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05.11.16 Krummbachstein über Kuhsteig

Eckdaten:

  • Wegführung: Kaiserbrunn (8.45) - Kuhsteig - (ehemalige) Schloßalpe/Wassersteig (10.40) - Krummbachsattel (11.00) - Krummbachstein (11.45) - Knofeleben (12.30-13.30) - Lackabodengraben - Payerbach Bf. (15.53, uff)
  • Länge: 16,6 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1200 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 5,5 Std
  • Viecher: ca. 9 Gemsen, 2 Eichhörnchen

Eine straffe Südwestströmung bringt warme Luft in den Alpenraum, keine gewöhnliche Föhnlage, bei der normalerweise im Süden die kältere Luft liegt. So hatte es mittags über der Poebene zweistellige Plusgrade, auch in Kärnten und in der Steiermark war es mit 3 bis 7 Grad kaum kühler als in Ober- und Niederösterreich, wo nur in Lagen über 900 m höhere Werte gemessen wurden. Teile des Waldviertels schrammten im dichten Nebel sogar knapp an einem Eistag vorbei. Ein Druckgefälle über ein Gebirge hinweg kann sowohl durch eine großräumige (synoptische) Druckdifferenz entstehen als auch durch Luftmassenunterschiede (in kälterer Luft ist der Druck höher als in wärmerer). In diesem Fall dominierte Föhn durch den synoptischen Gradienten. Wenn die Warmluftzufuhr typischerweise nördlich der Alpen stattfindet, unterstützen beide Mechanismen den Föhn.

Diese Konstellation hat mehrere Auswirkungen auf das (Berg-) Wetter: Durch die massive Warmluftzufuhr in der Höhe herrscht kompakte Schleierbewölkung. Diese kann - insbesondere wenn sie ins mittlere Niveau hinunterzureichen beginnt - bodennahen Nebel oder Hochnebel auflösen. Sie verhindert aber zugleich auch die tageszeitliche Erwärmung durch die Sonneneinstrahlung, welche üblicherweise den Föhngradienten verstärkt bzw. für das Durchgreifen des Föhns im Tal sorgt. So erreichten die Spitzenböen am Klosterwappen am Nachmittag lediglich 120 km/h, was angesichts des hohen Mittelwinds relativ wenig ist. Auch auf anderen Bergstationen wurden kaum mehr als 80 km/h gemessen. Die dichte Bewölkung dämpft also die Durchmischung und kappt die Spitzenböen. Es geht aber noch mehr: Weil wärmere Luft auf die bodennahe Kaltluft aufgleitet, kann beim Durchzug eines Hebungsgebiets (wie es am späten Nachmittag von Südwesten her passierte) die Schichtbewölkung bis auf Stratusniveau absinken. Wir erreichten den Bahnhof Payerbach im einsetzenden leichten Regen, kurz darauf hüllte es die höchsten Gipfel von Rax und Schneeberg bereits ein, und das trotz zuvor auflebendem Südföhn. Auch hier fand zuvor eine massive Anfeuchtung der unteren Luftschichten statt: Um 6.00 MEZ wurde auf der Rax eine relative Luftfeuchte von 28 % gemessen, um 9.00 MEZ waren es bereits 60 %, danach wurden auch im Tal trotz Föhn über 55 % gemessen.

Zusammengefasst: Bei dieser Föhnlage ist es weniger windig, weniger sonnig und manchmal kommt nass von oben trotz warmem Wind. Föhn und Niederschlag gleichzeitig nennt man auch Dimmerföhn.

Mein Vorhaben war, sich die reservierte Gans auf der Knofeleben redlich zu verdienen, indem ich den Kuhsteig begehen wollte. Ich hatte mich zuvor intensiv schlau gemacht über dessen Verlauf, ein ehemals blau markierter Steig, über den die Kühe zur ehemaligen Schlossalpe im Graben unterhalb des Krummbachsattels hinaufgetrieben wurden. Wenn die Kühe dort hinaufkamen, konnte er nicht so schwer sein. Gesagt getan.

Bild 0: Track vom Kuhsteig

In den Krummbachgraben hinein, bei einem Niedersitz rechts abbiegen, wo ein gut sichtbares Steiglein nahezu immer im Grabengrund entlang führt. Der Wegverlauf ist entsprechend vorgegeben. Ein Helm ist kein Fehler, weil die zahlreichen Gemsen dort gerne Steine abtreten. Bei einer steilen Schuttrinne wird der Steig steiler, am besten links am Rand halten und in Serpentinen hinauf in einen Wald. Dort wird der Steig rasch wieder sichtbarer und führt in breiten Serpentinen hinauf. Oben wird der Steig flacher und ein nahezu ebener Waldboden, der Bretterboden, wird sichtbar. Dort rechts halten und an einer markanten Felswand (Höhenkote 1171m) vorbei wieder auf besser sichtbarem Steig immer parallel dem Hangverlauf folgen, bis man im Sauerampferdschungel hinaustritt und bald auf den Wassersteig stößt.

Wichtige Infos: Der Weg ist von Steinmännern abgesehen nicht markiert, gutes Orientierungsvermögen im weglosen Gelände und GPS sind Voraussetzung. Bei Schnee und Glätte ist von einer Begehung abzuraten (Lawinengefahr).

Bild 1: Ich starte im frostigen Kaiserbrunn, links die steil aufragenden Felswände des Hochgang (1217m).

Beim Hineingehen in den Graben sehe ich auch den Steinmann, der den Beginn des Brettschachersteigs markiert, den ich auch schon lange einmal gehen wollte.

Bild 2: Bereits im Miesleitengraben, links im Schottergelände turnen viele Gemsen herum.

Bild 3: Der Wegverlauf ist durch das Gelände vorgegeben.

Das Beste: Es ist absolut still, kein Verkehr, nichts zu hören.

Bild 4: Weiter in den Graben hinein, dann nicht links den Wald hinauf, sondern rechts dem Graben folgen.

Bild 5: Hier wurde es steil

Bild 6: Dort zum Glück nicht hinauf.

Bild 7: Sondern hinein in den Wald, mit Felswänden zur linken Hand.

Bild 8: Nach einigen Serpentinen ist der Bretterboden (1033m) mit uralten Fichten und mächtigem Wurzelwirk erreicht.

Bild 9: Erst im oberen Teil wird der Windwurf ärger, hier konnte man sich den Weg selbst aussuchen.

Bild 10: Rückblick

Bild 11: Bretterbodenmauer (1154m)

Bild 12: Einzelne Aussichtspunkte wären mit leichter Kraxelei noch besser erreichbar.

Weil ich alleine unterwegs bin, verzichte ich. Hier der Blick zur Rax.

Bild 13: Gegenüber die steilen Felswände unterhalb des Südlichen Grafensteigs, rechts ist der Saugraben zu erahnen.

Bild 14: Blick in den deutlich tieferen Krummbachgraben.

Bild 15: Auch hier hätte man noch höher steigen können.

Bild 16: Hatte schon damit gerechnet, wenn auch nicht mehr um diese Jahreszeit: Verwitterte Gewimperte Erdsterne (auch wenn diese eher wie Halskrausen-Erdsterne aussehen... schwer auseinanderzuhalten)

Der Kuhsteig führt dann immer eben zum Hang weiter, zwischendurch ignoriere ich eine Spur, die steil hinab in den Krummbachgraben führt, sondern gehe am schmalen Steig weiter.

Bild 17: An dieser Wurzel kommt man vorbei, wenn man die Höhe nicht verlässt.

Bild 18: Links eine verblasste blaue Markierung

Bild 19: Jetzt eindeutiger: Gewimperter Erdstern

Der Steig quert zwei mal kurze, aber etwas ausgesetzte Schotterrinnen, die bei Schneelage sicher unangenehm sind.

Bild 20: Bei dieser Fichte mündet der Kuhsteig in den Krummbachgraben.

Bild 21: Nur wenig gegenüber beginnt erneut ein unmarkierter, aber in der AMAP punktiert eingezeichneter Steig, der bequem zum Südlichen Grafensteig hinaufführt.

Bild 22: Rückblick zur Bretterbodenmauer, links führt der Kuhsteig vorbei.

Bild 23: Bereits nach der Vereinigung mit dem (nurmehr schlecht) markiertem Wassersteig fotografiert:

Bretterbodenmauer (1154m), Brandschneide (1165m) und Hochgang (1217m).

Bild 24: Am verschneiten (1-2 cm) Krummbachsattel, Blick Richtung Hst. Baumgarten.

Bild 25: Noch einmal die drei Gipfel: Rechts der Brandschneide liegt der Wasserofensattel, dahinter der Stadelwandsattel.

Bild 26: Vom Krummbachstein nach Nordosten übers Nebelmeer im Wiener Becken.

Bild 27: Im Süden sind trotz der ausgedehnten Schichtwolken Rennfeld (links) und Koralpe (82 km) gut zu erkennen.

Unterhalb der pilzförmigen Föhnwolken kann man am Horizont noch schwach die Seetaler Alpen in 122 km Entfernung erahnen.

Bild 28: Altocumulus lenticularis

Bild 29: Noch einmal Nebelblick mit Gutensteiner Alpen.

Bild 30: Klosterwappen und Bockgrubenriegel

Der Südliche Grafensteig quert am unteren Bildrand den Hang, hier finden sich ein paar schrofige und ausgesetzte Wegpassagen, teils versichert und nicht zu unterschätzen!

Bild 31: Föhnwolken auch im Süden über Stuhleck und Pretulalpe hinweg.

Bild 32: Rückblick auf meinen Aufstiegsweg:

Etwa in Bildmitte zieht der Krummbachgraben hinauf, ich ging den Graben eins weiter südlich hinauf.

Um halb eins treffe ich zeitgleich mit einem Bekannten und seiner Freundin im Naturfreundehaus Knofeleben ein. Wir wussten zwar voneinander, dass wir auf den Gahns steigen wollten, aber nicht wann und wie. Netter Zufall. Die Gans war gut, wenn auch ein wenig zäh. Um halb zwei brechen wir wieder auf, da kommt Günter (mountainrabbit) vorbei. Kurze Zeit vorher hatte er vom Krummbachstein eine SMS geschickt. Nette Zufälle.

Bild 33: Stinkstorchschnabel (Ruprechtskraut, Geranium robertianum)

Bild 34: Schöne Ausblicke am Verbindungsweg zum Lackabodengraben

Bild 35: Kreuzberg (1094m) im Vordergrund, dahinter Mitterotter und Kleiner Otter, im Hintergrund die nördlichen Ausläufer des Wechsels mit Alpl und Arabichl

Bild 36: Lamium maculatum (Gefleckte Taubnessel).

Bild 37: Immer wieder schön, der Ausgang der Eng mit Sonnwendsteinblick.

Bild 38: Heute noch schöner: Mit buntem Herbstwald am Hang des Feichterbergs.

Bild 39: Da stand wohl einmal Lackaboden und Baumgarten

Gegen halb vier spüren wir die ersten Tropfen, die bald in leichten Regen übergehen. Im Eiltempo erreichen wir gerade noch so zwei Minuten vor der Abfahrt des Samstags nur stündlich verkehrenden Regionalzugs den Bahnhof. Um Wolfgang vom 31. Dezember 2013 zitieren, als es ähnlich knapp war: "Nicht übertrieben viel Spielraum, aber noch innerhalb der Norm."

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