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11.09.14 WienErwandern an der Stadtgrenze, Wienerwald

Eckdaten:

  • Wegführung: Kahlenbergerdorf (13.00) - Nasenweg - Leopoldsberg (13.30) - Kahlenbergerdorf - Leopoldsberg (14.10) - Kahlenberg/Stefaniewarte - Jägerwiese - Vogelsangberg (516m) - Hermannskogel (542m, 15.35) - Grüß di a Gott-Wirt (15.55) - Schützengraben - Hinterweidling - Hameau (464m) - Häuserl am Roan (17.10) - Salmannsdorf Promenadenweg (43A, 17.38)
  • Länge: 17 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 960 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): 4,5 Stunden
Ungewöhnliche Sommer verlangen ungewöhnliche Routen. Was hab ich geflucht, weil ich das monatelang im Voraus geplante Wanderwochenende in Mariazell absagen musste... wetterbedingt, weil das Höhentief so unberechenbar ist, und teilweise so große Regenmengen simuliert werden, dass je nach Wanderung sogar Lebensgefahr bestünde. Statt Fernsicht also Dauerregen.

Bereits am Vormittag stimmte die Prognose der 00z-Läufe von GFS und EZMWF nicht mehr, es hätte höchstens leicht regnen sollen, erst am Nachmittag häufiger werdend, wobei GFS den Niederschlag rascher nach Norden abziehen ließ als EZMWF. Stattdessen fiel bereits ab 9.00 Regen, und als ich mich dann doch entschied, die geplante Wienerwaldwanderung zu absolvieren, schüttete es wie aus Eimern.

Mit dem Bus 238 stieg ich bei starkem Regen im Kahlenbergerdorf aus und begann sogleich, den Nasenweg hinaufzugehen, der trotz Nässe erstaunlich viel Grip aufwies, übrigens auch hinab, weshalb ich mich gleich entschied, noch einmal hinaufzugehen. Oben wartete der 38A im einfallenden Nebel, aber ich widerstand tapfer und setzte meinen Weg durch den Hochseilgarten bis zur Stefaniewarte fort. Unterwegs begegnete mir naturgemäß niemand, während der Nebel immer dichter wurde. Am Parkplatz des Kahlenbergs dachte ich nur kurz über einen Abbruch nach, zog dann aber die mitgebrachte Softshell-Jacke an und spannte meinen Schirm auf. Der Budenbesitzer neben der Josefskirche verräumte gerade Material; niemand war außer mir zu sehen, der auch nur ansatzweise in Frage gekommen wäre, dort einzukehren, aber es war ohnehin zu. Bei dichtestem Nebel überquerte ich kurz hinter der Stefaniewarte die Höhenstraße, diesen Weg kannte ich bisher noch nicht. Bei Sichtweiten unter 50 m war alles still. Die Bäume atmeten Wasser und heulten auf mich herab.

Die folgenden Aufnahmen stammen alle vom Weg zwischen Sulzwiese und Hermannskogel.

Auch dem Vogelsangberg stattete ich einen kurzen Besuch ab, obwohl er sich vollständig im Nebel befand, doch ich erwischte rechtzeitig die unmarkierte Abzweigung nach links und wand mich das einsame Steiglein hinauf zum bewaldeten Gipfel, der durch ein Steinmanndl gekennzeichnet ist. Am langgezogenen Gipfel ist dieses Bild entstanden:

Bei der Jägerwiese mit zwei feuchten Pferden stieß ich wieder auf bekanntes Gelände; der weitere Anstieg Richtung Hermannskogel fiel mir plötzlich leichter, als mein Mp3-Player Klaus Schulze ins Ohr flüsterte. Wie in Trance begann ich mit Zuversicht und Leichtigkeit den einsamen Forstweg hinaufzuwandern, während um mich herum der Nebel schluckte und der Wind seufzte.

Schließlich war die Habsburgswarte auf dem Hermannskogel erreicht (542m).

Beim weiteren Abstieg lichtete sich der Nebel deutlich, dafür verstärkte sich der Regen und ich musste die Kamera wieder wegpacken. Den Grüß-di-a-Gott-Wirt ließ ich grußlos links liegen, und schlug hingegen nach rechts in den Schützengraben ein. Auf den ersten Metern blühten auf der Wiesenfläche schier unzählige Herbstzeitlose, als ob das Sommerende nun endgültig in Stein gemeißelt sei. Der obere Teil ließ sich gut und zügig begehen, im mittleren warteten dann mehrere Senken mit Schlamm gefüllt auf mich. Offensichtlich war der Weg bei Mountainbikern beliebter als bei Wanderern, wie die tiefen, Regenwasser gefüllten Spurrillen vermuten ließen. An einer Stelle gab es schließlich kein unbehelligtes Durchkommen mehr: Ich versank mit meinem Halbschuh fast bis zum Schuhbandlknoten im Morast, konnte die Sandfarbe aber in der nachfolgenden Wiese rasch wieder abstreifen. In Hinterweidling bzw. Weidlingbach angekommen regnete es immer stärker, aber ich behielt den eisernen Willen und stieg mit Regenschirm bewaffnet den gelb markierten Weg zum Hameau auf, den ich bereits am 23. und 31. Juli im Abstieg wählte. Auch hier überraschte mich die Unterlage positiv: Trotz kleiner Rinnsale und lehmiger Abschnitte rutschte ich nirgends und konnte zügig meinen letzten höchsten Punkt erreichen, das Hameau (464m). Ursprünglich wollte ich nun weiter zum Schwarzenbergpark und dann über den Schafberg zur Endhaltestelle des 41ers, aber die fortgeschrittene Tageszeit machte mir einen Strich durch die Rechnung. Ich wusste nicht, ob sich die Runde durch den Pötzleinsdorfer Park noch bis Sonnenuntergang ausging, zumal ich allmählich immer stärker durchnässt wurde, und meinen Poncho und die Goratexjacke vermisste.

Also marschierte ich in dem Glauben, meine Runde bei dem Häuserl am Roan beenden zu können, doch fuhr mir dort der 43A vor der Nase davon. Unter der Woche fährt er unglücklicherweise nur stündlich, und so beschloss ich kurzerhand, dem blau markierten Steig hinunter nach Salmannsdorf zu folgen. Durch die Siedlung Waldandacht hindurch gelangte ich schließlich zur Hst. Promenadeweg, die der 43A immerhin halbstündlich anfährt, 4 min nach meiner Ankunft: Glück gehabt.

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