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29-30.08.17 Arthurhaus - Mitterfeldalm - Hochkönig und retour

Eckdaten:

  • Wegführung: Arthurhaus (1503m, 9.13) - Mitterfeldalm (1669m, 9.50) - Abzweigung Torsäule (ca. 2350m, 11.20) - Matrashaus (2941m, 14.30); Abstieg: 9.15-13.40 (Mitterfeldalm), 14.50-15.20
  • Länge: 20 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1700 + 300 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): 5 +5 Std.

Seit 2012 war mein großer Traum, endlich einmal auf den Hochkönig zu gehen. Jedes Jahr musste ich den Plan verschieben, mal mangels Mitwanderer, mal aufgrund des schlechten Wetters. Dieses Mal fiel mein Mitwanderer wenige Tage vorher ebenfalls aus, doch gab ich mir einen Ruck und ging - dank absolut stabiler Aussichten - alleine los. Zu verlockend die Aussicht auf einen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang am Matrashaus, dessen Hüttenwirt Roman ich durch das Gipfeltreffenforum kannte, und durch seine vergnüglichen, spannenden, tragischen und amüsanten Erzählungen auf seiner Webseite. Er wiederum verfolgte meine Wetterberichte. So schenkte er mir vor zwei Jahren einen Gutschein für die Übernachtung. Es stellte sich heraus, dass die beiden Tage die stabilsten der Woche sein würden. So gesehen auch ein wenig Glück, dass es endlich geklappt hat. Am darauffolgenden Wochenende fiel rund ein halber Meter Neuschnee. Die Bedingungen an jenem Dienstag erlaubten die Mitnahme meiner Canon EOS 700D samt Teleobjektiv, weshalb ich die Bilder in diesem Bericht auch ein wenig größer eingestellt habe.

Beinahe wäre der Bus in Bischofshofen ohne mich nach Mühlbach gefahren, weil er nirgends angeschrieben war. Sonst war die Anfahrt bis zum Arthurhaus problemlos. Im Salzachtal bis Pass Lueg noch sonnig, über den Pass eine abwärts strömende Nebelwalze, die mich an die berühmte Semmering-Nebelschlange erinnerte. Bis Mühlbach Hochnebel, am Arthurhaus sonnig.

Bild 1: Mein Bericht beginnt, wie könnte es anders sein, mit einem Viech.

Bild 2: Etwas oberhalb vom Arthurhaus bieten sich über den Hochnebel im Mühlbachtal die ersten Blicke zu den Hohen Tauern:

Im Vordergrund der Schneeberg (1921m), ein Ganzjahreswandergipfel im gutmütigen Gelände. Rechts dahinter Großes Wiesbachhorn (3564m), Hoher Tenn (3368m) und ganz rechts das Kitzsteinhorn (3203m).

In der linken Bildhälfte ganz spitz der Bernkogel (2325m), links dahinter von der Breitseite der Hohe Sonnblick (3106m), rechts folgt der Hocharn (3254m), den man auch vom NÖ-Dürrenstein sehen kann.

Bild 3: Nebelmeer im Salzachtal und Fritztal, darüber Dachstein.

Bild 4: Gegenüber Breitspitz (1804m) und Hochgründeck (1827m)

Im Hintergrund diverse Gipfel in den Niederen Tauern.

Bild 5: Das Nebelmeer brandet an die steilen Waldhänge.

Bild 6: Franzensenzian entlang des Weges ins Ochsenkar.

Bild 7: Tennengebirge.

Kurz nach den ersten Versicherungen treffe ich auf einen Wieselburger, Andreas, mit dem ich den restlichen Weg aufsteige. Weder plaudernd im Aufstieg noch konzentrierter im Abstieg nehme ich schmale erdige Rinnen wahr, die noch im Tourenbericht von wizi & brandi vom 4. Oktober 2011 beschrieben wurden (Bild 13 dort). Es stellt sich heraus, dass in den sechs Jahren seither die Rinne durch abgehende Schotterlawinen aufgefüllt wurde und damit nahezu eben verläuft.

Bild 8: Nach der schottrigen Querung folgt ein langer Aufstieg ins Ochsenkar, mittig die Torsäule (2588m).

Bild 9: Tennengebirge und Dachstein.

Kurz darauf schießt plötzlich zwischen Kleinem Bratschenkopf (2686m) und Torsäule ein Kampfflugzeug, die Chance Vought F4U-4 "Corsair" der Red-Bull-Flotte spektakulär das Ochsenkar hinab. Baujahr 1945, Höchstgeschwindigkeit 750 km/h, Dienstgipfelhöhe 41000ft.

Bild 10: Dank Andreas darf ich auch mal ins Bild.

Bild 11: Hier zweigt der unmarkierte Weg zur Torsäule ab, bei einem großen Stein befindet sich allerdings eine rote Beschriftung "Torsäule".

Bis zur ebenfalls rot signierten Marke 2350m sind wir zügig aufgestiegen, die Höhenluft habe ich bis dahin noch nicht gespürt, obwohl ich mich bereits höher befand als alle Gipfel in diesem Jahr. Der Steig wechselt im oberen Ochsenkar schließlich auf die andere, die kurzzeitig schattige Südseite und heißt ab da Schartensteig. Zwischen halb 12 und 12 lichtet sich unterdessen der Hochnebel im Tal.

Bild 12: Torsäule und Dachstein.

Bild 13: Hier beginnt die steilste Passage des gesamten Aufstiegs, sie ist aber nicht lange und mit umsichtigen Schauen ist auch nichts zu klettern.

Bild 14: In steilen Serpentinen windet sich der Schuttsteig zur Signalstange in der Bildmitte.

Bild 15: Dann ist das Hochplateau des Hochkönigs erreicht, wobei Plateau ein wenig übertrieben klingt angesichts der hügeligen Mondlandschaft.

Ab hier zieht sich der Weg gewaltig, noch gute drei Stunden bis zum Matrashaus und konstant über 2600m Seehöhe. Trotz guter Kondition musste ich immer öfter stehenbleiben und langsamer gehen. Laut Roman wird dieser Abschnitt immer wieder unterschätzt. Die Wanderer gehen zu spät los, geraten zuerst in die Hitze im Ochsenkar, auch weiter oben gibt es keinen Schatten, und eben die ungewohnte dünne Bergluft. Bei feuchteren Wetterverhältnissen nebelt es rasch ein, was sich vor allem psychisch auswirkt und auf die Motivation schlägt.

Bild 16: Ein Rückblick, etwa anderthalb Stunden nach der Abzweigung zur Torsäule (mittig). Rechts Kleiner Bratschenkopf, links Schoberköpfe.

Bild 17: Oberhalb eines Altschneefelds, unter dem es kräftig gluckerte.

Bild 18: Die kümmerlichen Reste der Übergossenen Alm, um 1888 waren noch rund 5,5 Quadratkilometer des Plateaus vereist. Seit 1872 hat der Ostgletscher 63 Meter an Mächtigkeit verloren.

Bild 19: Trügerische Nähe, dank Teleobjektiv, ganz rechts die mit Leitern und Eisenketten versicherte Passage durch den Riss aufs Gipfelplateau.

Bild 20: Tatsächlich befanden sich noch einige Gegensteigungen bis zum Matrashaus und weitere anderthalb Stunden Gehzeit.

Bild 21: Links Großer Hundstod (2593m), dann Kammerling (2506m), Hocheisspitze (2521m) und Hinterberghorn (2493m).

Hochkalter und Watzmann, wie zuerst vermutet, stünden weiter rechts.

Bild 22: Schlüsselstelle am Plateau ist der Abstieg in eine enge Schuttrinne, wo der Gletscher vollständig abgeschmolzen ist.

Bei Schnee und Eis könnte der Übergang recht unangenehm sein, so bleibt er harmlos.

Bild 23: Gletscherreste versorgen einen kleinen See.

Bild 24: Weiter oben ein größerer See.

Bild 25: Interessant dieses scheinbar schwimmende Schneefeld, das vollständig von Wasser bedeckt ist.

Bild 26: Moschus-Steinbrech (Saxifraga moschata) auf rund 2900m Seehöhe.

Bild 27: Rückblick auf den nicht mehr vorhandenen Gletscher

Bild 28: Dann folgt die Leiterpassage, im Abstieg mühsamer als im Aufstieg.

Bild 29: Am Einstieg der Passage, gegenüber der Große Bratschenkopf (2857m).

Nach guten fünf Stunden Gehzeit ist es geschafft bzw. bin ich es! In der Sonne ist es angenehm warm, es geht zunächst nur ein schwacher Wind.

Bild 30: Der Zentralglatscher zwischen Hochkönig-Gipfel und Lammkopf (2846m), mittig Hochsailer (2793m), gegenüber Birnhorn (2634m) in den Leoganger Steinbergen.

Im Hintergrund links zahlreiche Kitzbüheler Alpengipfel. Leider verhinderte der starke Dunst, mitunter den Rußpartikeln der kanadischen Waldbrände geschuldet, eine bessere Fernsicht in den Westen.

Bild 31: Grandlspitz (2307m) und Teufelshörndl (2522m), über die der Königsjodlersteig führt.

Zum Abstieg wird oft das Birgkar daneben benutzt, durchgehend Absturzgelände mit hoher Steinschlaggefahr. Der Königsjodlersteig ist extrem lang und schwierig und müde Kletterer unterliegen einer erhöhten Unfallgefahr (im Birgkar). Immer wieder kommt es hier zu Rettungseinsätzen.

Im Hintergrund Dienten am Hochkönig, mittig das zusammenhängende Gipfelgebiet aus Hundstein (2117m), Hochegg (2017m), Langegg (1898m) und Schwalbenwand (2011m).

Bild 32: Großer Bratschenkopf, dahinter Dachstein, rechts Niedere Tauern.

Bild 33: Im Vordergrund Schneeberg, dahinter das schmale Salzachtal, gegenüber das Gasteinertal, rechts das Rauriser Tal

Bild 34: Hochalmspitze (3380m, links) und Ankogel (3246m, rechts)

Im Vordergrund Höllwand (2287m) und Arlspitze (2214m).

Bild 35: v.l.n.r.: Großer Friedrichskopf (3134m), Georgskopf (3090m) und Petzeck (3283m), alle Schobergruppe

Bild 36: Kristallwand (3310m), Rainerhorn (3559m), Großvenediger (3666m), Hohe Fürleg (3243m)

Bild 37: Blick in Richtung Aufstieg Ostpreußenhütte.

Der erste Höhepunkt ist der Sonnenuntergang am Matrashaus.

Bild 38: Links die Glocknergruppe, rechts der Großvenediger.

Bild 39: Mit einsetzender Dämmerung nimmt der Westwind spürbar zu (soviel zum Thema romantische Bildbeschreibung ...)

Bild 40: Großes Kino.

Bild 41: Der Glutmugel geht im Wilden Kaiser unter.

Im Vordergrund links das Birnhorn (2634m), dahinter Treffauer (2304m), Sonneck (2260m), Ellmauer Halt (2344m), Ackerlspitze (2329m) und ganz rechts abgesetzt das Lärchegg (2123m).

In der Nacht wird mir der ungemein gute Nusschnaps von Roman zum Verhängnis, und die dünne Luft. Noch nie hab ich so hoch oben übernachtet. Mehr als drei Stunden unzusammenhängender Schlaf kommen nicht zusammen. Ab und zu höre ich den stürmischen Wind ums Haus heulen. Da ich ohnehin wachliege, überlege ich die Ursache und warum tagsüber kaum Wind ging. These: Tagsüber wird durch die Sonneneinstrahlung und Erwärmung der Talatmosphäre der schwache Wind in die Höhe gemischt, der Wind der freien Atmosphäre wird dadurch entkoppelt. In der Nacht sinkt die Entkopplungsschicht deutlich ab, in den Niederungen kühlt die Luft aus und der Wind der freien Atmosphäre streicht über die Gipfelkuppen am Plateau.

Bild 42: Sonnenaufgang über Totes Gebirge, Haller Mauern, Dachstein und Niedere Tauern (mit dem Bösenstein-Dreisteckenkamm angrenzend zum Dachstein in 100km Entfernung).

Bild 43: Kerzenlicht.

Bild 44: Morgenrot im Westteil des Hochkönigmassivs, Nebel im Saalachtal.

Bild 45: Endlose Felsenlandschaft.

Bild 46: Gegenlicht.

Roman gibt mir netterweise sein Stativ, obwohl er mit dem Frühstück für die weitgehend ausgebuchte Hütte genug zu tun hat. Danke nochmals! Beim nächsten Mal gelingen dann auch die entsprechenden Fotos. Als EOS-Neuling fehlt mir noch etwas die Routine bei den Einstellungen. Es war aber auch so beeindruckend. Nach dem Frühstück zeigt mir Roman noch die Hütte und wie die Strom- und Wasserversorgung und Entsorgung funktioniert. Spannend, wie alles zusammenhängt, wie oft der Hubschrauber an der berüchtigten Gipfelwolke oder am starken Wind scheitert und dass die Solarzellen auch im Winter genügend Strom liefern, weil der Neuschnee immer wieder abgeblasen wird. Nur sehr ungern bin ich gegen viertel zehn wieder aufgebrochen, um den langen Abstieg ins Tal anzutreten. Zu gerne hätte ich mich noch ein Weilchen unterhalten. Danke nochmal an Roman für die tolle Bewirtung, an seine Frau Jeni, die sich am Folgewochenende über Neuschnee freuen durfte, und an das nette Hüttenpersonal.

Im Abstieg lasse ich mir Zeit, zumal ich ein wenig arg müde bin und konzentrierter gehen muss. Die Leiterpassage ganz oben ist daher etwas mühsam, zumal die Stufen der Leiter recht glatt sind. Danach wird es aber rasch besser und ich finde allmählich zum routinierten Gehen zurück.

Bild 47: Zwei kurze Kletterpassagen im Aufstieg.

Bild 48: Die Gletscher- oder besser Altschneeseen.

Bild 49: In der Scharte, ab der erstmals das Matrashaus sichtbar wird (in der Gegenrichtung).

Bild 50: Wieder bei der Torsäule.

Bild 51: Der Steig quert im Schatten unterhalb des Kleinen Bratschenkopfs, dessen senkrechte Nordflanke nicht vertrauenserweckend aussieht.

Die 1500m-Temperatur ist gegenüber dem Vortag um 7 Grad auf rund 22°C gestiegen, es brennt regelrecht ins Ochsenkar hinein und ich bin froh, nur noch absteigen zu müssen.

Bild 52: An jenem Mittwoch zeigt sich das Fritztal hochnebelfrei.

In Verlängerung Tannkoppen (1678m) und Roßbrand (1770m), ein klasse Aussichtsberg.

Bild 53: Nochmals die brüchige Nordflanke mit Felssturzresten. Wann wohl der nächste Pfeiler abbricht?

Bild 54: Arabis caerulea (Blaue Gänsekresse)

Bild 55: Selten gesichtet, das Alpen-Leinkraut, in der Region auch Goldenes Verschreikraut genannt

Bild 56: Bekannter und verbreitet der Alpen-Steinquendel.

Bild 57: Torsäule von Südosten.

Bild 58: Die Schafe umgehe ich links.

Bild 59: Die Natur ist nicht zu bremsen.

Bild 60: Zahlreiche Grasberge wollen noch bestiegen werden.

Bild 61: Der Aufstieg zur Torsäule in der Nahaufnahme.

Dazu die Beschreibung von alpintouren.com:

"Ein schrofiges Felsband I- führt nordöstlich um den Hauptfels der Torsäule auf eine grasbewachsene Abflachung an der Ostflanke. Dort wird nun im Gras-Schrofengelände zur Nordostkante höher gestiegen. Eine Felsrinne I+ führt zu einer etwas ausgesetzten Rampe. Im nordseitigen Blockgelände wird in leichter Kletterei I bis II- westlich in Richtung Gipfel weiter geklettert. Man passiert die Durchgangshöhle aus der Südwand. Nach einer kurzen Kraxelei in einer schwach ausgeprägten Gipfelrinne I+ ist das Gipfelkreuz erreicht. Vorsichtiger Abstieg wie Anstieg - es sind keine wirklichen Sicherungsmöglichkeiten vorhanden."

Bild 62: Vierrinnenköpfe (2307m) unterhalb der Mitterfeldalm.

Bei der Mitterfeldalm kehre ich kurz ein, gehe dann aber weiter zum Arthurhaus und warte dort auf den Bus.

Bild 63: Almidylle.

Bild 64: Sattelköpfe (2526m), Gamsleitenkopf (2534m) und Vierrinnenköpfe.

Bild 65: Zum Abschluss noch ein Gipfelfoto.

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