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23.01.2016 - Haltberg (1114m) und Dürre Wand (1142m)

Eckdaten:

  • Wegführung: Puchberg Bf. (8.25) - Haltberg (1114m, 10.20) - Blättertal (11.50) - Dürre Wand (1142 m, 12.35) - Öhlerschutzhaus (13.00) - Puchberg Bf. (14.55)
  • Länge: 16,8 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 800 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 6 Std.

Seit mindestens einem viertel Jahr geistert der Haltberg schon in meinen Ideen herum, wobei ich mir sofort dachte, dass er für Schneeschuhe ein idealer Berg sein könnte. Mein Fazit: teils, teils.

Track: In der Haarnadelkurve links einen Karrenweg hinauf, dann weglos am Rücken, teils auf Wegspuren bis zum Gipfel, von dort nordostwärts haltend über zwei Wildzäune (an zwei Stellen am Boden liegend), eine Wildfütterung umgehend nach Kaisereben. Sonst bin ich im wesentlichen den Markierungen gefolgt. Den Fahrweg entlang des Schoberbachs hab ich immer als recht eisig in Erinnerung, deshalb blieb ich bis zum Haltberghof oberhalb des Tals, ab Haltberg hab ich die Schneeschuhe dann abgeschnallt.

Der 23. Jänner 2016 wird als denkwürdiger Tag in die Wettergeschichte eingehen. Er begann im Waldviertel und inneralpin verbreitet nochmals strengfrostig mit bis zu unter -20 Grad. In der Früh hatte es in Puchberg -19,7°C, so fühlte es sich auch beim Weggehen an.

Bild 1: Folge von mehreren Tagen mit deutlich zweistelligen Minusgraden

Bild 2: Beißende Kälte am Bahnhof, aber nicht mehr lange ...

Das Bild zeigt im linken Bereich flache Nebelschwaden mit wenigen zehn Metern Dicke, die die Obergrenze der markanten Kaltluftschicht andeuten. Darüber herrschte bereits merklich mildere Luft mit -2°C auf der Hohen Wand vor. Auf dem Hochplateau war schon in der Früh Schneefegen erkennbar, hier wehte bereits kräftiger Nordwestwind, der sukzessive die Kaltluft im Puchberger Becken erodierte.

Bild 3: Bei der Abzweigung vom Haltbergtal zur Ascherhöhe kann ich bereits die Schneeschuhe anlegen

Rechts über den Anhöhen zeigen sich linsenförmige Wolken.

Bild 4: Noch deutlicher die markante Föhnwolke über dem Hohen Hengst

Auffallend hier, dass die Bäume an der Nordflanke des Hengsts völlig abgeblasen wurden, was auf ein frühzeitiges Durchgreifen des Nordwestföhns dort hindeuten könnte. Auch am Schneeberg ist unterhalb von etwa 1500 bis 1600 m der Schnee weitgehend von den Bäumen gefallen. Ganz anders das Bild noch entlang des Haltbergtals und am Fuß des Niederen Hengsts, wo sich die Frostluft noch hält.

Bild 5: Je höher ich steige, desto spürbar wärmer wird es, sodass ich die Handschuhe bald wieder ablegen kann. Zudem regt sich bereits leicht der Wind.

Bild 6: Vom folgenden Wegstück Richtung Ascher sieht man im Hintergrund nochmal Teile der Buckligen Welt

Am gleichen Wegstück springen einige Meter vor mir drei Rehe über den Weg und in den Wald weiter. Generell sah ich massenhaft Spuren von Wildtieren, zeitweise sah es so aus, als wären die Rehe mit Tourenski unterwegs gewesen ;)

In der Haarnadelkurve folge ich einem Karrenweg, der später an einem Jägersitz vorbeikommt. Immer wieder leiten ausgeschnittene Gassen durch den vor allem im Gipfelbereich recht dichten Wald.

Bild 7: Dazwischen ergeben sich aber auch schöne Ausblicke zur Buckligen Welt

Bild 8: Mehr intuitiv den Schneisen durch den Wald folgend lande ich auf Anhieb am höchsten Punktmit einem kleinen Holzkreuz

Tendenziell hielt ich mich eher links, an mehreren roten Begrenzungspfeilern vorbei, knapp an der steil nach Südosten abfallenden Geländekante. Vom Gipfelkreuz führt ein deutlich ausgeprägter Steig in wenigen Minuten zur freiliegenden Hütte des schmalen Gipfelplateaus.

Bild 9: Puchberg Panoramablick

Im Hintergrund die stille Nordflanke des Gahnsplateaus, mit Schwarzenberg (1352m) in der Bildmitte, ganz rechts der Hohe Hengst.

Bild 10: Schneewolken vernebeln jetzt die Sicht zur Buckligen Welt und Wechsel

Im Vordergrund der Grünbacher Sattel (678m)

Bild 11: V.r.n.l.: Himberg (948m), Kienberg (1015m), Hochberg (956m)

Bild 12: Zoom auf Puchberg City, der älteste Ortskern befindet sich am Fuß des Himbergs entlang der Sierning

Auch beim Abstieg nach Nordosten ist die Wegführung intuitiv: Da, wo man durchkommt. Nur kurz hält mich ein Wildzaun auf, der jedoch an einer Stelle niederliegt und ich drübersteigen kann und bis zur nächsten Forststraße absteigen kann. Dann ein weiterer Wildzaun und großzügiger Bogen um die Wildfütterungsstellen. Ich komme schließlich wieder am markierten Weg zwischen Kaisereben und Ascher heraus. Zwischendurch abkürzen ging aus mehreren Gründen nicht: potentielle Wildzäune, zu dichter Wald und zu viel Windwurf bzw. Unterholz. Bei dieser Schneelage (15-40 cm je nach Hanglage und Windeinfluss) noch nicht machbar.

Kurz vor Kaisereben bleibe ich kurz stehen, um meinen Tee auszupacken. Ich hatte mir gerade einen Becher eingeschenkt, als wenige Meter vor mir ein kapitaler Hirsch mit großem Geweih heranpirscht. Wir erschrecken beide: Ich schütte mich fast an und er kehrt auf dem Absatz um und geht fluchtartig zurück.

Bild 13: Auf Kaisereben sehe ich den Hirschen über die weite Schneefläche davonstolzieren.

Zu diesem Zeitpunkt hat bereits mäßiger Schneefall eingesetzt, der Wind legt zu.

Kurz hatte ich überlegt, die Dürre Wand auszulassen und gleich zum Öhlerschutzhaus zu gehen. Doch ich komme zügig vorwärts, es ist herrlich ruhig und obwohl ich wieder viel selbst spuren muss, fühle ich mich fit und noch nicht ausgelastet.

Bild 14: Aufstieg vom Blättertal zur Dürren Wand

Bild 15: Schneesturm in Kammnähe, locker 40 cm Schneehöhe, eher mehr

Bild 16: Und ausgeprägte Wächten.

Irgendein armer Teufel ist den markierten Weg von der Abzweigung bis zum Öhlerschutzhaus ohne Schneeschuhe gegangen und teilweise ziemlich eingebrochen. War sicher sehr mühsam. Ich lege jetzt eine bequemere Wegspur an.

Bild 17: Ab jetzt gibt es nur Schnee, Sturm und viel zu spuren

Bild 18: Die Dürre Wand (1142 m) ist mit einem Steinmandl markiert.

Bild 19: Verwehungen

Bild 20: Noch mehr Verwehungen

Herrliches Wetter: Endlich lohnten sich die drei Schichten, ich konnte mich richtig in den Wind legen.

Bild 21: Der zweifellos schönste Wegabschnitt

Bild 22: Und immer wieder kräftige Böen von Nordwesten

Bild 23: Luftiger Hochstand

Bild 24: Schließlich am Schutzhaus angekommen

Auch hier am Sattel gibt es mächtige Verwehungen. Ich suche an der Rückseite Zuflucht vor dem Wind und starkem Schneefall, Zeit für die erste größere Jause.

Beim Abstieg folge ich anfangs der Markierung steil hinab bis zur Forststraße. Es liegt nur teilweise genügend Schnee, zwischendurch bleibe ich immer wieder an Wurzeln, hervorstehenden Ästen und Steinen hängen, zudem hat die Schneedecke immer noch keine Bindung zum Untergrund und ich fahre mit der ganzen Schneedecke ab, wenn ich stärker ins Rutschen komme. Zuerst wollte ich dem Graben weiter folgen bis zum Schoberbach, allerdings sah er von oben steiler aus als erwartet. Und eben zu wenig Schnee.

Bild 25: Ich gehe kein Risiko ein und folge stattdessen dem Forstweg oberhalb des Schoberbachs.

Deutlich ist der in kurzer Zeit gefallene Neuschnee zu erkennen:

Leider ist der restliche Forstweg geräumt, und auf dem zusammengepressten Schnee liegt extrem pickerter Neuschnee, der sich mit jedem Auftreten unter die Schneeschuhe klebt. Alle fünf bis zehn Schritte muss ich den Schnee abtreten, was zunehmend mühsam wird.

Bild 26: Tief verschneit

Bild 27: Der folgende Graben sieht vielversprechender aus als der erste.

Oberhalb des Forstwegs durchaus akzeptables Gefälle, etwa auf halbem Weg zwischen Kaisereben und Blättertal. Durchaus Abschneider geeignet.

Bild 28: Die Fortsetzung unterhalb des Forstwegs manifestiert sich durch einen schmalen Weg.

Vom Weg selbst sieht man ebenfalls etwas abzweigen, ganz unten läuft es flach aus, sodass man bequem zur Talsohle gelangen dürfte.

Ich schnalle ab Haltberg entnervt ab, nachdem ich kiloweise Schneebrocken mit den Schuhen mitgetragen habe. Der Schneefall wird immer großflockiger, zudem setzt nun Tauwetter ein.

Bild 29: Auch die Enten mögen das Sauwetter nicht.

Bild 30: Kurz vor 15.00 am Puchberger Bahnhof: Schneeregen bei +2 Grad.

Die Temperatur ist innerhalb von nur neun Stunden um 22 Grad gestiegen (Westföhn!), der anfangs starke Schneefall ging bis zum Abend weitgehend in Regen über. Ich hatte Glück und bin durchwegs bei der festen Phase gewandert. Begegnet bin ich niemandem außer den Rehen und dem Hirsch. Perfekter Tag.

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