sollte meinen, die Nähe zu einer so großen Stadt würde für mehr Wegerhaltung sorgen. Offenbar nicht.

Vom Klausberg geht es wieder direkt am sehr schönen Kamm von Südosten auf den Gaisberg, vorbei an der Gaisberghöhle, einem Schlund.

Bild 19: Ab etwa 1000m wird die Schneebedeckung mehr, aber gut griffiger Betonschnee ohne Einsinken.

Bild 20: Bei der Nockstein-Kehre (1182m).

Bild 21: Rund 30-40cm Altschnee haben sich erhalten.

Zum Schluss packte ich die Spikes aus, weil der festgetretene Schnee doch etwas rutschiger war. Die letzten 30 Höhenmeter zum Gipfel nützen sie dann nichts mehr, weil trotz mäßigem Dauerfrost die Märzensonne die oberste Schicht des Altschnees aufweicht und rutschig werden lässt.

Bild 22: Am Gipfel angekommen blinzelte die Sonne durch den Hochnebel, wirklich überragend war die Fernsicht aber nicht.

Ich hielt mich nur kurz auf, um endlich einen Schluck aus meiner Thermoskanne zu nehmen, und stieg dann über die ehemalige Zahnradbahntrasse zunächst zur Zistelalm ab. Ab der Zistel konnte ich die Spikes wieder wegpacken.

Bild 23: Lange Zapfen bei der Zistelalm.

Beim Gehöft Oberjudenberg betrat ich dann wieder Neuland. Bisher dachte ich, es handle sich nur um einen Zufahrtsweg zum Hof, weil ich nie auf die Wegweiser geachtet hatte. Tatsächlich verläuft hier der Weitwanderung E04. Er biegt direkt am Hof scharf rechts ab.

Bild 24: Eines von zwei Pferden, das vergebens auf Leckereien wartete.

Ein Schild mahnte "Vorsicht, bissiger Hund", doch der 15 Jahre alte Haushund Benno, ein großer Promenadenmischling, war nicht anwesend.

Der vermeintlich fade Verbindungsweg zur Gersbergalm entpuppt sich als durchaus kurzweilig.

Bild 25: Etwa durch die Sichtachsen zur Sendlwand mit wilden Zerklüftungen und Spuren von Felsstürzen.

"Die Aufwölbung des Gaisbergs führte zur Abbeugung mehrerer Flexuren an der Südwestseite des Berges, was zur Entstehung der Gaisbergwände im Plattenkalk führte." - Quelle: http://www.zobodat.at/pdf/MGSL_119_0325-0350.pdf.

Bild 26: Der eher spannungsarme Kapaunberg (811m) als kleiner Vorgipfel ist nun auch abgehakt.

Kapaun kommt wahrscheinlich von Kapphahn oder Masthahn. Entweder, weil der Berg wie ein Kapaun aussieht, oder weil dort bis zum 18. Jahrhundert Kapaune gezüchtet wurden. Unterhalb des Kapaunbergs befindet sich die berüchtigte Kapaunkurve, wo sich immer wieder Unfälle ereignen. Nach 1980 wurde die ehemals kurvenreiche Strecke begradigt. Wo sie vorher verlief, ist mir nicht ganz klar und es gibt auch nichts dazu im Netz.

Bild 27: Schönes ruhiges Weglein.

Abschnittsweise sind immer wieder Reste von Berg- und Felsstürzen zu sehen, mit zahlreichen Blöcken, die bis weit hinab ins Tal reichen. Dazwischen auch enge Gräben in Verlängerung der Gersbergmulde, ein Gebiet mit starker Grundmoränenbedeckung.

Dann ist die Gersbergalm erreicht. Ich schaute auf die Uhr, 14.10 - reichlich Zeit, um den letzten Bus um halb fünf am Gaisbergplateau zu erreichen. Ab hier folgte ich meinem Standardanstieg über die Serpentinen. Bis zum Rundwanderweg inzwischen vollständig schneefrei, auch danach begannen erst auf den letzten 100 Höhenmetern die kompakten Altschneefelder, aber großteils gut griffig. Die Spikes konnten im Rucksack bleiben. Zwischendrin überholte mich wieder ein Bergläufer mit den Salomon-Laufschuhen und griffiger Sohle. Hätte ich auch zuhause gehabt, aber ich wollte meine neuen Salewa MTN Trainer Mid-GTX Schuhe weiter eingehen, die künftig meine schweren Bergschuhe von Meindl ablösen werden.

Bild 28: Auch die sonst von Verwehungen lange schneebedeckte Flanke knapp unterhalb des Senders apert schon deutlich aus.

Die letzte Querung bis zum Gipfel ging dann leichter als erwartet, einige Geher vor mir hatten schon griffige Tritte in den Betonschnee gehauen.

Bild 29: Und das zweite Mal oben!

Damit die zwölfte Gaisberg-Besteigung im Jahr 2018 und die 29. insgesamt.

Nun hatte ich noch 1 Std. 10min Zeit bis zum Bus und kehrte beim Wirtshaus am Spitz ein, bei gutem Schönramer Bier und Brathendl auf Risotto. Verdienter Abschluss einer satten Tagestour.

Bild 30: Oida, i wü zruck ins warme Auto!

Bild 31: Szenenwechsel: Salzach bei Niedrigwasser.

Der Festungsberg besteht aus Dachsteindolomit, der Mönchsberg aus Nagelfluh.

Bild 32: Waschtag.

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