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03.03.18 Geführte Schneeschuhwanderung von Csaba und Alexandra: Dörfelmarkogel (1163m) im Holzäpfeltal, Lassingalpen (Ybbstaler Alpen)

Eckdaten:

  • Wegführung: Holzäpfeltal-Casari (9.30) - Ennsleitengraben - Froschbauersattel (12.05) - Kastnerkogel (1142m, 12.30) - Schneßlsattel - Dörfelmarkogel (1163m, 13.50) - Eselsattel (14.30) - Casari (16.15
  • Länge: 13,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 710 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 5 Std.

Die 16. Wanderung in diesem Jahr absolvierte ich gemeinsam mit 19 weiteren Schneeschuhgehern im Rahmen geführter Touren von Csaba und Alexandra mit Quartier in Wildalpen. "Anspruchsvolle Touren für ambitionierte Routiniers" hieß es im Tourenprogramm auf der Alpenvereinsseite. Nach 63 Schneeschuhwanderungen insgesamt fühlte ich mich dafür gewappnet. Weiters reizte mich die Region ungemein, weil sie öffentlich schwer erreichbar ist und genau die Mischung aus spektakulären Gräben, Hochflächen, unmarkierten Steigen und weglosen Abschnitten bietet, die ich kennen und schätzen gelernt habe.

Hinfahrt am Freitag über Wels, dort von Eva dankenswerterweise abgeholt worden, weiter über Windischgarsten und Hengstpass, den spektakulären Laussagraben nach Altenmarkt bei St. Gallen, weiter über Großreifling und Palfau nach Wildalpen. Fahrtzeit knapp zwei Stunden ab Wels, beeindruckend die riesigen zu Eis gefrorenen Wasserfälle im Laussagraben und die Dolomitschichten bei der Mündung ins Ennstal.

Wegen eines abgebrochenen Weisheitszahns, der mir fünf Tage vorher entfernt werden musste, stand die Teilnahme kurzzeitig auf wackligen Beinen. Zum Glück heilte die Wunde schnell und ich hatte an beiden Tagen keine Beschwerden. Das "in sich hineinhorchen und auf Körpersignale achten müssen" beschäftigte mich aber vor allem am ersten Tag sehr, denn gemäß den ärztlichen Anweisungen hätte ich noch eine strikte Sportpause einhalten müssen und ich hatte mich schon bewusst nicht für leichte Spaziergänge angemeldet.

Von dieser Hypothek abgesehen hatte ich keine Probleme beim Gehen. Ursprünglich war geplant, über Krumpenkogel, Baumkogel und Dörfelmarkogel auf- und abzusteigen und dann über den Graben zurück. Weil südseitig jedoch schon weitgehend apere Verhältnisse herrschten, drehten wir die Runde um und gingen zuerst in den Graben hinein, um dann zu entscheiden, wo wir aufsteigen konnten (ein Track der Tour befindet sich am Ende des Berichts).

Weil ich mich nicht bei allen vorstellen konnte: Ich bin gebürtiger Unterfranke, was man mir aber kaum anhört, weil ich seit 2004 in Österreich lebe. Für Wetter interessiere ich mich schon seit der Kindheit. Ich studierte 6 Jahre in Innsbruck Meteorologie, ging für den Job nach Wien und blieb dort bis 2017. Seitdem arbeite ich als Flugmeteorologe am Salzburger Flughafen. Ich wandere das ganze Jahr über, fotografiere gerne und schreibe immer einen bebilderten Wanderbericht nach (fast) jeder Tour. Mein Hausberg ist der Gaisberg (1287m), auf dem ich seit der Übersiedlung schon 25 Mal oben war (in Wien war ich am liebsten am Vogelsangberg sowie auf dem Gahns am Schneeberg). Wenn ich alleine unterwegs bin, mache ich alle Touren öffentlich - in Salzburg ist das zwar mühsam, aber möglich. Seit wenigen Jahren weiß ich von meinem Asperger-Syndrom - mich als Neuer in einer (großen) Gruppe zurechtzufinden ist für mich daher immer eine gewisse Herausforderung. Ich mache es trotzdem, weil man hier mit Gleichgesinnten unterwegs ist, und das finde ich immer wieder schön und anregend. Die einsamen Touren im restlichen Jahr sind mir für Ruhe und Ausgleich aber ebenso wichtig, weil ich nur so meine Energiespeicher wieder auffüllen kann. Fragen sind ausdrücklich erwünscht.

Genug Text, los geht's.

Bild 1: Wir parken mit vielen Autos beim Casari, dem letzten Gehöft im Holzäpfeltal.

Es ist bereits recht sonnig und deutlich milder als in der Woche davor, als einzelne Messstationen entlang der Salza Tiefstwerte bis -25°C registriert haben.

Bild 2: Csaba, unser Guide, spurt stets voraus.

Anfangs gemütlich auf geräumtem Forstweg, im Hintergrund Fadenkamp (1804m) und Hühnerkogel (1670m) vom Kräuterin-Stock.

Bild 3: Kleiner Kreuzberg (1367m) rechts, wir verlassen den Forstweg in die Talsohle.

Links die teilweise ausgeaperten Südhänge des Baumkogels (1165m).

Bild 4: Der erste Jackenauszieh-Stopp, richtig kalt sollte uns heute nicht mehr werden.

Bild 5: An den Westflanken der Kräuterin stoßen steile felsige Gräben ins Holzäpfeltal vor (Weißgraben, Scharfer Graben, Hennluckengraben).

Bild 6: Brandstein (2003m) und Kleiner Brandstein (1800m) im Hochschwabgebiet.

Bild 7: Csaba zeigt, wie man richtig angelt - Verzeihung, die Sonde mit einem Handgriff ausfährt.

Bild 8: In der Kehre verließen wir den Forstweg und erstmals wurde das Gelände anspruchsvoller.

Große Wächten hingen in den Graben, sodass man sich weit genug links halten musste.

Bild 9: Genug Platz zum Spuren war aber gegeben.

Bild 10: Der Ausstieg aus dem Graben war je nach Körpergröße und Schrittweite eine Herausforderung.

Alexandra, die gemeinsam mit Andi das Schlusslicht bildete, half uns mit dem ersten Schritt.

Bild 11: Beim Froschbauersattel gleich links hinauf, denn der Gipfel war nicht mehr fern.

Bild 12: Am namenlosen Gipfel mit Höhenkote 1142m, kurzerhand Kastnerkogel getauft (nach einer Teilnehmerin).

Im Hintergrund thront der Dürrenstein (1878m), in der rechten Bildhälfte von Ästen teilweise verdeckt der Goldspitz (1468m), auf dem ich von Neuhaus am Zellerrain kommend auch schon zwei Mal mit Schneeschuhen stand. Dahinter in strahlendem Weiß der Ötscher (1893m).

Bild 13: Nach Südosten: Mitterkeil (1837m) links und Kleiner Hochstadl (1835m).

Auffallend die von Südwesten aufziehenden Altocumulus stratiformis (mittelhohe Schichthaufenwolken), die Vorläufer der Warmfront am Folgetag waren.

Nach gemütlicher Rast und Feststellung, dass mein gemessener Puls von 125 nicht viel war, wenn der Ruhepuls bei 75 liegt, stiegen wir steil in einen kleinen Sattel und dann steil hinauf auf einen weiteren unbekannten Gipfel, der Umgebung wegen könnte man ihn Schneßlkogel nennen. Bei dieser ersten Steilstufe sah ich erstmals die Rutschtechnik von Csaba, wich aber in den Tiefschnee statt in die Spur aus, wie ich es die 63 Touren vorher auch immer gemacht habe. Dazu später mehr.

Bild 14: Vom Schneßlkogel bzw. beim Abstieg bietet sich dieser schöner Ausblick in die nördlichen Ybbstaler Alpen.

Direkt vor uns der Rothwald, der größte Urwaldrest des Alpenbogens und das einzige Wildnisgebiet Österreichs. Der erste Eigentümer war die Kartause Gaming, ab 1875 die Familie Rothschild, die 1875 beschloss, den Primärwald zu erhalten. Zumindest bis 2004 gab es hier auch noch rund 10 Braunbären.

Bild 15: Nach dem Schneßlsattel erneut steil hinauf.

Nach einem weiteren Sattel kommt die Schlüsselstelle ...

Bild 16: Ein felsiger Aufschwung mit unangenehmer Querung, weil der Schnee hier in der kräftigen Märzensonne bereits recht sulzig war und wegrutschte.

Bild 17: Am Dörfelmarkogel (1163m) wird man dafür mit diesem beeindruckenden Gesäuse-Blick belohnt

Großer Buchstein (2224m), St. Gallener Spitze (2144m) und Kleiner Buchstein (1990m). Im Vordergrund der Kamm mit Beilstein (1393m, mit der Felswand).

Bild 18: Nach Nordwesten zu Hochkar (1808m) und Ringkogel (1668m).

Bild 19: Im Südwesten in der Bildmitte der formschöne Lugauer (2217m), links in der Scharte lugt der Leobner (2036m) durch.

Rechts Gsuchmauer (2116m) und ganz rechts verdeckt Hochzinödl (2191m). Die länglichen Strukturen der mittelhohen Bewölkung mit abgeschliffener Oberseite deuten auf zunehmende föhnige Einflüsse (Altocumulus lenticularis) hin.

Beim Abstieg über die felsige Steilstufe vom Hinweg stoppe ich unsanft ab, weil ich mit dem linken Bein wegrutsche und ein stechender Schmerz im Oberschenkel folgt. Die resultierende Zerrung sollte mich am Folgetag noch beschäftigen. Sonst ist der Abstieg leicht, im Wald mäßig steil bis zum Eselsattel, mit kurzen Downhill-Einlagen. Vielleicht hätte ich Csabas Wanderführer zu Schneeschuhtouren in den Wiener Hausbergen (den ich 2013 kaufte) noch einmal genauer konsultieren sollen, denn dort hat er die Rutschtechnik im Telemarkstil gut beschrieben. Ich kannte es nicht und tat mir lange schwer damit, zumal nach der Zerrung die Kniebeuge lange wehtat. Am Ende des zweiten Tages hatte ich den Dreh dann langsam raus.

Bild 20: Am Eselsattel angekommen.

Von dort folgten wir zunächst dem Forstweg Richtung Ennsleitengraben, mit prächtigen Ausblicken.

Bild 21: Wie hier zum (Großen) Hochstadl (1919m).

Bild 22: Hier sind gleich mehrere namhafte Gipfel ineinanderverschlungen:

Ganz links Hinterer Polster (2057m), mittig vorne Gehart (1567m), dahinter Kleiner Grießstein (1857m, der flache Buckel), dahinter Großer Grießstein (2023m)

Bild 23: Wieser (1925m), Eisenerzer Griesmauer (2034m), Vordernberger Griesmauer (2015m) und TAC-Spitze (2019m).

Bild 24: Die Grießkögel und Brandstein rechts.

Bild 25: Gegenüber allseits dominant die Kräuterin, hier mit Hühnerkogel, Hochstadl, Mitterkeil und Kleinem Hochstadl.

Bild 26: Abkürzung über die Schneise im Hintergrund.

Bild 27: Auch weiter unten kürzten wir ein paar Kehren ab.

Bild 28: Immer dieser Paparazzis ;)

Bild 29: Durch die Wildbachverbauung.

Bild 30: Und mit strahlendem Sonnenschein im Bachbett zurück zum Ausgangspunkt.

Bild 31: Trackverlauf auf der AMAP

Die "gemütlichere" Tour am ersten Tag vor der langen Tour am zweiten hatte es trotz der geringen Höhenmeteranzahl in sich, insbesondere durch die teilweise steilen Gegenanstiege dazwischen, ein gelungener Einstand, der Vorfreude auf den zweiten Tag machte. Kleiner Wermutstropfen war allenfalls die chaotische Organisation im Hotel, die für unsere nachmittägliche Rückkehr viel zu wenig Essen anzubieten hatte. Mehr als ein Ei war für mich nicht drin und ich hatte einen riesen Hunger. Dafür war am üppigen Frühstücks- und Abendbuffet nichts auszusetzen.

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