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26.08.17 Ristfeuchthorn und Weißbachschlucht, Chiemgauer Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Schneizlreuth (516m, 9.30) - Ristfeuchthorn (1559m, 12.00) - Weißbach an der Alpenstraße (14.10) - Ende Weißbachschlucht (15.15) - Thumsee (16.00)
  • Länge: 18 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1300 hm
  • Gesamtgehzeit: 6 Std. 30 min, reine Gehzeit ca. 6 Std.
Ich wollte ursprünglich auf den Hochkönig (jaja, wollte ich schon öfter), aber nach dem Spätdienst am Vortag waren mir 1700 Aufstiegshöhenmeter zu viel. Die Tappenkarseehütte war leider auch schon voll, weil Wochenende und wahrscheinlich letztes Hochsommerwochenende in diesem Jahr. Dann entwickelten sich die Wettermodelle aber wieder negativer als noch 1-2 Tage davor und zeigten schon am Nachmittag ein deutlich steigendes Gewitterrisiko. Zeitgleich war ein Bekannter mit Freundin am Weg von der Mitterfeldalm zum Matrashaus, den ich nach Sichtung der neuesten Modelläufe noch über die steigende Gewittergefahr ab 16.00 MESZ informiert hatte.

Unerwartet für mich zogen bereits in der Früh in der Chiemseeregion bis Salzburg-Stadt erste Regenschauer und Gewitter durch. Damit wurde die, wenn überhaupt vorhandene, flache Bodeninversion frühzeitig ausgeräumt und es war schon am Vormittag drückend warm.

Bild 1: Ich starte nach unkomplizierter Fahrt mit dem 260er von Schneizlreuth

In allen Wanderberichten wird der Aufstieg von Schneizlreuth als sehr steil, schmal und teilweise abschüssig beschrieben. Daher wollte ich ihn nicht als Abstieg benutzen. In gewisser Hinsicht war diese Tour die Generalprobe für Gipfel mit ähnlich schmalen Pfaden wie Müllnerberg und Vorderstaufen ab Piding. Tja, bestanden. Hinter dem Gasthaus nach rechts und dann einem von Beginn an schmalen, kaum mehr als fußbreiten Pfad extrem steil hinauf. Für die Alpenostrandwanderer: Vergleichbar mit dem Aufstieg von Hirschwang zum Mittagstein (auf meiner Seite unter 2012 zu finden), aber deutlich ausgesetzter.

Bild 2: Stellvertretend für viele Wegpassagen:

Im Wald wurde der Steig breiter, bei Wiesenabschnitten dagegen schmal, überwachsen, man musste aufpassen, nicht danebenzutreten. Das Gelände fällt zuerst steil, dann senkrecht über Felswände ab.

Bild 3: Nach einer längeren Querung kommt die einzige Steilstufe, wo man ab und an die Hände braucht (I-), hier verborgen im Gras.

Bild 4: Die sonnenausgesetzte Schinderei wird bald belohnt mit sehenswerten Blicken zum Thumsee und Hochstaufen.

Nach der Steilstufe auf der Ostseite wird der Steig vorübergehend im Wald ein wenig flacher, um erneut anständig steil anzusteigen.

Bild 5: Die Südostflanke des Ristfeuchthorns, der Steig bleibt links der Rinne.

Bild 6: Hinterstaufen mit Gamsknogel (1750m), Zwiesel (1782m) und Zennokopf (1756m), mittig Mittelstaufen (1618m), rechts Hochstaufen (1771m) und Vorderstaufen (1350m).

Trailrunner gehen die Staufen-Überschreitung an einem Tag.

Bild 7: Evtl. Igel-Stäubling (Lycoperdon echinatum)

Bild 8: Nach 1 Stunde und 35 Minuten Gehzeit war die idyllisch gelegene Jagdhütte auf ca. 1260m erreicht.

Bild 9: Ausblick nach Südwesten: Leoganger Steinberge, Hohe Tauern und Loferer Steinberge (Großes Ochsenhorn, 2511m).

Rechts der Leoganger Steinberge Schrotkopf (2776m,57km) im Felbertal, rechts Kuhfeldhörndl (1942m) und Spielberghorn (2044m) in den Kitzbüheler Alpen.

Bild 10: Gegenüber die Reiteralm mit Alphorn (1711m) links.

Der restliche Aufstieg bleibt zeitweise schmal, aber gemütlicher. Bis zur Jagdhütte sind die gröbsten Schwierigkeiten, was das Gelände betrifft, überstanden. Begegnet bin ich bis dahin niemandem.

Bild 11: Müllnerberg mit vorgelagertem Gebersberg (links), an dessen Westflanke ein Klettersteig (A/B) durch die Reibwände führt

Bildern zufolge handelt es sich um eine lange Querung auf abschüssigen, schmalen Wegen, teilweise ist der ganze Hang abgerutscht. Absturzgefahr!

Im Hintergrund Osterhorngruppe mit Gaisberg links, rechts Untersberg und Lattengebirge.

Bild 12: Loferer Steinberge, im Vordergrund Achberg (1315m) und Unkenberg (Prechlerberg 1030m und Liedersberg 1025m), die den Kniepass flankieren.

Rechts die Loferer Alm, leider öffentlich schlecht angebunden, sodass sich höchstens eine knappe oder schnelle Tagestour ausgeht.

Bild 13: Hohe Tauern-Blick: im Dunst sah man auch schwach den Hochgasser.

Auffallend die zunehmende Quellbewölkung (11.50 MESZ).

Bild 14: Rauher Kranzenzian im Gipfelbereich des Ristfeuchthorns.

Bild 15: Doppelgipfel, am niedrigeren Punkt (1566m) steht das Gipfelkreuz.

Gleich vier Wanderer kamen mir beim Aufstieg ab der Abzweigung zum Gipfel entgegen, dann hatte ich wieder Ruhe bis kurz vor der Sellaralm.

Bild 16: Saalachtal mit Unterjettenberg in der Biegung, Panorama Ost:

Links schwach im Dunst der Dachstein in 65km Entfernung, weiter rechts Hoher Göll (2522m) und Hohes Brett (2340m),
mittig Schneibstein (2276m) über Kahlersberg (2350m, auffällige Spitze) bis Watzmann (2713m), weiter rechts Hochkalter (2607m).

Bild 17: Punkt 12 und der Blick nach Westen gefällt mir gar nicht.

In der Höhe nehmen die mittelhohen Wolken (Altocumulusfelder) zu, die die Anwesenheit eines Kurzwellentrogs andeuten. Im Hintergrund in Verlängerung zum Kitzbüheler Horn (1996m) sind anstelle der Hohen Tauern mächtige Quellwolken zu sehen. Laut Satellitenbild im Dreiländereck Südtirol-Osttirol-Salzburg.

Bild 18: Sonntagshorn (1961m), höchster Gipfel der Chiemgauer Alpen und fix auf meiner Liste.

Entweder finde ich einen bereitwilligen Autofahrer oder eben mit bike & hike ab Bad Reichenhall bis Steinpass. Dann über den Roßkarsteig von Osten hinauf und über Peitingköpfl und Unken zurück.

Bild 19: Leoganger Steinberge, rechts Türmende Quellwolken (Cumulus congestus bis Cumulonimbus capillatus).

Ich halte mich nur kurz oben auf, weil ich die Weißbachschlucht auch noch besichtigen will.

Bild 20: Im Abstieg immer wieder grandiose Blicke ins Saalachtal und zu den beiden Steinbergen.

Im Vordergrund der Wendelberg (959m), der Steinpass vom Saalachtal trennt.

Bild 21: Stellvertretend für den Abstiegsweg: Lange Querungen auf schmalen Pfaden.

Etwas Trittsicherheit schadet nicht. Bei Nässe gefährlich.

Bild 22: Sonntagshorn immer vor Augen.

Bild 23: Um 12.45 MESZ sind erste Regenschauer in der Tauernregion denkbar.

Der Abstieg ab Sellaralm bis Weißbach ist anfangs angenehm kühl und nicht allzusteil im Wald, dann entlang eines etwas faden Forstwegs bis zum Tal. Von der Pflanzenvielfalt insgesamt ein eher eintöniger Berg: Viele Nelken, verstreut Eisenhut und oben wenigstens Enzian.

Bild 24: Die 1949/1950 neu errichtete Filialkirche St. Vinzenz in Weißbach.

Bild 25: Dann ging es in die spektakuläre Weißbachschlucht, einem ehemaligen Triftsteig.

Zwar existieren Brücken, aber nicht überall gibt es ein Geländer oder Seilversicherungen. Etwas Trittsicherheit ist auch hier gefragt, zumal es verbreitet von den Hängen und Felsen herabtropft.

Bild 26: Ausgehöhlt.

Bild 27: Wild, schattig und vor allem kühl.

Bild 28: Eisenhut.

Bild 29: Wegführung.

Bild 30: Am Ende der Schlucht.

Zuletzt wurde es mal wieder ärgerlich, passiert mir derzeit nur in Deutschland. Man hat es leider nicht für nötig befunden, bereits zu Beginn der Schlucht darauf hinzuweisen, dass der Weg zum Thumsee gesperrt ist. Leider der einzige Zugang. Es war halb vier, der nächste Bus ab Schneizelreuth sollte erst um 18.11 gehen.

Bild 31: Trotz Absperrung versuchte ich mein Glück, aber hier war dann Umdrehen angesagt.

Bild 32: Spektakulärer Wasserfall am Ristfeuchthorn, vor allem im Frühjahr.

Mit 200m Fallhöhe einer der höchsten Wasserfälle Deutschlands.

Bild 33: Ich sehe keine andere Möglichkeit und hatsche dann zügig entlang der stark befahrenen Alpenstraße den Kilometer bis zur Abzweigung nach Thumsee.

Wissenswertes: Die Alpenstraße wurde bereits zwischen 1580 und 1590 in den Fels gehauen und war ein wichtiger Transportweg für das Salz, das in Reichenhall produziert wurde. In den Jahren 1934-36 wurde sie zur "Deutschen Alpenstraße" ausgebaut.

Von oben sieht man massive Sturmschäden am Osthang oberhalb der Weißbachschlucht, der Weg wird wohl noch länger gesperrt bleiben.

Bild 34: Unwetterschäden gibt es auch beim Steig über die Reibwände.

Gesperrt war außerdem der Soleleitungsweg ab Thumsee Richtung Kirchberg.

Wieder hat mich Scotty nicht richtig informiert. Die ÖBB-App zeigt zwar Busse ab Thumsee-West nach Bad Reichenhall, nicht aber den Bus um 16.00. Doppelt ärgerlich: Ausnahmslos alle anderen Busse fahren an allen Tagen zu allen Zeiten um '13 ab, nur samstags um 16 Uhr genau um Punkt. Jedenfalls verpasse ich den Bus um Haaresbreite und warte dann beim Seewirt an der Haltestelle. Weil dort gerade eine private Feier mit Opernsänger stattfindet, ist auch die Lust auf eine Einkehr vergangen.

Bis hierhin habe ich keinen Internetempfang mehr gehabt und konnte keine Wetterinfos abrufen. Um 16.00 ruft mich Martin vom Matrashaus an, es donnert bereits. Die Prognose hat genau gepasst. Das Gewitter ist noch südlich vom Hochkönig, zieht dann aber ab 17.00 über den Gipfelstock nordwärts.

Bild 35 und 36: Auf der Rückfahrt gegen 18.50 MESZ:

Mächtige Gewitterwolken über Dachstein und Totes Gebirge.

Der Altocumulus über Salzburg wird zahlreicher. Gleichzeitig nähert sich auch von Westen eine Gewitterfront. Schließlich löst es genau über Salzburg aus und um 20.00 MESZ zieht ein kleines Gewitter über Salzburg ostwärts. Der Schwerpunkt bleibt im Süden, was uns bis zum nächsten Vormittag lebhaften Talauswind beschert. Unwetterschäden werden dagegen von Mittersill bis Lofer gemeldet.

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