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15.07.16 - Krummbachstein (1602m) über Eng

Eckdaten:

  • Wegführung: Payerbach-Bf (10.20) - Mitterbachgraben - Krummbachstein (13.30) - Krummbachsattel (14.20) - Verbindungssteig zum Alpleck - Lackabodengraben (14.45) - Payerbach Bf. (16.45)
  • Länge: 18 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1200 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): 6 Std.
  • Hinweis: Die Weide am Alpleck ist durch einen Weidezaun aktuell abgesperrt, es weiden dort zahlreiche Kühe mit jungen Kälbern. Durchgang am gelb markierten Weg auf eigene Gefahr.

Wanderung mit verkehrstechnischen Hindernissen. Die ÖBB hat es sich beinahe bei mir verscherzt mit diesem Tag. Erst blockiert ein stark verspäteter (100 Minuten), weil offenbar defekter Zug nach Ljubliana das Abfahrtsgleis. Dann wird knapp vier Minuten vor Abfahrt erst das geänderte Gleis durchgesagt (zum Glück gegenüber), in der Scotty-App war es übrigens schon früher erkennbar. Dann stiegen fast alle Reisenden vom Verspätungszug auf den Railjet Richtung Graz um, was bewirkte, dass wir verspätet abfuhren. Gemäß App war der Umstieg auf den Anschlusszug in Wiener Neustadt nach Payerbach kritisch, aber keinerlei Durchsagen, nicht mal auf den Monitoranzeigen war die aktuelle Verspätung von rund 10 Minuten angezeigt. Knapp vor dem Bahnhof dann die wenig gehaltvolle Durchsage, man solle auf die Lautsprecherdurchsagen und Monitoranzeigen am Bahnsteig achten. Nervenkitzel pur, dann Erleichterung, der Regionalzug nach Payerbach-Reichenau wartete!

Vor Erleichterung greife ich in den Rucksack, um meine natursüße Jause (Erdbeeren, Datteln, Bananen) herauszugreifen, und der nächste Schreck: Die Tupperdose zuhause vergessen! Ich musste also mit dem kleinen Gebäck vom Bahnhof, zwei Vollkornbroten, ein paar Nüssen und konzentriertem Kohlenhydrategel (Powergel) auskommen. Wenigstens hatte ich genug zum Trinken mit!

Im Schneedörfl werde ich dann entschädigt. Ein freilaufender Dackel rennt schwanzwedelnd auf mich zu, legt sich vor mir auf den Rücken und wälzt sich hin und her. Er schaut mich wild hechelnd an und lässt sich sogar streicheln. Dann begleitet er mich bis zum Ende seines Territoriums, ehe er schließlich zurückläuft.

Bild 1: Liebe auf den ersten Blick

Bild 2: Ungemütliches Plateau

Bereits beim Aufstieg und sogar anfangs in der Eng weht ein kräftiger, teils stürmischer Nordwestwind. Am Hochplateau von Rax und Schneeberg wahrscheinlich Böen über 120 km/h. Dazu ziehen schon am Vormittag tiefe Quellwolken über die Hochfläche. Auf der Rax hätte ich keine Freude gehabt.

Bild 3: Tropfender Schillerporling (Inonotus dryadeus) an der 450 Jahre alten Eiche (Naturdenkmal)

Bild 4: Fuchs-Knabenkraut (Dactylorhiza Fuchsii)

Bild 5: Evtl. Gebuckelter Trichterling (Clitocybe gibba)

Bild 6: Kurz vor Knofeleben treffe ich zunächst auf eine einzelne Türkenbundlilie.

Bild 7: Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina)

Bild 8: Auf der sich öffnenden Wiese hingegen ein regelrechtes Meer dieser Lilienart.

Bild 9: Dost (Origanum vulgare), rechts Weißes Labkraut (Galium mollugo agg.)

Die Hütte sieht heute verlassen aus, keine aktuelle Tafel, niemand zu sehen. Ich raste daher windgeschützt am Waldrand und wollte gerade weitergehen, als ein wuscheliger Hund auf mich zuläuft und mich ankläfft. Die Besitzerin ruft ihn zurück. Dasselbe Spiel wiederholt sich noch zwei Mal. Sie muss ihn immer wieder zurückrufen und dazu auffordern, weiterzugehen "was soll das? Marsch weiter mit Dir!" Ich hatte zu dem Zeitpunkt eine grellrote Regenjacke an mit rotem Rucksack (und dazu Stecken). Wenns die Stecken nicht waren, hat ihn vielleicht der scharfe Kontrast der roten Farbe zur Umgebung irritiert. Er schien schon etwas älter zu sein und die dichten Locken verdeckten sein Sichtfeld teilweise. Jedenfalls eher Unsicherheit. Gefürchtet habe ich mich nicht.

Bild 10: Kräftiger Nordwestwind an den freien Stellen beim Aufstieg, das Klosterwappen in Wolken.

Bild 11: Die tiefen Wolken versperren heute die Fernsicht.

Bild 12: Am Gipfel, rechts Hochgang und Stadelwand, davor das Gebiet rund um den Brettschachersteig, das ich auch einmal erkundigen will.

Gegenüber auf der Rax sieht es Richtung Heukuppe und Dreimarkstein kaum gemütlicher aus.

Bild 13: Das ist er, nicht wirklich zum Fürchten, und schon graue Haare im Fell.

Bild 14: Clusius-Fingerkraut (Potentilla clusiana)

Bild 15: Ostalpen-Nelke (Dianthus alpinus)

Die beiden Wanderinnen mit ihren Hunden (es war noch ein kleiner Wauzi dabei, der mich völlig ignoriert hat) verabschieden sich vor mir am Gipfel. Als ich wenig später nachkomme, gehen sie mir am Alpleck bereits wieder entgegen (wieder werde ich angebellt, das Frauchen droht ihm schon, ihn an die Leine zu nehmen). Ich gehe weiter zum Alpleck und sehe sofort den Grund für die Umkehr. Ein Weidezaun versperrt den Weiterweg und als die Kühe mich sehen (dank roter Signalfarbe der Regenjacke wie ein Leuchtturm), kommen sie alle auf mich zu.

Bild 16: Endstation

In der Herde sehe ich zahlreiche, junge Kälber und damit ist klar, dass ich hier nicht absteigen werde. Auf dieser Weide habe ich noch nie Kühe gesehen und er wird auch ohne Viecher eher selten begangen. Die Kühe sind also kaum an Menschen gewöhnt und ihr Verhalten für mich daher noch unberechenbarer.

Bild 17: Nein, ich bin nicht der Bauer!

So wie die beiden Wanderinnen muss ich einen Umweg gehen und zuerst nach Norden zum Krummbachsattel absteigen. Sie entscheiden sich für den Forstweg weiter unten, ich nehme den markierten, aber anfangs etwas zugewucherten Verbindungssteig. Dort wachsen wenigstens auch ein paar Walderdbeeren. Bei einem etwas frischeren Schlag liegen Bäume quer, die sich aber übersteigen lassen. Fast zeitgleich kommen wir am Alpleck an.

Dort sehe ich sie mit der Karte herumfuchteln, ihnen ist nicht ganz klar, wo der Abstieg zum Lackabodengraben sein soll. Hier wurde zugegebenermaßen sparsam mit Schildern umgegangen, denn die Abzweigung in den Wald ist zwar markiert, aber ohne Schild nur zu sehen, wenn man von unten raufkommt. Ich übernehme also kurz die Führung und zeige die Abzweigung, woran sie nach eigener Aussage wahrscheinlich vorbeigegangen wären. Plötzlich ist das Eis gebrochen, der Hund nähert sich mir vorsichtig, und lässt sich dann am Kopf streicheln.

Bild 18: Dann rennt er immer wieder ein Stück voraus, bleibt mitten am Weg stehen, wartet, und stürmt wieder voran.

Bei der Lackabodenhütte legt meine Begleitung eine Rast ein, ich gehe weiter, denn die Gespräche der beiden interessieren mich gerade nicht besonders (auch wenn ich den Hund weiter gerne an meiner Seite gehabt hätte). Im Lackabodengraben genieße ich die Stille, niemand sonst unterwegs. Nur der rauschende Blätterwald.

Bild 19: Aufstiegsmöglichkeit?

In der Eng zweigt nach links der Markgraben (in der Kompasskarte Mariagraben genannt) ab, anfangs sind schwache Steigspuren zu sehen. Eventuell eine Möglichkeit, um zum Saurüssel aufzusteigen? Wäre mal eine Erkundigung wert. Auf halber Höhe quert eine Forststraße, über die man notfalls abbrechen könnte.

Bild 20: Evtl. Netzstiel-Hexenröhrling (Boletus luridus)

Bild 21: Knollige Platterbse? (Lathyrus tuberosus)

Bild 22: Heute liegt mir die Tierwelt zu Füßen

Eine Katze brauchte ich noch für den Bericht. Am vorletzten Hof ist sie dann da. Überhaupt nicht schreckhaft. Legt sich demonstrativ vor mir hin, wälzt sich wie der Dackel in der Früh auf dem Rücken. Lässt sich dann sogar streicheln.

Bild 23: Liebe auf den ersten Blick!

Gerade als ich anfing, sie zu streicheln, beendet leider ein Autofahrer unser Date, sie flüchtet in den Garten.

Bild 24: Nochmal Platterbse

Bild 25: Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)

Ich trödelte absichtlich, weil ich davon ausging, dass sowieso alle 30 min ein Zug fährt (unter der Woche) und ich nicht wieder hetzen wollte. Der um 16.55 wäre sich locker ausgegangen. Ich komme gerade am Bahnhof an, als ich eine Durchsage vernehme "Der Zug um 16.55 fällt heute aus." - Na danke! Also bis 17.25 warten. Das heißt dann aber, dass der nächste RJ erst um 18.32 fährt. Also insgesamt anderthalb Stunden Regionalzug mit Umsteigen in Wiener Neustadt wegen Bauarbeiten auf der Strecke (deswegen sind die Züge zur vollen Stunde günstiger, weil man dann direkt auf den schnelleren Zug nach Wien umsteigen kann).

Nun aber zum letzten Bild ...

Bild 26: Erste kompakte Schleierwolken und einige Quellwolken

Heukuppe und selbst Preinerwand waren am Nachmittag in Wolken gehüllt.

Interessant dazu die Wetterentwicklung nach einer turbulenten Woche mit vielen Unwettern. Die Hitze wurde am Dienstag (12.7.) und Mittwoch (13.7.) in zwei Kaltfrontstaffeln mit ergiebigem Regen, teils großem Hagel und Sturmschäden beendet. Die Kaltluft überströmte die Alpen und sorgte am Donnerstag (14.7.) zunächst für Nordföhntendenzen. Am Bodensee wurde ein großer Temperaturunterschied zwischen Wassertemperatur (22°C) und Höhe (ca. -18°C in 5,5 km Höhe) erzeugt. Die hohe Labilität, die ideale Anströmung (Westnordwest mit langem Weg über den See) und die Hebung am Vorderen Bregenzerwald erzeugten einen Lake-Effekt (Alberschwende: 59 mm in 12 Stunden).

Bild 27: Satellitenbild am 15.07.16, 16.45 MESZ

Im Laufe des Tages und am Freitag bildete sich durch die einströmende Kaltluft im Mittelmeer und durch das abgeschnürte Höhentief ein Adriatief aus. Dieses zog am Freitag allmählich nordwärts. Die ersten Ausläufer der Okklusionsfront streiften den Südosten Österreichs mit hohen, teils dichten Schleierwolken (siehe Bild 26), während von der einströmenden Kaltluft noch Nordstau und Schauerstraßen (siehe tiefe Wolken im Satellitenbild südwestlich von Wien) übrig blieben:

Quelle: http://kachelmannwetter.com/de/sat/oesterreich/satellit-hd-15min/20160715-1445z.html

Bild 28: Satellitenbildanalyse Mitteleuropa (gleicher Zeitpunkt, Zeichnung von mir)

Im großräumigen Satellitenbild erkennt man erst das Ausmaß des Adriatiefs. Zur besseren Übersicht habe ich eine Stromlinie in 5,5 km Höhe (500 hPa) eingezeichnet. Sie zeigt den Keil über Westeuropa, den ausgedehnten Trog mit dem Bodentief über dem Balkan und ein weiteres Tief über der Ostsee. Von Großbritannien und Irland her nähert sich ein mächtiges Tief mit seinem Frontensystem an. Typische Kaltluftbewölkung liegt über Mitteleuropa vor, wobei nach Westen zu die Quellungen unter zunehmendem Hochdruckeinfluss flacher werden, etwa östlich einer Linie Elbemündung-Vogtland hingegen mächtiger mit Schauerniederschlag.

Die Nordalpen sind verbreitet zugestaut, sehr schön erkennt man selbst in diesem Ausschnitt die Quellwolkenstraße bei Wien, die durch eine Bodenkonvergenz verursacht wird (Nordwind trifft auf Westwind). Diese Konvergenzen sind bei Nordwestlagen typisch für Niederösterreich und sorgen fast immer für Schauer- oder Gewitterniederschlag in Straßenform.

Das Adriatief führt sehr feuchte und labil geschichtete Luftmassen aus dem Mittelmeerraum nach Norden, vor allem ab Kroatien und Bosnien ostwärts bilden sich ausgedehnte Gewittercluster. Nach Nordwesten zu ist die Schichtung durch das Aufgleiten auf die südwärts strömende Kaltluft zu stabil für Gewitter. Am Folgetag erwischte der Dauerregen dann auch noch das östliche Österreich. Einige Tage vorher bestand in den Wettermodellen noch die Gefahr, dass der Regen sehr ergiebig ausfallen könnte. Es blieb dann aber überall bei unter 10 mm in 12 Std.

Quelle: http://kachelmannwetter.com/de/sat/mitteleuropa/satellit-hd-15min/20160715-1445z.html

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