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11.04.2016 - Überschreitung vom Piestingtal ins Triestingtal

Eckdaten:

  • Wegführung: Pernitz-Ortmann (422m, 9.32) - Hohe Mandling (967m, 10.57) - Fo(t)zeben (750m, 11.30) - Geyersattel (631m, 12.05) - Geyerstein (12.15) - Heuschober (775m, 12.40) - Josef-Koczirz-Rast (13.30)- Waxeneck (796m, 13.45) - Hönigberg (652m, 15.10) - Pottenstein Bf. (16.15)
  • Länge: 19,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1050 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 6 Std

Lange hatte ich diesen Plan geschmiedet und endlich umgesetzt! Und zwar nahezu genau so wie ich es mir vorgenommen hatte. Lediglich die Heuschober-Überschreitung ist mir nicht in der okönomischsten Ausführung gelungen. Dafür gab es einen überraschenden Fund. Dazu später.

Ich starte bei Sonnenschein und angenehm kühler Luft an der Haltestelle Ortmann, wo ich als einziger aussteige. In Wien hielten sich noch kompakte tiefe Wolken, wie es die Wettermodelle vorausgesehen hatten. Wiener Neustadt war bereits fast wolkenlos. Die ersten Meter windet sich der gut markierte Steig steil hinauf, dann folgt eine längere, ansteigende Querung bis zu einem Forstweg.

Bild 1: Auf rund 600 m ist die Vegetation langsam am Ergrünen.

Bild 2: Kurz darauf passiere ich einen verlassenen Bauernhof, mit schön gemusterter Tür.

Bild 3: Im Wirtschaftsgebäude finde ich einen alten Herd.

Bild 4: Wirtschaftsgebäude

Bild 5: Und Wohngebäude

Richtig idyllisch ist es hier, der Verkehrs- und Fabriklärm vom Tal wird langsam leiser.

Bild 6: Von einer Wiese weiter oben bietet sich der erste Blick zur Hohen Wand.

Bild 7: Rechts überragt der Kaiserstein (2061m) nur knapp den Großen Kitzberg (771m)

Diesem hatte ich bereits im Herbst vergangenen Jahres einen Besuch abgestattet, er bietet schöne Tiefblicke am felsig abfallenden Nordhang ins Piestingtal.

Bild 8: Wenig später entfaltet sich der Schneeberg in voller Größe

Links der langgezogenene Kamm der Dürren Wand mit Plattenstein und Katharinenschlag, rechts der Große Neukogel. Auf allen Gipfeln stand ich schon.

Bild 9: Beim weiteren Anstieg zeigt sich in der AMAP ein kreisförmiger Knubbel an Höhenschichtlinien, dieser Felsgupf bei einer nahegelegenen Jagdhütte

Nach einer hartnäckigen Verkühlung seit 21. März bin ich bis jetzt in relativ gemütlichem Tempo aufgestiegen und spare mir daher den kurzen Steilanstieg, weil ich mit meinen Kräften haushalten will. Zudem hatte ich noch vier Gipfel vor mir.

Bild 10: Erneut ist der Schneeberg der Blickfang des Tages

Bild 11: Nach einem kurzen Verhauer, wo ich die Markierungen verliere, treffe ich bald bei der ausgedehnten Knödelwiese am Gipfel der Hohen Mandling ein.

Wanderfreund Wolfgang hat diesen Baum Anfang Februar ebenfalls fotografiert. Er ist an sich auch das einzig lohnenswerte Motiv, denn von diesem Gipfel hat man keine Aussicht. Die seit 1924 bestehende Berndorfer Hütte ist 2007 abgebrannt und seitdem gibt es hier oben nichts mehr außer Ruhe und Sonne.

Bild 12: Eine luxuriöse Vogelpension findet man hier oben auch

Bild 13: Ich häng meine Bananenschalen ja auch oft in die Sonne zum Trocknen.

Ich halte mich nur kurz heroben auf, zu gespannt bin ich auf den Weiterweg. Die Hohe Mandling kenne ich noch vom März 2011 (über den Anstieg von Waldegg), ab hier ist alles völlig Neuland für mich.

Bild 14: So stoße ich unterhalb vom Gipfel nahe eines mächtigen Felsens auf dieses Schild, das an ein unrühmliches Ereignis in Österreichs Tierweltgeschichte erinnert.

Es folgt ein glücklicherweise nur kurzer, steiler Abstieg, der teils etwas erdig rutschig und bei Nässe oder Eis sicher sehr unangenehm zu gehen ist.

Bild 15: Unweit des Sattels Fo(t)zeben steht seit 1935 die Mandling-Schihütte (!)

Hier findet am 1. Mai ein Frühschoppen statt.

Bis zum Geyersattel folgt ein schönes Auf und Ab, einzelne Nebengupfe kann man je nach Gusto mitnehmen. Interessant auch der Wechsel der Vegetation:

Bild 16: Vom noch kahlen Buchenwald ...

Bild 17: ... zum grünen Kiefer/Föhrenwald in wenigen Minuten.

Das Bild steht exemplarisch für die Gutensteiner Alpen, ich liebe diese Kammwege, sonnendurchflutet, mit netten Aussichtspunkten und angenehm zu gehen, weil immer trocken.

Bild 18: Kurz vor dem Geyersattel wird der Blick auf meinen zweiten Gipfel, den Heuschober (775m) frei.

In einem älterem Bericht von 2009 von ekkhart hatte ich erstmals von einer Besteigung gelesen, und dass der südliche Anstieg gutmütiger sein soll als der nordseitige. Auch von hier sah es nach einem lichten, mäßig steilen Hang aus, der mir keine Probleme bereiten sollte.

Bild 19: Vom Geyersattel stieg ich also zunächst weglos in den Hang ein

Bald traf ich auf eine gut ausgetretene Steigspur, etwas zu gut ausgetreten für Wildspuren.

Bild 20: Sie leiteten mich zu diesem markanten Felsen.

Eine schwächere, aber immer noch erkennbare Steigspur führt im rechten Winkel am steilen Westhang weiter hinauf, die stärker ausgetretene Spur weist hingegen geradeaus weiter. Und so gelange ich schließlich zum unerwartet genialen Aussichtsplatz, dem Geyerstein!

Bild 21: Blick ins Schärftal (Feichtenbach), im Hintergrund Schneeberg und viele Gutensteiner Berge.

Bild 22: Im Westen der Hochwald (919m), auf dem ich am 9. Februar stand.

Bild 23: Krüppelföhre und Spatzenwälderkogel rechts

Bild 24: Ein dunkles Geschichte Österreich

1903/04 gegründet, bestand hier das von zwei jüdischen Lungenärzten betriebene Sanatorium Wienerwald. Es wurde 1938 von der SS beschlagnahmt und in ein Lebensborn-Kinderheim umgewandelt. Nach Kriegsende bis Ende 1948 diente es als Kindererholungsheim für unterernährte Kinder, 1951 wurde es im Stil der Neuen Sachlichkeit von der ÖGB umgebaut. Seit 2002 ist es ohne Nutzung und in desolatem Zustand.

Bild 25: Voralpenblick

Links Kuhschneeberg, dann Kleine Mitterbergwand, Hutberg, Großer Sonnleitstein und Glatzeter Kogel, weiter rechts mit Schneebedeckung Hohes Waxenegg und Donnerkogel, dunkler im Vordergrund der mehrgipflige Handlesberg, ganz rechts folgen noch Obersberg, Schwarzauer Gippel und Gippel, in dieser Perspektive ungewöhnlich spitz beieinander.

Nach der Sonnenrast setze ich meinen Weg auf den Steigspuren fort, die allerdings kurz darauf in die linke (westliche) Flanke des Berges führen, also gehe ich weglos auf den Kamm, wo sich wieder undeutliche Steigspuren finden.

Bild 26: Am Gipfel finde ich einen Vermessungsstein

Bild 27: Sowie Ansätze eines Steinmanns am höchsten Punkt.

Dahinter brechen die Felsen steil ab, links recht ausgesetzt, rechts recht viel Laub und Erde. Einen Steinmann als Wegweiser sehe ich leider nirgends. Ursprünglich hatte ich eine Überschreitung vorgehabt, aber auch Ekkharts Bericht (s.o.) im Hinterkopf, dem beim Aufstieg drei Mal der Griff ausgebrochen ist und es im Abstieg nicht hätte gehen wollen. Ich gehe noch ein kleines Stück weiter und muss ihm dann schließlich Recht geben. Von oben erkennt man leider nicht, ob man in die linke oder rechte Flanke ausweichen soll, und auch nicht, ob es weitere Geländeabsätze gibt. Wegspuren sind auch nirgends auszumachen, nur in die rechte Flanke, was aber relativ rutschig aussieht. Ich beschließe kein Risiko einzugehen und gehe wieder zurück.

Bild 28: Dieser Hang sieht doch weitaus gemütlicher aus und nach wenigen Minuten stehe ich wieder am Geyersattel.

Bild 29: Der Natur hat der neuliche Regen gut getan, überall sprießt es aus dem Boden.

Bild 30: Zur Namensgebung habe ich leider nichts gefunden, evtl. verwandt mit Adolf Koczirz (1870-1941), Wiener Musikwissenschaftler.

Das ohnehin heute geschlossene Waxeneckhaus lasse ich heute links liegen und gehe direkt zum Waxeneckgipfel. Der Südosthang ist durch den massiven Eisbruch Ende November/Anfang Dezember 2014 übel zugerichtet wurden, ich kämpfe mich durch viel Laub und Unterholz zum Kamm hinauf.

Bild 31: Kurz darauf stehe ich am relativ neuen Gipfelkreuz.

Bild 32: Etwas weiter nördlich bieten sich schöne Durchgucker, wie hier zum Gaisstein (976m), auf dem ich mit einigen Moderatoren des Gipfeltreffensforum an Silvester stand.

Bild 33: Vor dem Eisbruch war der Gipfelhang vollständig bewaldet. Heute unvorstellbar!

Mir bietet sich hingegen eine prächtige Aussicht nach Berndorf bis nach Bad Vöslau mit dem Harzberger Steinbruch.

Bild 34: Nach Norden reicht der Blick zum Hohen und Sooßer Lindkogel, im Vordergrund der flache Höhenberg (652m), mein letzter Gipfel für heute.

Bild 35: Ein surreales Bild, die nun freistehenden Föhren vor dem vermeintlichen Abgrund.

Bild 36: Sehr informativ, danke!

Bild 37: Eines von vielen originellen Verbotsschildern.

Bild 38: Auch am Nordosthang wurden weite Teile des Hangs beschädigt.

Bild 39: Es folgt ein besonders schöner Wegabschnitt im lichten Buchenwald.

Bild 40: Wenn Buchen vergeben und vergessen: "Schwamm drüber!"

Bild 41: Kurz folge ich einem Forstweg, dann weglos Richtung Gipfel, eine Laubruachlerei.

Bild 42: Was ich an bewaldeten Gipfeln liebe: Ausgefallen gestaltete Bäume.

Bild 43: Mit quadratischem Astloch, im Hintergrund der Beginn des felsigen Gipfelkamms.

Bild 44: Kurz vor dem Gipfel schaue ich zum Hocheck (1037m) hinüber.

Bild 45: Und stehe schließlich am höchsten Punkt!

Mit mehreren Steinhaufen und mit einem der berühmten Gutensteiner Roten Kreuze gekennzeichnet, mein fünftes Rotes Kreuz nun. Ich freue mich sehr über diesen Überraschungsfund auf einem relativ niedrigen und unscheinbaren Gipfel.

Bild 46: Nahaufnahme des schiefen Gipfelkreuzes.

Ab hier gehe ich weglos, mit GPS in etwa einer (kaum erkennbaren) Steigspur folgend Richtung markiertem Weg nach Pottenstein. Etwa auf halber Strecke kommt ein schwach ausgeprägter "Gratrücken" rechts von mir, laut AMAP sollte er links von mir sein. Ich gehe weiter rechts und stoße auf einen mit Laub gefüllten Graben, der eigentliche Weg also, kaum besser begehbar. Er endet bei einer Wildfütterungsstelle und bald darauf am markierten Weg.

Bild 47: Berndorf mit Jubiläumswarte am Guglzipf rechts.

Bild 48: Links Pottenstein mit Wallfahrtskirche "Maria Trost im Elend"

Der Kirchturm ist romanischen Ursprungs (12. Jhdt), von ihm ist das Untergeschoss erhalten. Der Rest stammt aus dem 14. Jahrhundert, das heute Langhaus aus der Klassizistik (1808m) hat das romanische Kirchenschiff ersetzt (leider).

Bild 49: Vollblüte

Bild 50: Was wäre mein Wanderbericht ohne Katze oder Hund...

Bis dahin begegnete ich zwei Wanderinnen nahe Geyersattel, einem Wanderer am Waxeneck, einem Mountainbiker nahe Höhenberg und einer Eidechse. Etwa zehn Minuten vor Abfahrt des Zuges treffe ich am Bahnhof Pottenstein ein, wo pubertierende Dorfjugendliche lärmen, schreien und sich in Gossensprache unterhalten. Nach dieser harten Konfrontation mit der Zivilisation trete ich die Heimreise an.

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