Start über Innsbruck lokale Windsysteme Föhn Niederschlag Ereignisse Galerie Impressum

08.12.16 Genusswanderung auf Amundsenhöhe (1666m) und Pretul (1656m), Fischbacher Alpen

Eckdaten:

  • Wegführung: Bärenkogelalm (Parkplatz) - Ganzalm - Amundsenhöhe - Pretul- Peter-Rosegger-Haus - Parkplatz
  • Länge: 13,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 600 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 4 Std
  • Besonderheit: Hole Punch Cloud

Am Feiertag ging es wieder mit Freund Wolfgang auf einen aussichtsreichen Gipfel. Beide wollten wir nicht zu früh aufstehen, aber dennoch etwas von der vorhergesagten guten Fernsicht haben. Immerhin betrug die relative Luftfeuchte in höheren Lagen verbreitet unter 20 %, am Säntis sogar um 6 %. Eine schwach ausgeprägte Warmfront näherte sich im Tagesverlauf von Nordwesten. Wir starteten bei Nebel im Wiener Becken, der sich erst hinter Neunkirchen lichtete. Das Obere Mürztal war nebelfrei, erst Richtung Bruck a.d. Mur sah man später wieder Dunstfelder. In den Niederungen hielt sich der Frost schattseitig ganztägig, in ganz Wien blieb es bei einem Eistag. Als wir auf knapp 1100m starteten, hatte es -2°C, in 1500m wurden bis +13°C gemessen. Eine extreme (flache) Inversion.

Bild 1: Im Schatten lagen nirgends mehr als 5-10 cm Pulver mit Reif überzogen.

Schneealpe und Heukuppe gegenüber, im Vordergrund Große Scheibe und Tratenkogel mit vorgelagerter Hoher Wand (1409m).

Bild 2: Bereits nahe Ganzalm.

Bild 3: Bald die ersten Ausblicke zum Hochlantsch (ganz links) und in Richtung Seckauer Tauern. Die Dunstobergrenze lag wie vorhergesagt bei rund 800m.

Bild 4: Kaum zu bremsenden Hund, der seine Freude später unangeleint freien Lauf lassen konnte.

Bild 5: Wetterphänomen: Hole-Punch-Cloud

In der mittelhohen Wolkendecke (Altocumulus stratiformis) bildete sich ein kreisrunder Ausschnitt, wo sich die Wolken völlig auflösen bzw. in Fallstreifen (virgae) übergehen. Die Ursache für dieses Phänomen bzw. das Erscheinungsbild ist bis heute nicht geklärt. Am wahrscheinlichsten fallen Eiskristalle aus höheren Luftschichten in die Wolkendecke, die unterkühlten Wassertröpfchen der mittelhohen Wolken lagern sich (aufgrund des niedrigeren Sättigungsdampfdrucks über Eis) an die Eiskristalle an und werden so ausgefällt. Verursacher dafür können Schleierwolken oder Flugzeuge sein.

Bild 6: Vom Seckauer Zinken über Gößeck und Eisenerzer Reichenstein bis Hochschwab.

Bild 7: "Hole Punch-Cloud" im finalen Stadium: Von den Altocumuli ist nichts mehr übrig, die Fallstreifen sind bereits weniger geworden.

Im Hintergrund Heukuppe, Dreimarkstein, Scheibwaldhöhe, Preinerwand und Klosterwappen

Bild 8: Weitere Fallstreifen auch im Südwesten

Hier sieht man in Verlängerung des Fahrwegs sowie rechts neben der vordersten Begrenzungsstange ebenfalls deutliche Fallstreifen, dieses Mal sind die mittelhohen Wolken etwas höher als im Norden (was sich daraus erklärt, dass die Warmfront hier noch weiter weg ist). Zudem sind die Wolken linsenförmig und deuten auf zunehmenden Westföhn hin (der alpenweit die schönsten Föhnfische generiert).

Bild 9: Anders als bei der Schneeschuhwanderung Mitte November kann ich dieses Mal den ganzen Kamm bis zum Stuhleck erblicken.

Bild 10: Fernsicht nach Südwesten: Koralpe und Karawanken

In der Bildmitte eindeutig der Hoch Obir (2139m) in 147 km Entfernung, zahlreiche weitere Gipfel der Karawanken bis zum Hainschturm (2092m, 162 km), weiter rechts sah man noch den Veliki Vrh Koshuta (2080m, 165 km) drüberspitzeln.

Bild 11: Das Holzungetüm auf der Amundsenhöhe von Windrädern umgeben.

Bild 12: Überraschung im Süden

Bei den knapp über die Nebeldecke ragenden Bergen handelt es sich um die Gleichenberge, zwei erloschene Vulkane (Gleichenberger Kogel, 598m und Bschaidkogel, 563m) sowie knapp dahinter den Stradner Kogel (609m, ebenfalls vulkanisch). Dahinter steht - wie schon bei einer Tour auf den Hochwechsel drei Jahre vorher - die Ivanscica, etwas weiter rechts (nur ganz schwach über dem Nebel) sah man die Strahincica, beide knapp über 150 km im Norden Kroatiens stehend.

Bild 13: Weiter westlich das Bachergebirge in rund 120 km Entfernung.

Bild 14: Abgeblasener Kamm mit den Windrädern am strategisch besten Ort.

Bild 15: Gleinalpe, Lavanttaler Alpen über Nockberge bis Seckauer Zinken.

Bild 16: Mit Beschriftung.

Bild 17: Mürztal mit Dunst, dahinter Seckauer Tauern und Eisenerzer Alpen

Bild 18: Gößeck, Eisenerzer Reichenstein, Hochturm und Hochtor (2369m, 83 km)

Bild 19: Nach kulinarisch empfehlenswerter Einkehr mit faschierten Laberln im Peter-Rosegger-Haus ging es am Fahrweg abwärts.

Bild 20: Die Dunstfelder verstärken sich wieder, sind dennoch etwas niedriger als am Vormittag.

Bild 21: Spuren von einem Viech.

Bild 22: Vom schattseitigen Schnee zur ausgeaperten Südseite der Schneealpe

Bild 23: Nachmittagstimmung.

Bild 24: Im Wiener Becken hält sich weiterhin der Nebel.

Von hier besonders dominant: Der Gösing (898m) mit seiner felsigen Westflanke, sowie Pinkenkogel am Semmering.

Bild 25: Scheibe bis Tratenkogel im Sonnenlicht.

Bild 26: Und der weitere Verlauf über Kampalpe und Ochnerhöhe bis Pinkenkogel.

Bild 27: Tagesrückblick

Erst bei Wiener Neustadt tauchten wir wieder in Nebelschwaden ein und kamen bei knappen Minusgraden in Wien an. Spannend gestaltete sich übrigens der Folgetag, als sich die sehr flache Nebeldecke über der Stadt nur zögernd dem durchgreifenden Westwind beugte. Über Stunden hinweg blieb es im Osten bei Nebelschwaden und leichtem Frost, während im Westen bereits zweistellige Plusgrade gemessen wurden. Gegen Mittag zog sich das schmale Nebelgebiet zu den Kleinen Karpaten zurück und wurde am Nachmittag schließlich auch dort ausgeräumt. Die Warmfront fiel allerdings etwas aktiver als geplant aus und brachte am Vormittag über dem Weinviertel sogar nennenswerte Radarechos und deutliche Fallstreifen. Gut möglich, dass hier vorübergehend gefrierender Regen fiel, ehe sich die Warmluft endgültig durchsetzte. In Ternitz wurden mit Westföhn sogar +16°C gemessen.

Wenn die Inversion nahe am Boden liegt, ist das Durchgreifen des Höhenwindes zwar begünstigt, wenn gleichzeitig aber die Inversion sehr scharf ausgeprägt ist, also über 10°C Differenz zwischen Boden und Oberrand der Inversion, dann verstärkt die föhnige Erwärmung anfangs sogar noch die Inversion, und wärmere Luft tut sich naturgemäß schwer in die Kaltluft abzusinken.

© www.inntranetz.at