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19.01.2016 - Opponitz - Wetterkogel - Amstettner Hütte - Oberland

Eckdaten:

  • Wegführung: Opponitz Busbahnhof (400m, 10.10) - Vorderstockreit - Oberstockreit (11.10) - Hochseeberg (787m, 12.35) - Wetterkogel (1115m, 14.00) - Thannscharte (14.30) - Amstettner Hütte (922m, 15.35-16.40) - Kasertal - Oberland Bf. (17.35)
  • Länge: 13km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 850 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 6 Std.

Eine Schneeschuhwanderung mit kleineren Veränderungen, angefangen vom nicht so sonnigen Wetter wie erwartet, über Schneemassen bei gleichzeitig großteils ungespurtem Gelände bis hin zu spontaner Streckenänderung und kürzerem Abstieg ins Tal bei einsetzender Dunkelheit.

Auch ein Novum: Jahrelang schleppe ich die Stirnlampe meist unnütz mit. Zuletzt hatte ich vorsorglich Batterien eingepackt. Dieses Mal hätte ich sie auf den letzten Kilometern gebrauchen können: Lampe geht nicht und Batterien lagen zuhause.

Wolfgang und ich fahren in knapp zwei Stunden nach Waidhofen/Ybbs und von dort mit dem Bus M01 Richtung Lunz am See bis Opponitz/Ybbs.

Bild 1: Rückblick zum Busbahnhof und die aufgelassene Ybbstalbahn-Haltestelle, dahinter Kogl (530m)

In Opponitz liegen die berichteten 40 cm Schnee. Der Himmel wird recht zügig von Stratocumuluswolken überzogen, was mir gar nicht gefällt. Der angekündigte Schneefall breitete sich wesentlich schneller nach Osten aus als erwartet.

Bild 2: Die ersten Forststraßenmeter sind dank Traktorspur noch bequem zurücklegbar.

Hier in der Kurve zweigt der markierte Weg im rechten Winkel zum Hang ab, im Tiefschnee waren die Markierungen jedoch vollkommen verschwunden.

Bild 3: Blick auf die Hornleiten, Hochegg (884m) und Schwarzenbachberg (961m)

Dann folgt eine kurze, komplett geräumte Asphaltstraße bis nach Oberstockreith.

Bild 4: Hochseeberg oder Hochseeburg?

Laut weiteren Wegweisern und Karte heißt es Hochseeberg.

Bild 5: Zwei weitere Schneeschuhberge: Links Friesling (1339m), rechts Oisberg (1405m)

Bild 6: Am Wegesrand

Bild 7: Blick auf Opponitz, das in einem schattigen Seitental der Ybbs liegt und vermutlich slawischen Ursprungs ist.

Bild 8: Ab Oberstockreith ist wieder Schluss mit geräumter Straße

Mühsame Spurarbeit ist angesagt:

Bild 9: Wolfgang spurt voraus.

Bei dem Wäldchen stoßen wir wieder auf den geräumten Forstweg, uns kommt gerade ein Traktorfahrer mit Schneeräumgerät entgegen: "Wo wollt's es hin heit?" - "Wetterkogel und Amstettner Hütte!" - "Uiiii!" Wie es Murphys Law so will, fährt er in Richtung unserer mühsam angelegten Spur zurück. *augenroll*

Bild 10: Der folgende Hang hat es in sich bei der Schneelage.

Bild 11: Umso erfreuter sind wir, als wir weiter oben wieder auf eine gezogene Spur stoßen.

Bild 12: Unterdessen häuft sich der Schnee auf rund 60 cm am Rand.

Bild 13: Blick zur Voralpe mit Stumpfmauer (1770m) und Tanzboden (1727m), rechts das Tagesziel Wetterkogel

Leider wird die Wolkendecke immer dichter und niedriger, hüllt bereits den Gipfelbereich der Voralpe ein.

Bild 14: Aber auch kontrastarmes Wetter hat seine Reize, richtig in Szene gesetzt.

Bild 15: Bis Hochseeberg reicht die Spur, dann ...

kommt eine ältere Bewohnerin aus dem Haus, nachdem uns der aufmerksame Hund angekündigt hat. "Wo geht's hin?" - "Amstettner Hütte." - "Da is aber ka Spur?!" - Nach so viel Verwunderung stellen wir recht bald fest, warum es keine Spur gibt ...

Zunächst folgen wir dem Wegweiser Richtung Wetterkogel, auf dem gleichzeitig "nicht markiert" steht, was zur Folge hat, dass mein GPS am Handy ausnahmsweise mal sehr hilfreich ist und uns den Abschneider zum Steinbruch in der Forstwegkehre richtig leitet.

Bild 16: Bis dahin ist es jedoch eine mühsame und teils auch steilere Stapferei durch den Tiefschnee.

Ein kurzes Stück ist noch geräumt, ehe wir bei der Jagdhütte auf den nächsten weglosen Wegweiser Richtung Wetterkogel stoßen, der ab jetzt nun auf den Kamm führt.

Bild 17: Ab hier wäre ohnehin nicht mehr gespurt gewesen.

Bild 18: Es folgt Schwerstarbeit, erschwert durch ausgeprägte Wächtenbildung am nordseitig ausgerichteten Kamm, der die volle Dröhnung Westwind abbekommen dürfte.

Zwischen den Wächten ist der Schnee teilweise abgeblasen, manche sind recht kompakt gepresst, bei anderen sank man bis über die Knie ein. Wir kommen nur noch langsam voran.

Bild 19: Zu zweit spuren ist nicht ganz so effektiv

Normalerweise spuren bei Tiefschnee die ersten zwei, manchmal drei. Heute kommt hinzu, dass der gefallene Pulverschnee auf keiner Altschneegrundlage liegt, d.h., mit jedem Schritt nimmt man die gesamte Tiefe der Schneedecke mit. Wenigstens Pulver weniger anstrengend als nasser Neuschnee oder Sulzschnee, und trocken blieben meine Füße auch.

Bild 20: Der Gipfel naht, es wird felsiger.

Rückblickend war der Kamm flacher als ich erwartete und vergleichsweise problemlos zu gehen.

Bild 21: Kurz vor Erreichen des Gipfels wird es immer winterlicher.

Bild 22: Nach fast vier Stunden sind wir am Gipfel angelangt.

Aussicht gibt es wetterbedingt leider kaum noch, es fängt im Gegenteil leicht zu schneien an. Die Gipfelhöhe wird übrigens auf der Tafel und bei den Einheimischen mit 1111m angegeben, was am 11. November entsprechenden Ansturm auslöst. Mit den GIS-Karten von Niederösterreich nachgemessen, ergeben sich jedoch die in der AMAP und Kompasskarte angegebenen 1115 m.

Bild 23: Unser zweites Gipfelziel wäre der Hirschkogel (1078m) gegenüber gewesen ...

Dazwischen liegt allerdings noch die Thannscharte auf 970 m Höhe.

Bild 24: Der Abstieg - ein absolutes Tiefschneefeeling

Hier hat es den ganzen Schnee hingeblasen, entsprechend ist es zwar bequemer als hinauf, aber dennoch eine Kraftanstrengung. Zudem ist es wegen dem dichten Wald nicht möglich, auf dem eingezeichneten Steig zu bleiben, der direkt am Kamm zur Scharte hinunterleitet. Wir kommen zu weit links ab, d.h. zu weit südlich ...

Bild 25: Riss am Hang

.... und stoßen auf einen Forstweg, der knapp unterhalb der Scharte nach Westen führt.

Bild 26: Großes Schneemaul:

Wie bereits erwähnt, ist der gesamte Schnee hier in einem Stück als Pulverschnee gefallen, darunter befindet sich blanker und lange Zeit nicht gefrorener Erdboden. Entsprechend besteht nur eine sehr schlechte Bindung des lockeren Pulverschnees zum Untergrund. An einem südseitig exponierten Hang wie hier, selbst im Wald, kann die Sonneneinstrahlung entsprechend zu gefährlichen Grundlawinen führen, die die gesamte Schneedecke abrutschen lassen, und teils Erdreich und Steine mitreißen.

Auf Höhe der Thannscharte haben wir parallel die gleichen Gedanken: Zu viel Schnee, zu mühsam die Stapferei sowohl in der Ebene, aufwärts (als auch bei flacher Hangneigung abwärts). Angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit, es ist bereits halb drei, und wir wollten eigentlich den Zug um 16.19 in Gaflenz erreichen, beschließen wir den Hirschkogel auszulassen und auf kürzestem Weg zur Amstettner Hütte zu gelangen.

Bild 27: Wir entscheiden uns für den Hang unmittelbar bei der Scharte zum Queren bis zur nächsten Forststraße

Bild 28: Über die steile Böschung bequem hinunter

Das mäßig steile Gelände war ideal für ein bisschen Abfahrtsvergnügen, die Böschung kann man sich durch den Graben im Hintergrund ersparen. Aber wie man auch auf den Forstweg gelangt ...

Bild 29: ... weitere Spurarbeit blieb uns nicht erspart:

Die nächsten 1,5 km haben es noch einmal in sich, knietiefer Schnee.

Bild 30: Skulpturen

Bild 31: Bei einer markanten Haarnadelkurve gehen wir relativ eben weiter durch den Wald, bis wir wieder auf den markierten Weg treffen.

Bild 32: Tiefster Winter

Bild 33: Und nach letzter Wühlerei endlich am markierten Weg, von einem Skitourengeher verziert.

Bild 34: Um 15.40 treffen wir schon etwas geschlaucht an der Hütte ein.

Die nachfolgende Stunde auf der Hütte möchte ich nicht großartig kommentieren. Der Wirt möge künftig besser nüchtern bleiben und aufhören, seine Abneigung gegen Schneeschuhwandern Gästen zum Ausdruck zu bringen, die nur dank Schneeschuhe heraufgekommen sind.

(Symptomatisch für den restlichen Gesprächsverlauf):

"Es gibt Christen, Islam, es gibt Putin, wer hat Recht?"

Schweigen.

"Ich meinte Buddhismus, nicht Putin."

Bild 35: Als wir aufbrechen, ist klar, dass wir den Zug um 17.19 nicht mehr erwischen. Obwohl wir uns gegen den längeren Abstieg ins Bürgertal nach Gaflenz und für die geschlossene Skipiste ins Kasertal entscheiden.

Kurz zur Erklärung: Zwar liegen 50-60 cm Pulverschnee, aber eben ohne fundierte Unterlage. Ein paar Schwünge mehrerer Skifahrer und sie kratzen am blanken Waldboden. Für Schneeschuhe dagegen kein Problem. So kommt es zum denkwürdigen Augenblick, dass am Rand der Piste drei Tourengeher aufsteigen, während wir Schneeschuhwanderer auf der Piste "abfahren" ;)

Bild 36: Zügig ins Tal hinab.

Um ca. 17.35 treffen wir am Bahnhof Oberland ein, dessen Zugangsweg in der Dunkelheit nicht auffindbar war und wir etwas umständlich unter einen Holzzaun kriechen mussten...

Bild 37: Abschließend der Track von den weglosen Passagen:

Trotz der Wetterverschlechterung eine durchaus vergnügliche Tour mit echtem Tiefschneewinterfeeling, wie man es nur selten bekommt.

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