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21.11.16 Gippel (1669m) über Preinecksattel

Eckdaten:

  • Wegführung: Zögernitz (683m, 10.05) - Preinecksattel (1305m, 11.55) - Schwarzauer Gippel (1605m, ca. 13.00) - Gippeltörl (14.00) - Gippel (1669m, 14.30) - Gippeltörl (15.00) - Treibsteig - Zögernitz (16.25)
  • Länge: 12,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1100 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 5,5 Std
  • Viecher: ca. 3 Gemsen, 2 Schneehühner

Nachdem bereits am Vortag (Sonntag, 20.11) in Verbindung mit Sturmtief NANNETTE (eine Shapiro-Keyser-Zyklone mit Sting Jet und Spitzenböen bis 170 km/h am Ärmelkanal) ein kräftiger Föhnsturm im Alpenraum tobte, sorgte der Durchzug eines weiteren Tiefs über Westeuropa erneut für kräftigen Föhn. Von den Prognosen her hätte ich hochnebelartige Wolken am Alpenostrand deutlich unter Kammniveau erwartet (unter 1500m zumindest). Tatsächlich war es vielfach sonnig in den Niederungen, dafür bildeten sich flache Quellwolken (Stauwolken) vom Hochschwab über Schneealpe und Rax bis zum Schneeberg. Die Wolkenuntergrenze lag anfangs noch bei rund 2000m, sank aber bis zum Nachmittag auf 1700m ab. Am Klosterwappen und am Hochschwab (Eismauer) wurden Spitzenböen bis 150 km/h gemessen, am Hochkar knapp 120 km/h, sonst lagen sie meist darunter.

Schon bei der Anfahrt von Wien wehte es im Traisental zeitweise kräftig mit stürmischen Böen. Ich war sehr gespannt, welche Verhältnisse wir am Kamm haben würden.

Bild 1: Stattliche Föhnwolken über den Mürzsteger Alpen

Bild 2: Start in Zögernitz im Weißenbachtal, von Beginn weht starker Südföhn bei milder Luft.

Bild 3: Blauer Fisch und halbfertiges NÖ-Wappen

Zuerst geht es steil einen Forstweg hinauf, dann wechselt der Steig auf einen schönen Waldrücken und in steilen Serpentinen hinauf.

Bild 4: Mittelhohe Wolken (Altocumulus), heute keine Gewittervorboten.

Bild 5: Sturmfrisur

Bei dieser Forststraße fragte uns ein freundlicher Jäger mit Auto, ob wir eh wüssten, wie es weitergeht und wünschte uns einen schönen Tag.

Bild 6: Der Weiterweg ist durch ein Steinmandl markiert, im Hintergrund links Türnitzer Höger.

Bild 7: Nach dem Rücken folgt eine lange Querung, leicht ausgesetzt im Wald.

Schwarzauer Gippel, Gippelmauer und Gippel mit Föhnwolke. Die tiefen Wolken links zogen in irrem Tempo über den Himmel.

Bild 8: Gemeindealpe, Scheibe, Kleiner und Großer Ötscher

Bild 9: Erste Rast auf einem schönen Ast am sturmerprobten Preinecksattel.

Hier lagen dann auch die ersten Altschneefelder.

Bild 10: Aufragende Platten an der Nordwand des Schwarzauer Gippels.

Gleich am Fuß des Steilaufschwungs sprangen vor uns drei Gemsen den Hang hinab.

Bild 11: Das erste Schneefeld ließ sich noch rechts umgehen.

Bild 12: Schneeberg und Rax noch wolkenfrei

im Vordergrund links Großer und Kleiner Fegenberg, gegenüber Kuhriegel und Lahnberg.

Bild 13: Ich nach dem Steilaufschwung, die Latschen halten den Sturm großteils gut ab.

Bild 14: Symptomatisch für den gesamten Kammverlauf bis zum Gippeltörl:

Wurzeln, Steine, teils knietiefe Wächten, aber frische Tritte, die das Weiterkommen erleichtern. Eigentlich ein sehr schöner Kammweg, aber weil ich die ganze Zeit gegen die Sonne schauen musste, war es sehr mühsam und erforderte ununterbrochen konzentriertes Gehen.

Bild 15: Steinmann

Bild 16: Nach dem nächsten Hügel kam noch einer und noch einer ...

Meist verläuft der Steig links vom Grat, an wenigen Stellen auch am selbigen (ausgesetzt).

Bild 17: Der Weiterweg bis zum Obersberg.

Bild 18: Türnitzer Alpen und Gutensteiner Alpen, im Hintergrund das Waldviertel.

Bild 19: Windgeschützt zwischen den Latschen lässt es sich entspannt fotografieren.

Bild 20: Blick zum fast 1000m tiefer gelegenen Ausgangsort links unten:

Türnitzer Höger, Hinteralm, Reisalpe, Hochstaff und Jochart aufgereiht.

Bild 21: Ein wenig demotivierend weit sieht es noch bis zum Gippel aus, tatsächlich brauchten wir nur anderthalb Stunden.

Links lugt der Perschkogel (1613m) heraus.

Bild 22: Die Föhnfischerln werden immer schöner, aber auch die Quellwolken werden dichter.

Bild 23: Am lichter werdenden Kamm wird es deutlich windiger. Hier der berühmte Postkasten am Gippeltürl.

Bild 24: Wie es der Zufall so wollte, begegneten wir den beiden, die uns durch ihre Tritte das Gehen am Kamm erleichtert hatten.

Sie hat vorausgespurt "weil sonst rennt er mir davon!" - danke euch beiden! Sie stiegen ebenfalls am Treibsteig ab.

Bild 25: Gewaltige Föhnmauer!

Vom Hochschwab bin ich einen solchen Anblick gewöhnt, an Rax und Schneealpe sehe ich sie das erste Mal, sie überragte das Plateau der Gebirgsstöcke deutlich, rund 2200-2300m erreichend. Wir hatten uns die richtige Gegend ausgesucht!

Der Weiterweg führt immer unterhalb des Kamms durch lichte Wald- und Latschengürtel, ab und zu erfasste einen ein heftiger Windstoß, insgesamt blieb man aber weiterhin geschützt. Bis man von den niedrigen Latschen kurz vor dem Gipfel ins Freie tritt.

Bild 26: Sturmbedingt nur wenige Gipfelfotos

Der Wind war so stark, dass man sich richtig dagegen stemmen musste. Ich schätzte rund 110-120 km/h. Einen ähnlich starken Wind hatte ich zuletzt am Patscherkofel bei Innsbruck vor vielen Jahren erlebt (130 km/h). Gegenüber reicht die Wolkenuntergrenze bereits zum Göller heran.

Bild 27: Fernsicht

In der Bildmitte die Zellerhüte, links davon Fadenkamp und der Große Buchstein links dahinter. Rechts des überstrahlten Einschnitts (wo bei guter Fernsicht der Dachstein in 150 km klar erkennbar wäre) Natterriegel und Hexenturm in den Haller Mauern, weiter rechts Scheiblingstein und Großer Pyhrgas. Immerhin - rund 90 km Sichtweite sind sich ausgegangen.

Grund für die schlechte Fernsicht: Es war zu mild. Bei derart warmen Luftmassen (verbreitet gab es deutlich zweistellige Plusgrade (z.B. 21,3°C in Waidhofen/Ybbs, 22,0°C in Salzburg) ist auch der absolute Feuchtegehalt höher als bei winterlich kalten Luftmassen. Es bildeten sich entsprechend sommerlich anmutende Quellbewölkung. Bei einem kälteren Föhnereignis wäre die Luft wesentlich klarer gewesen und die Fernsicht.

Bild 28: Gipfelkreuz

Bild 29: Rückblick auf den gesamten überschrittenen Gippelkamm.

Teils größere Altschneereste lagen südseitig im Gippelgraben. Nur wenige Meter später in den kleingewachsenen Latschen war der Wind deutlich schwächer. Immer wieder faszinierend, was das bisschen Bewuchs für einen Einfluss hat. Die lichter stehenden Bäume am restlichen Kamm hielten den Wind weniger gut ab.

Eine halbe Stunde später erreichten wir wieder den Treibsteig. Ich hatte extra meine Grödeln eingepackt, weil ich ihn von den Bildern als schmal und ausgesetzt in Erinnerung hatte.

Bild 30: Entwarnung auf den ersten Metern: griffiger Schnee

Auch hier erleichterten die Spuren das Gehen, insbesondere dort, wo er sich etwas höher auftürmte, etwa, weil vom Hang eine kleine Lawine abrutschte.

Bild 31: Mit etwas Vorsicht beim Gehen war auch die ausgesetzte Querung kein Problem.

Bild 32: "Schlüsselstelle"

In dieser Rinne, die von links oben nach rechts unten zieht, schlängelt sich der Steig steil hinab. Der weiche Schnee war nicht hinderlich, bei Eislage sind hier Grödeln oder Steigeisen sicher von Vorteil.

Bild 33: Verträumter Blick zu einer winzigen Quellwolke.

Bild 34: Vaterberg im Abendlicht.

Bild 35: Bis auf wenige über den Kamm getriebene Quellwolken war es nordseitig wolkenlos.

Bild 36: Rückblick zur Gippelmauer.

Der Treibsteig verläuft über den geschlägerten Rücken links und zieht von oben rechts am Hang entlang, unter Umgehung aller Schwierigkeiten.

Bild 37: Oben rauschte der Nadelwald.

Noch vor der Dämmerung erreichten wir den Ausgangsort, weiterhin kräftige Böen und sehr mild.

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