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05.01.17 Sägemühle - Tourenskiroute - Annaalm (1293m) - Karnreit

Eckdaten:

  • Wegführung: Sägemühle (9.40) - Tourenskiroute - Annaalm (1293m, 12.10) - Karnreit (14.00) - Sägemühle (15.00)
  • Länge: 9 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 550 hm
  • Gehzeit: ca. 4,5 Stunden

Meine Hoffnung, dass durch die extrem tiefen Temperaturen der Feuchtegehalt der Luftmasse sinkt und damit auch die Flockengröße, hat sich nicht bewahrheitet. Es schneite mit wenigen Intensitätsschwankungen von früh bis spät mit großen Flocken durch. Klassischer Nordstau. Die Steirisch-Niederösterreichischen Kalkalpen zählen zu den unterschätztesten Neuschneeregionen der Nordalpen, insbesondere das Gebiet zwischen Hochkar und Göller erhält oft deutlich mehr Neuschnee als vorhergesagt. Außerdem schneit es stärker und länger.

Warum gerade die Sägemühle mehr Schnee erhält als Annaberg, analog auch Neuhaus am Zellerrain zu Zellerrain selbst, kann ich nur mutmaßen. Mir kam die Idee der virtuellen Topographie, gewöhnlich benutzt für das Inntal bei Warmfrontschneefall. Wenn das Tal bis Kammhöhe mit Kaltluft gefüllt ist, kann der starke Wind nicht hinabsteigen. Er streicht über das Tal hinweg als sei es Fels. Absinkende Luftbewegung ist nämlich mit Abtrocknung und Intensitätsverringerung verbunden. Sowohl Neuhaus als auch Sägemühle liegen in einer windgeschützten Senke, wo oftmals tiefere Temperaturwerte als in der Umgebung gemessen werden. Hier könnte also ebenfalls eine virtuelle Topografie die Abschwächung des Niederschlags bei starkem Wind verhindern.

Wir gehen anfangs so wie am Vortag. Als dann aber auf der von Tourengehern gefestigten Spur fünf Tourengeher an uns vorbei gehen, überlegen wir nicht lange und folgen ihnen kurzerhand. Unsere Spur wäre spätestens bei der großen Wiese zugeweht gewesen, von der folgenden Spurarbeit ganz zu schweigen.

Bild 1: Immer geradeaus.

Bild 2: Bei rund -14°C und starkem Wind wahrlich kein Vergnügen, im Sessellift zu sitzen.

Für die extremen Wetterverhältnissen nutzten dennoch recht viele Skifahrer das Pistenangebot.

Bild 3: Freier Skiraum im dick verschneiten Wald.

Bild 4: Auf der Piste bereits wenig unterhalb der Kammhöhe (ca. 1200m).

Bild 5: Interessante Schichten

Bild 6: Bereits etwas westlich von der Annaalm über die meterhohen Wechten.

Bild 7: Ohne Kommentar

Bild 8: Unaufhaltsam der freien Fläche entgegen.

Bild 9: Extrembedingungen

Die leicht bergab führende Querung am Kamm dauerte nur rund acht Minuten. Dabei wehte jedoch ein stürmischer Westwind mit unangehmen Böen. Er hatte es auch leicht dank der geschlägerten Fläche stromaufwärts. Bei -16 bis -17°C Lufttemperatur waren das die extremsten acht Minuten meiner jungen Alpinlaufbahn. Es zog selbst durch meine dicken Handschuhe durch und fror mir schier die Backen ab, die ich zwischen Sturmhaube und Sonnenbrille nicht vollständig bedecken konnte.

Bild 10: Abgewehter Schnee, der sich in jungen Gehölzen gefangen hat.

Bild 11: Bequemer und mit weniger Wind auf der Forststraße hinab bis zur ersten Kurve.

Bild 12: Was wäre Schneeschuhwandern ohne Hangabschneider?

Das hat uns so gut gefallen, dass wir nach zwei Abschneidern wieder entlang der Tourenskispur aufstiegen und ein zweites Mal den Hang hinabrutschten.

Bild 13: Sooo flauschig!

Bei nassem Neuschnee machts nicht gar so viel Spaß, bei hüfthohem Pulverschnee schon eher, ein Gehen wie im Weltraum (bei soviel Gewand an sowieso der reinste Raumanzug), durch die niedrigen Temperaturen wird die Ausrüstung auch nicht feucht. Es war einfach herrlich.

Bild 14: Bei zunehmendem Schneesturm schließlich über die Wiese

Dann hatten wir kurz überlegt, um die Wiese herumzugehen und über den Triebl ins Tal abzusteigen. Doch der Weg war völlig zugeweht und in der Ebene wieder mühsamer zu spuren. Sehr weit sind wir nicht gekommen, dann direkt am Waldrand kam wieder der eisige Wind (mit ansehnlichen Wächten) hinzu, sodass wir umdrehten und unsere bekannte Spur zurückgingen.

Bild 15: Wie am Vortag über den Hang hinab.

Die Spuren vom Vortag sind allenfalls zu erahnen, die Verwehungen blieben enorm.

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