Start über Innsbruck lokale Windsysteme Föhn Niederschlag Ereignisse Galerie Impressum

11.07.2015 - Über Karlgraben auf den Windberg (1903m) und Schusterstuhl (1875m)

Eckdaten:

  • Wegführung: Krampen, Abzw. Karlgraben (Hst.) - Windberg - Schusterstuhl - Michlbauerhütte (1731m); Sonnenuntergang am Windberg
  • Länge: 10 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1350 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 5 Std. 30 min

Eine Unternehmung, die gewachsen ist... leicht wechselhaftes Wetter stand bevor, zu unsicher für das ursprünglich geplante Vorhaben, aufs Warscheneck über Südostgrat zu gehen. Also Schneealm, da war ich noch nie. Kurzerhand entschied ich mich noch dafür, einen Tag dranzuhängen, weil ich in Frein an der Mürz nur einen Bus um 16.25 gehabt hätte (davor/danach je einen Rufbus, schwierig ohne Empfang), und mir das zu knapp erschien. Warum nicht nach Mariazell weitergehen, und noch einen neuen Gipfel mitzunehmen? Gesagt getan.

Beinahe wäre mein Vorhaben empfindlich teurer geworden bzw. hätte später gestartet, weil ich in Mürzzuschlag aussteigend den Busbahnhof nicht fand. Quasi nirgends ausgeschildert. "Straße runter und dann links" von einem Taxler war zu unpräzise, "die Straße fieri, vor dem Viadukt links, siagst es scho", einer älteren Frau war dagegen präzise genug und so erwischte ich den Bus wenige Minuten vor der Abfahrt noch.

In Krampen, Abzw. Karlgraben, war ich dann der letzte Fahrgast und zum Glück erinnerte sich der Busfahrer an mich, denn ich hatte keinerlei Ahnung, wo meine Haltestelle war. Los gings bei angenehm kühlen Temperaturen an schönen Höfen vorbei.

Bild 1: Im Hintergrund die Schneealm.

Bild 2: Rechts hinten das Karleck (1768m), an dem der Ausstieg sich befindet.

Bild 3: Rückblick zur Veitschbachhöhe (1310m)

Über den Kamm kann man weiter bis zur Veitsch wandern.

Bild 4: Im unteren Bereich wüteten mächtige Lawinen.

Der Weg verläuft zeitweise im Bachbett daneben, die Querungen sind ausreichend markiert.

Bild 5: Plateaurand

Im mittleren Bereich wird es rasch steiler, aber nicht wirklich ausgesetzt. Ein Vorteil im Hochsommer: Weite Abschnitte verlaufen im Wald.

Bild 6: Rechts die Lachalpe (1590m), links die ausgedehnte Veitschalpe

Unten der Verlauf des Karlgrabens.

Bild 7: Der Wald lichtet sich

An der Quelle (Karlbrunn) auf rund 1450 m fülle ich Wasser nach, dann geht es kurz sehr steil, und dann zunehmend flach und den Hang querend durch Latschen nach links.

Bild 8: Königskogel und Proles

Rechts Kleiner Proles (1579m) und Großer Proles (1565m), links Föllbaumkogel (1494m), Kl. Königskogel (1552m) und Großer Königskogel (1574m), im Hintergrund Dürrenstein.

Bild 9: Fernsicht zur Veitsch und zum Randgebirge

Etwa in der Bildmitte schauen die Lavanttaler Alpen hervor, mit Zirbitzkogel (2396m, 104 km), weiter links noch die Gleinalpe.

Bild 10: Veitsch mit Baum.

Bild 11: Trollblume

Bild 12: Wald-Storchenschnabel (Geranium sylvaticum)

Bild 13: Tagpfauenauge

Bild 14: Ein wunderschönes Blumenmeer im letzten Drittel des Aufstiegs.

Bild 15: Grauer Alpendost (Adenostyles alliariae)

Bild 16: Links Karleck mit Höhle.

Bild 17: Mittlerweile brannte die Sonne unbarmherzig auf mich herab.

Zudem merkte ich meinen schweren Rucksack mit 2,5 L Wasser und dem Gwandzeug.

Bild 18: Rückblick auf den Aufstiegsweg

Im Hintergrund Osser, Hochlantsch und Rennfeld

Bild 19: Am Plateau angekommen sehe ich mein erstes Murmeltier in den Wiener Hausbergen

Bild 20: Fernsicht nach Westen

Im Vordergrund prominent Hochstadl und Fadenkamp im Kräuterin-Stock; links vom Hochstadl schauen noch einzelne Gipfel in den Haller Mauern in über 100 km Entfernung heraus.

Rechts vom Fadenkamp sieht man ganz rechts Tanzboden (1727m) und Stumpfmauer (1770m).

Bild 21: Postkartenwetter

Es wird Zeit das Wetter anzusprechen. Nach wolkenlosem Start zogen ab Mittag zunehmend hohe Wolken auf, in recht ausgedehnten Feldern und Bändern. Sie kündigten den Durchgang eines Troges an, der am späten Samstagabend von Nordwesten Schauer und Gewitter brachte.

Bild 22: Der sanfte Teil der Schneealm:

Riesige Weideflächen, dahinter idyllisch das Schneealpenhaus (1784m) und die Heukuppe.

Bild 23: Michlbauerhütte

Im Hintergrund Amaisbichl (1828m), Klosterwappen und das ausgedehnte Raxplateau

Bild 24: Ich bin früh dran und gehe gleich zum Windberg, um die gute Fernsicht auszunutzen.

Blick in den Melkboden, rechts die Kleine Mitterbergwand (1863m), die über die Mitterbergschneid erreichbar ist. Mein schwerer Rucksack, meine Müdigkeit (erste längere Tour seit ein paar Wochen) und vor allem der nie nachlassende starke Nordwestwind verhinderten, dass ich zur Mitterbergwand weiterging.

Das war auch das größte Problem an beiden Tagen auf dem Hochplateau: Entweder dauernd die Kappe festhalten, und das stetige Heulen im Ohr, oder einen dicken Sonnenbrand.

Rechts der Göller, im Vordergrund der wohl markanteste Gipfel der Schneealm, die Donnerwand (1799m). Diesen bezwang ich am nächsten Tag quasi in der Falllinie von Südwesten her.

Im Hintergrund allseits berühmt und bekannt Dürrenstein und Ötscher.

Bild 25: Blick nach Norden

Im Vordergrund links der Schusterstuhl (1875m), den ich als bequemen Ersatzgipfel auserkoren hatte, im Hintergrund die Gutensteiner Alpen und rechts Kuhschneeberg und Hochschneeberg.

Bild 26: Panorama West

V.l.n.r.: Gößeck (Seckauer Tauern), Hochschwab, Riegerin, im Dunst zudem Hochtor, Reichenstein und Buchsteine, Hochkar, Kräuterin, usw.

Bild 27: Zoom auf die Kleine Mitterbergwand

Der unmarkierte Steig führt im Schotter unterhalb der Felswände vorbei und dann von hinten bequem über eine Wiese zum höchsten Punkt.

Bild 28: Mitterbergschneid in voller Länge

Im Hintergrund zieht Cirrostratus spissatus auf, teils mit zahlreichen virgae-Auswüchsen. Dies deutet auf einen hohen Feuchtegehalt der Atmosphäre, und zudem Hebungsantrieb in der Höhe hin, denn virgae sind Fallstreifen (Eiskristalle, die ausgefällt werden). Ein untrügliches Zeichen für eine herannahende Störung.

Bild 29: Der sanftere Teil des Hochplateaus.

Bild 30: Hochschwab und Gesäuse

Hochschwabgipfel (2277m) und Hochweichsel (2006m) mit der Dreiecksfelswand sind unverkennbar, weiter rechts im Dunst Hochtor und Planspitze im Gesäuse, dann folgt die Riegerin und Hochtürnach, dahinter Tamischbachturm, Großer und Kleiner Buchstein.

In der Höhe jetzt Altocumulusbänke, teils mit ersten zinnenförmigen Ansätzen (castellanus), gemeinhin als Gewittervorbote bekannt. Direkt über der Hochweichsel sieht man auch deutlich die Fallstreifen der Eiskristalle.

Bild 31: Alpen-Nelke

Bild 32: Dolinen und tiefe Rinnen sorgen für eine lange Haltbarkeit des Altschnees.

Mit etwas Phantasie sieht man auch noch den "Gletschersee" weiter unten, in Verlängerung die Heukuppe.

Bild 33: Alpen-Nelke

Bild 34: Schneereste und Altocumulus castellanus

Dann steige ich zur Alm ab und entdecke den Streichelzoo....

Bild 36: Schlappohr-Hase

Bild 37: Altocumulus stratiformis translucidus lenticularis

Föhnwolken, hervorgerufen durch den starken Nordwestwind, durchsichtig, schichtförmig.

Bild 38: Nach so viel Aufregung (durch spielende Kinder) erst mal in Ruhe strecken.

Bild 39: Und ein Nickerchen nehmen ...

Bild 40: Redest Du mit mir?

Bild 41: Wos wüst?

Bild 42: Gras macht zufrieden.

Kurz zum Thema Schlafgelegenheit. Als ich wenige Tage davor anrief, waren Lager und Zimmer bereits voll, aber im Dachboden sei eine Notschlafstelle eingerichtet. Etwas abenteuerlich über eine steile Leiter und nur für Erwachsene, sagte sie noch am Telefon. Gut, ich dachte, das wird eine senkrechte Holzleiter sein.

Der Hüttenwirt zeigte mir und zwei weiteren Weitwanderern, die die Schlafstelle dann auch in Anspruch nahmen, wie abenteuerlich abenteuerlich heißen sollte. Eine eher wacklige Handwerkerleiter, an der sich jeder vorbeiquetschen musste, und eine Luke im Dachboden. Dazwischen nichts zum Anhalten. Er stieg auf die oberste Sprosse, griff dann auf den Holzboden, stieg mit den Socken auf den Rahmen und zog sich hoch.

Mir war sofort klar, dass das meine Kletterkünste übersteigen würde, gerade beim Absteigen hätte ich massive Probleme gehabt. Richtig durchdenken und probieren konnte ich in dem Moment auch nicht. Jede Menge Zuschauer um mich herum... zum Glück war im Lager einer abgesprungen, und so nahm ich spontan den frei gewordenen "ebenerdigen" Platz.

Was ziehe ich für einen Schluss daraus? Wenn es wieder heißt abenteuerlich und Leiter, frage ich genau nach, was für eine Leiter...Nachts blieb die Luke übrigens geschlossen, aufs Klo gehen hätte man net dürfen müssen.

Zur Verteidigung der Wirte muss ich aber sagen, dass ich rasch und unkompliziert den freien Lagerplatz bekam...

Bild 43: Abenteuerlich

Bild 44: Föhnfische, durch Kondensstreifen geteilt.

Bild 45: Altocumulus lenticularis (links) castellanus

In den mittleren Schichten wurden die vertikalen Auswüchse immer größer, d.h. es gab einen zunehmenden Hebungsantrieb, der sich immer weiter nach unten fortpflanzte (mittags Cs virgae, abends Ac cas). Die Sonneneinstrahlung fiel als Hebungsantrieb allmählich weg, und Altocumulus (3-7 km Höhe) entsteht IMMER durch eine Störung in höheren Luftschichten.

Bild 46: Der letzte Schrei

Bild 47: Scared Cow

Bild 48: Zufriedenheit mit Schmuckkörbchen (Cosmos bipinnatus)

Für den Hüttenschmuck hat der Hüttenwirt übrigens schon einen Preis gewonnen.

Bild 49: Was man halt so im alpinen Gelände so vorfindet.

Bild 50: Zum Sonnenuntergang steige ich nochmal die 170 hm zum Gipfel.

Bild 51: Von Nordwesten vereitelt eine mächtige Wolkenbank das Abendrot.

Mächtige Quellwolken am Horizont. Die Wetterradarbilder zeigen, dass es sich um einen Gewitterkomplex über dem Salzkammergut handelte, der südostwärts zog.

Bild 52: Wie ein tosendes Meer bzw. ein Kochtopf, die aufragenden Haufenwolken.

Bild 53: Eine langgstreckte Altocumulusbank, rechts Göller und Donnerwand in der Dämmerung.

Bild 54: Vorzeitiger Sonnenuntergang über dem Ötscher (1893m)

Am Abend, so zwischen 21.00 und 22.30, ehe der Himmel völlig dunkel wurde, sah ich aus dem Fenster vom Lager aus weitere Haufenwolken heranziehen. Fast gespenstisch, dazu gelegentlich starke Windböen. Laut Radarbildern bildeten sich auch in den Voralpen später Schauer und gegen Mitternacht zogen welche auch über Veitsch und Schneealpe hinweg.

In Summe haben die Wolken einen lehrbuchhaften Trogdurchgang skizziert. Im zweiten Teil die Schneealpe-Überquerung nach Frein an der Mürz.

© www.inntranetz.at