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09.07.16 Von Neuwaldegg nach Königstetten

Eckdaten:

  • Wegführung: Neuwaldegg (10.50) - Dahaberg (507m) - Exelberg (516m, 12.05) - Schutzengelberg - Scheiblingstein (508m, 13.30) - Hirschberg - Tulbingerkogel (494m, 15.10) - Königstetten (17.00)
  • Länge: 18,6 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 670 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 5 Std.

Ein unbeständiger Vormittag und eher freundlicher Nachmittag, dachte ich angesichts der Wetterprognosen. Leider hab ich dabei nicht synoptisch gedacht. Zwar war es korrekt, dass am Morgen noch die meisten Schauer niedergingen, aber entlang der West-Nordwestwind-Konvergenz bildeten sich auch tagsüber weitere mächtige Quellwolken und vereinzelte Schauer. Für die Fernsicht gen Westen war aber das größte Problem die Absinkinversion unter zunehmenden Keileinfluss. Dadurch quoll das Gewölk seitlich aus und schlazte den Himmel dauerhaft zu. Sei's drum, mein Blick richtete sich ohnehin meist auf den Boden.

Los ging es an der Endstation des 43ers in Neuwaldegg.

Bild 1: Zunächst die Schwarzenbergallee entlang.

Etwa auf Bildhöhe wachsen Massen an Walderdbeeren, aber weil hier auch viele Leute ihre Hunde Gassi führen, traute ich mir nicht zu, diese anzufassen. Mich begleiteten hingegen Himbeersträucher auf der nahezu gesamten Wegstrecke, für leckeren Proviant war gesorgt.

Bild 2: Zur Beruhigung der Nerven Johanniskraut.

Bild 3: Echt-Steinklee (Melilotus officinalis)

Bild 4: Rotes (Indisches) Springkraut (Impatiens glandulifera)

Bild 5: Klebriger Salbei (Salvia glutinosa)

Ich ging über den Hanslteich weiter zum Dahaberg, den ich über den nicht eingezeichneten, aber noch markierten Weg (vgl. Bericht vom 24. April 2016) erreichte. Der Sichtpflock am Gipfel war zugewachsen.

Bild 6: Am Exelberg (516m) steht dieser Grenzstein neben dem Forstweg.

Den Sichtpflock und Vermessungsstein hatte ich am 24. April zwar fotografiert, trotzdem wurde ich skeptisch, ob nicht hier der höhere Punkt war.

Bild 7: Die nächste Etappe zur Sofienalpe führt über freie Wiesen.

Bild 8: Nach Osten zu links der Gallitzinberg mit Jubiläumswarte sowie Satzberg, in der Senke die Wiener Westeinfahrt über Hütteldorf

Bild 9: Vor mir Hochbruckenberg (497m) und Franz-Karl-Aussicht.

Kurz vor den Gebäuden auf der Sofienalpe überquert man den Fahrweg und biegt nach links in den Wald ab. Teils gatschige Passagen wechseln sich mit gutem Fahrgelände ab.

Bild 10: Zwischendurch aber auch kopfhohes Gemüse.

Bild 11: An sich ein besonders idyllischer Wegabschnitt zwischen Schutzengelberg und Scheiblingstein

Würde er nicht direkt neben der vielbefahrenen Landstraße verlaufen, den vor allem Motorradfahrer und Rennwagenfahrer als Selbstbespaßungsstrecke nutzen. Auch deswegen: Ein zweites Mal würde ich diese Route nur mit Mountainbike wählen (habe allerdings keines).

Bild 12: Dann fand ich aber den Anlass für diese Routenführung doch noch:

Der römische Meilenstein aus dem vermutlich 4. Jahrhundert, er trägt keine Inschrift. Von Tulln verlief eine Römerstraße über Königstetten bis Exelberg nach Wien. Bereits 1324 wurde der Meilenstein erwähnt, im Mittelalter im Volksmund "scheiblige" (runde) genannt, und Namensgeber des Scheiblingsteinbergs. Ein größerer Meilenstein, der zwischen Königstetten und Tulln gefunden wurde, und im Auftrag von Kaiser Macrinus 217/218 gesetzt wurde, befindet sich jetzt im Eingangsbereich der Pfarrkirche von Königstetten.

Bild 13: Die Bodenkonvergenz bleibt hartnäckig

Mächtige Quellwolken sind weiterhin unterwegs, aber mittelhohe ausgedehnte Wolken deuten auf eine Sperrschicht hin. Vor plötzlichen Gewittern muss ich mich heute nicht fürchten.

Bild 14: In Scheiblingstein biege ich auf den Forstweg ab und wähne mich hier am Gipfel

Entweder ist es dieser Baumstumpf oder der gegenüberliegende, was höheres hab ich nicht gefunden. Die Markierungen ("1") sind auf diesem Abschnitt recht neu und weichen etwas vom Wegverlauf auf der Kompasskarte ab.

Bild 15: Rückblick vom Scheiblingsteinberg auf Schutzengelberg und Exelberg links hinten.

Bild 16: Scheinbar endloser Wienerwald.

Bild 17: Zwischen Scheiblingstein und Hainbuch wird der Wald immer wienerwäldlerischer.

Zum reinen Buchenwald gesellen sich immer mehr Eichen und erste Hainbuchen.

Bild 18: Vom dichten Gemüse zurück in den Wald.

Bild 19: Wenn gerade kein Motorradfahrer vorbeirast, herrscht absolute Ruhe.

Bild 20: Kleine Prunelle (Prunella vulgaris)

An Hainbuch gehe ich schnell vorüber, das Gasthaus Radlherr hat wegen Urlaub geschlossen.

Bild 21: Weiter nun am Planetenweg

Bild 22: Polyporaceae petasus - der Gemeine Hutschwamm

Bild 23: Täubling, daneben befand sich ein zweiter größerer mit blauer Oberseite

Bild 24: Hasenlattich (Prenanthes purpurea)

Bild 25: Wie angemalt

Bild 26: Der Kreislauf des Lebens.

Aus einer alten umgefallenen Baumwurzel wächst ein neuer Baum.

Für mich war der letzte Abschnitt ab Hainbuch definitiv der schönste am gesamten Weg, ein Laubmischwald, wie er schöner nicht sein könnte.

Bild 27: Aufstieg zur Leopold-Figl-Warte, Sicht nach Süden gleich Null.

Bild 28: Blick Richtung Weinviertel.

Bild 29: Sowie Richtung Waldviertel

Bild 30: Glockenblume

Bild 31: Abstieg nach Königstetten

So ein genialer, schöner Wald!

Bild 32: Drei Farben dominieren

Bild 33: 3-Wetter-Tough

Bild 34: Wurzel mit Gesicht

Bild 35: Schönheit der Natur

Bild 36: Königstetten mit gotischer Pfarrkirche (ab 1415 erbaut), Turm 1643 fertiggestellt.

Ich raste eine Weile mit unverstellten Blick ins Tullnerfeld. Beim Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass in 15 min der nächste Bus ginge. Den hätte ich gerade noch so erwischt, aber ich will hier nicht hetzen. Es ist zu schön und ich hab keine Eile mit der Rückkehr.

Bild 37: Abstieg

Bild 38: Wald- und Wiesenidylle

Bild 39: Rauschige Paarungszeit, auch Doppelbock genannt.

Bild 40: Ohne Worte

Bild 41: Gegenüber des ehemaligen Lesehofs (1083-ca.1820) des Kloster Göttweigs wacht eine scharfe Glückskatze.

Bild 42: Schlusspunkt

Am Marktplatz beende ich meine Wanderung. Die etwa 40 min Wartezeit stören mich überhaupt nicht, so kann ich den Direktbus zurück nach Neuwaldegg nehmen. Die anderen Fahrgäste werden zwar unruhig, weil wir in Unterkirchbach fast 20 min stehen, aber laut Fahrplan waren 15 min ohnehin vorgesehen. Der Busfahrer war allerdings nicht begeistert, als ich sagte, dass ich die gesamte Strecke mitfahren will. Wenige Tage vorher hat nämlich die VOR von Zonentarife auf Pauschaltarife umgestellt. So kann ich leider nicht mehr bis zur Kernzonengrenze lösen, obwohl ich eine Jahreskarte der Wiener Linien besitze. Die Variante über Tulln mit Umstieg in den REX nach Heiligenstadt hätte allerdings nur 80 Cent weniger gekostet.

Bereut hab ich die Fahrt aber nicht. Sowohl bei den engen Serpentinen von Königstetten zum Eichberg als auch vom Exelberg hinab nach Neuwaldegg ergeben sich nochmals tolle Blicke ins Tullnerfeld bzw. nach Wien.

Obwohl ich seit fast sechs Jahren in Wien liebe, habe ich den Flysch-Wienerwald abseits der Stadtgrenze bisher kaum besucht. Etwas, das sich jetzt weiter ändern wird, denn diese Langstreckenwanderungen (und ich blieb dieses Mal eher am unteren Rand) mit ständigem Auf und Ab machen mir Spaß und mein Interesse für Botanik wurde geweckt. Davon abgesehen finden sich zahlreiche andere Entdeckungen in dieser Region, es muss nicht immer der Schneeberg sein!

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