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27.07.16 - Rudolfshöhe (472m) und Laaberberg (530m)

Eckdaten:

  • Wegführung: Purkersdorf - Schöffelstein - Rudolfshöhe (472m, mit Aussichtswarte) - Baunzen - Laaberberg (530m) - Laab im Walde
  • Länge: 10 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 500 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): 3 Std.

Der Sommer 2016 ist schon verhext. Seit 2 Monaten hat man den Eindruck, dass es täglich wechselhaft und völlig unberechenbar ist. Manchmal auch unpraktisch, wenn man als Meteorologe mehr Infos zur Hand hat als Laien. Eigentlich wollte ich die Runde über den Lainzer Tiergarten ausdehnen und im Nachhinein wäre sich das bis Sonnenuntergang noch unbehelligt von Gewittern ausgegangen. Hinterher ist man immer klüger. Dazu später mehr.

Bild 1: Ich starte mit der Schnellbahn in Purkersdorf Zentrum

Gleich zu Beginn verpasse ich die richtige Abzweigung zum Blätterdach, das namentlich nicht in meiner Karte eingezeichnet war. Stattdessen also nicht vom Graben herauf, sondern der andere Steig, auf dem ich erst eine Kindergruppe mit Aufsicht überholen muss. Nachdem ich das endlich überstanden hatte ...

Bild 2: ...fühlte ich mich am Weg etwas in die Enge getrieben ...

Bild 3: Bei der nächstbesten Gelegenheit zweige ich vom markierten Weg ab und gehe die Mountainbikeroute hinauf, bis ich wieder auf die Markierung stoße.

Bild 4: Großes Springkraut (Impatiens noli-tangere) mit unverwechselbarer Blütenform

Bild 5: Bald erreiche ich den Schöffelstein mit Denkmal für den Wienerwaldretter

Danach kommt der als Blätterdach bezeichnete Sattel, von dem ich zunächst immer direkt hinauf zur Rudolfshöhe ansteige. Oben kurz flach, mächtige wassergefüllte Traktorfurchen am Forstweg mit Kampfgelsenalarm.

Bild 6: Nach Osten sieht man normalerweise Wien:

Heute verhindert die extrem feuchte und dunstige Luftmasse über dem Wiener Becken jegliche Fernsicht. Die Dunstglocke behinderte überdies die Wolkenbeobachtung, um abzuschätzen, wann die Gewitter kommen.

Bild 7: Nach Westen zu rechts der Speichberg (487m, soll ein Gipfelkreuz haben), links der Feuersteinberg (507m), dazwischen am Horizont Jochgrabenberg (645m).

Bei guter Fernsicht würde man Göller, Reisalpe und Ötscher sehen. Somit ist klar, dass ich hier sicherlich in der kalten Jahreszeit nochmal aufkreuzen werde.

Bild 8: Vor der Warte lässt sich ein geduldiger Kaisermantel nieder.

Bild 9: Wurzelrübling (Xerula radicata)

Bild 10: Lamellen und schmaler Stiel.

Bild 11: Dann folgt ein schöner Waldabschnitt.

Bild 12: Im verschlafenen Nest Baunzen gefällt mir der Blick zum Himmel gar nicht:

Mittelhohe Gewittervorboten, zudem bilden sich jetzt immer mehr flache Quellwolken, die zunehmend in die Höhe wachsen. Die Unterseite ist allerdings nicht scharf abgegrenzt, sondern sehr wattebauschig, was Folge der allgemein feuchten Luftschichtung ist.

Der Laabersteig gehört eigentlich zum Weitwanderweg (444) und verbindet Grinzing mit Mödling. Im Sommer ist er allerdings von Baunzen weggehend völlig verwachsen, sodass ich einmal zu weit links, einmal zu weit rechts gehe. Bald sehe ich aber den im Wald problemlos zu gehenden und gut markierten Steig und wechsle vom hohen Gras (zum Glück blieb ich von Zecken verschont) hinüber.

Bild 13: Blutweiderich (Lythrum salicaria)

Bild 14: Industrieromantik südlich der Westautobahn, die unterquert wird.

Bild 15: Großes Ochsenauge (Weibchen)

Am Kamm angekommen sehe ich am mobil verfügbaren Wetterradar bereits die ersten Schauer und Gewitter südlich vom Wienerwald Richtung Gutensteiner Alpen aufziehen. Ich mache nur einen kurzen Abstecher zum wahrscheinlich höchsten Punkt am Laaberberg (530m), dessen Vermessungspunkt ich im dichten Gemüse nicht finde, und steige dann fluchtartig und verfrüht nach Laab im Walde ab.

Bild 16: Weidenröschen (Epilobium spec., evtl. E. hirsutum)

Bild 17: Arum maculatum (Gefleckter Aronstab), stark giftig, kann schon bei Berührungen Schmerzen verursachen.

Die Pflanzenteile enthalten Calciumoxalatkristalle. Diese sind vor allem bei Männern gefürchtet, weil sie in den Nieren zu Calciumoxalat-Steinen heranwachsen (häufigste Nierensteinart beim Mann).

Bild 18: Idylle am Abstiegsweg, im Hintergrund schälen sich Gewitterwolken aus dem Dunst.

Bild 19: Auch Richtung Norden quillt fast jede Cumuluswolke steil in die Höhe.

Bild 20: Dunkle Ähra.

Bild 21: Schlusspunkt.

In Laab im Walde fahr ich mit dem Bus nach Wien zurück. Hier wird interessanterweise beim Ticketkauf die Kernzone Wien abgezogen, sodass ich nur 1,50 statt 1,90 zahle. Von Königstetten nach Neuwaldegg musste ich hingegen den Vollpreis zahlen. Ich blick da noch nicht durch.

Der Bus kam gegen 13.22 und während der Fahrt zum Bahnhof Liesing sah man knapp südlich eine riesige Gewitterwolke aufquillen. Der ganze Himmel war innerhalb kurzer Zeit zugeschlazt mit Schleierwolken und einigen Quellwolken. Passiert ist dann genau nichts. Der Amboss der südlichen Gewitterzellen dehnte sich noch bis ins südliche und südwestliche Wien aus und brachte in meiner geplanten Routengegend leichten Regen, aber keine Gewitter mehr. Wenig später setzte sich wieder die Sonne durch und Wien blieb den restlichen Tag gewitterfrei.

Natürlich hab ich nochmal die Wetterdaten gecheckt und festgestellt, dass die Luftschichtung über Wien sehr labil und vor allem ungedeckelt war, d.h., die aufsteigenden Luftpakete wurden theoretisch nicht gehindert, die Tropopause zu erreichen. Die Luftmasse blieb den ganzen Nachmittag ähnlich feucht, die Bodenwinde waren sehr schwach. Es sprach eigentlich nichts gegen Gewitterbildung. Darum taten sich die Meteorologen auch so schwer damit, kein Gewitter für Wien vorherzusagen. Mir fällt nur ein triftiger Grund ein: Abschattung der Sonneneinstrahlung durch die Ambosswolken der südlichen Gewitter. Der Himmel war dann dicht, der Auftrieb vom Boden fehlte. Bei stärkerer Windströmung hätte eine Bodenkonvergenz gelangt, ebenso ein kühler Ausfluss der südlichen Gewitter. Beides war nicht vorhanden. Dazu war die bodennahe Luftschicht wahrscheinlich zu feucht und in feuchter Luft verdunstet Niederschlag nun mal nicht so effektiv wie in trockener Luft und ergo auch weniger Verdunstungskälte, und damit eben auch kein kalter Ausfluss, der Neubildungen verursachen hätte können.

Für Meteorologen schwer, für Laien gar nicht einschätzbar. Hinterm Dunst verbergen sich manchmal auch ordentliche Gewitter. Speziell im nördlichen Mostviertel hat es später am Abend auch ordentlich gewittert mit zahlreichen Überflutungen und Vermurungen.

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