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19.10.2014 Ybbstaler Hütte (1343m) - Dürrenstein (1878m) - Lunz am See

Eckdaten:

  • Wegführung: Ybbstaler Hütte (1343m, 7.40) - Legsteinalm (1480m, 8.15) - Dürrenstein-Gipfel (9.55-10.45) - Herrenalm (12.00) - Obersee (12.45) - Mittersee (13.50) - Lunzer See (14.45) - Lunz am See/Schule (15.50)
  • Länge: 20,0 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 600 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): 7 Stunden

Ein Traum geht in Erfüllung. Nach einigen erfüllten Träumen diesen Herbst mit Hochlantsch, Zellerhüten und Ötscher nun auch der Dürrenstein. Gemeinsam mit dem Südtiroler Dürrenstein stand ich heuer nun auf beiden Gipfeln. Die Fernsicht wurde zur Krönung eines wunderbaren Wanderwochenendes auf dem Dürrensteinplateau, das ich nicht zum letzten Mal besucht habe.

Ich starte nach einem mangels Appetit eher knappen Frühstück um 7.40 an der Ybbstaler Hütte, bin die ersten anderthalb Stunden weitgehend alleine unterwegs. Mir begegnet lediglich einer von der Bergrettung, der bereits um 5.00 zum Dürrenstein aufgebrochen war, und ein junger Mann mit Golden Retriever - ich sollte noch viele sehen an diesem Tag -, der offensichtlich am Gipfel biwakiert hat.

Beim Start ist es relativ kühl mit +4°C, dennoch angenehm, da sehr trocken und zunächst nur wenig Wind.

Bild 1: Knapp oberhalb der Ybbstaler Hütte, Morgenrot über Buchstein, Schladminger Tauern, Gamsstein, Haller Mauern, Voralpe und Totem Gebirge.

Bild 2: Totes Gebirge im Sonnenaufgang

Hebenkas (2285m), Kleiner Hochkasten (2352m), Großer Hochkasten (2389m), Feuertalberg (2376m), Spitzmauer (2446m),
Temlberg (2331m), Brotfall (2360m) und Großer Priel (2515m) - alle in durchschnittlich 73 km Entfernung.

Bild 3: Haller Mauern

Ganz links Gamsstein (1774m), rechts Tanzboden und Stumpfmauer.
Links Hexenturm (2172m), Kreuzmauer (2091m), Scheiblingstein (2197m), Großer Pyhrgas (2244m, 50 km) und Kleiner Pyhrgas (2023m).

Unterwegs komme ich zunächst durch die Mondlandschaft des Kyrill-Kahlschlags, dann entlang von kleineren Dolinen vorbei, die zwar nicht so perfekt wie das Grünloch sind, aber dennoch für nette Kaltluftseen ausreichen.

Bild 4: Wie etwa auch die Legsteinalm in dieser flachen Senke.

Oberhalb der Hütte maß ich +5°C, in der Senke hatte es leichten Bodenfrost mit angereifter Wiese.

Bild 5: Tiefster Punkt.

Bild 6: Weiter Blick bis zum Bayerwald.

Etwas oberhalb der Legsteinalm bietet sich zwischen Noten und Großem Hühnerkogel hindurch ein unfassbarer Weitblick übers Mühlviertel hinaus bis nach Niederbayern.

Im gezoomten Ausschnitt die Beschriftung:

Bild 7: Stumpfmauer, Spitzmauer und Noten leuchten am Morgen.

Bild 8: Notengipfel (1640m) links und der Nebengipfel rechts mit dem Marterl (siehe Bericht vom Vortag)

Bild 9: Selfie

Bild 10: Durchblick zwischen Ötscher und Dürrenstein zur Herrensteinalm, bei der ich am Nachmittag vorbeikomme

Im Hintergrund ganz rechts Gemeindealpe (1626m), man sieht zugleich auch den langen Hatscher vom Ötscher über die Feldwiesalm bis zur Gemeindealpe, den ich mit Günter zwei Wochen davor gemacht habe.

Links der Gemeindealpe zwei Höcker: Unterberg (1342m) und Jochart (1266m) in den Gutensteiner Alpen, weiter links etwas deutlicher Türnitzer Höger (1372m), Reisalpe (1399m) und Hochstaff (1305m), weiter links schließen noch Hinteralm und Muckenkogel an.

Bild 11: Links Eisenstadt (1702m), rechts hinten Großer Hühnerkogel (1651m), dahinter Mühlviertel.

Bild 12: Zwischen Springkogel und Scheiblingstein schaut der Jauerling (948m, 65 km) aus dem Nebel

Bild 13: Der Weg gerät an die steile Nordflanke, die Fernsicht wird grenzüberschreitend.

Rechts der beeindruckende Ringkogel (1668m) mit den vielen Rinnen, direkt dahinter das Hochkar (1808m), von dem die Alpintour bis zum Dürrenstein beginnt. Hier treffe ich auch den Wanderer vom Vorabend wieder und begleite ihn bis zum Gipfel. Er brach eine Stunde vor mir auf, hatte aber durch ein vor zwei Jahren gebrochenes Bein ein Handicap und musste langsamer gehen. Ich hätte es durchaus unter zwei Stunden auf den Gipfel schaffen können, aber leistete ihm stattdessen lieber Gesellschaft, da er so viel über die Bergwelt erzählen konnte.

Bild 14: Der Moment, in dem mir die Glückshormone von Kopf bis Fuß durch den Körper schossen

Rechts die Haller Mauern mit Grabnerstein (1847m), Mittagskogel und Hexenturm.
Ganz links unverkennbar der Höchstein (2543m, 106 km), und am Grabnerstein wurde mein großer Traum wahr: der GROSSGLOCKNER! Unverkennbar ragte er weit über alle anderen Berge hinaus, der mit 3798m höchste Berg Österreichs in 194 km Entfernung.

Links vor dem Großglockner folgen Schober (2133m, 119 km) und Rippeteck (2126m), weiter links abgeflachter Ennskraxen (2410m) und Kraxenkogel (2436m, beide 140 km) in den Radstädter Tauern, weiter links etwas vorne Hinterer Geißstein (2190m, 125 km) und Steinkarhöhe (2105m, 120 km) und noch etwas links wieder als Pyramide der Ritterkopf (3006m, 175 km) in der Goldberggruppe (Hohe Tauern)

Bild 15: Hohe Tauern in voller Pracht:

Großglockner prominent links von den Haller Mauern. Links vom Ritterkopf komt vorne die Steinfeldspitze (2344m, 134 km), links davon schaut noch ein kleines, dunkles Spitzerl drüber, der Krumlkeeskopf (3101m, 179 km) und noch eins weiter links ganz weiß der Hocharn (3254m, 178 km), der vom niedrigeren Noten (1640m) am Vortag besser zur Geltung kam. Auch der fast 80 jährige Mitwanderer hat den Hocharn erkennen können, in seinem Alter möchte ich noch so gute Augen haben!

Bild 16: Zoom auf die Glocknergruppe

V.l.n.r.: Rippeteck (2126m, 120 km), dahinter Kellerskogel (3239m, 193 km), dann Schober (2133m, 119 km), dahinter drei Spitzen: evtl. Kellerskopf (3239m), Hohenwartkopf (3308m, 194 km), weiter vorne und dünkler: Edlenkopf (2923m, 176 km). Dann folgen Großglockner (3798m, 195 km), Hofmannspitze (3722m, 195 km), Teufelskamp (3511m, 195 km), dann folgt der Grabnerstein in den Haller Mauern, rechts davon über den Einschnitt sieht man das Eiskögele (3426m, 196 km - Tagesrekord) und Johannisberg (3453m, 194 km).

Bild 17: Von Hochschwab und Niedere Tauern übers Gesäuse bis zum Toten Gebirge.

Bild 18: Gipfel, links der Vorgipfel

Im Hintergrund links der Hausruck, rechts weite Teile des Mühlviertels.

Bild 19: Dürrenstein-Plateau und Voralpen

Rechts die Steilflanke des Scheiblingsteins, die ins Seetal abfällt, links der Große Hetzkogel (1582m), der ebenfalls steil zum Mittersee abfällt. Im Hintergrund unteres Mühl- und oberes Waldviertel.

Bild 20: Ötscher, Gemeindealpe und Schneeberg ganz prominent.

Im Vordergrund der Kleine Dürrenstein (1624m), dahinter Hochalpl (1547m), rechts in Gsolriedel (1464m) und Goldspitz (1468m) übergehend, auf letzterem stand ich heuer schon mit Schneeschuhen; links die Herrenalm

Bild 21: Vom Großglockner bis zum Hausruck

Auch das schafft dieser Tag: Schladminger Tauern und Glocknergruppe, Haller Mauern und Totes Gebirge, Sengsengebirge und Traunstein, und der Hausruck auf einem Bild.

Bild 22: Grimming und Dachstein

Zwischen Natterriegel und Hexenturm spitzelt der Grimming (2351m, 83 km) durch, und zwischen Hexenturm und Scheiblingstein
schaut ein Teil des Dachsteins hervor: nämlich Gamsfeldspitze (2655m, 112 km),
markant und am Gipfel schon richtig erkannt der Koppenkarstein (2863m, 112 km), ganz rechts noch das Warscheneck (2388m, 63 km).

Bild 23: Eine formschöne Pyramide: der Lugauer (2217m, 36 km)

Ganz rechts hinten schaut der Greim (2480m, 91 km) in den Wölzer Tauern heraus, links die Gsuchmauer (2116m) mit dem runden Buckel, dahinter der Bruderkogel (2299m, 65 km).

Links vom Lugauer Sonntagskogel (2229m) und Großer Grießstein (2337m) in den Seckauer Tauern.

Bild 24: Eine halbe Stunde, nachdem wir den Gipfel erreicht hatten, folgt auch die dritte Gesprächspartnerin des gemütlichen Hüttenabends nach.

Bild 25: Links von ihr der Münchner, der schon im Himalaya unterwegs war.

Bild 26: Sengsengebirge, Höllengebirge und Traunstein

Im Vordergrund Königsberg (1409m) und Durnhöhe (1439m), dahinter Hegerberg (bewaldet), dann folgt bereits der lange Nord-Süd-Kamm des Almkogels (1513m) in den oberösterreichischen Voralpen nach.

Bild 27: Ötscher

Bild 28: Kalkrippen beim Abstieg

Von oben betrachtet denkt man, der Weg verläuft weitgehend über die Almen, aber falsch gedacht, stattdessen windet er sich lange Zeit durch die Latschen, über schmierige, erdige Rippen und Wurzeln hinweg. Viele Stolperfallen inbegriffen.

Bild 29: Vom Weg abkommen kann durchaus ungustiös enden, wie dieser schneegefüllte Schlund beweist.

Bild 30: Großer Hetzkogel und Scheiblingstein

Bild 31: Obersee (1114m) mit wachsendem Schilfgürtel.

Mein Mitwanderer, der 1957 diese Runde ging, erzählte mir, dass damals die Insel noch eine richtige Insel war und definitiv noch nicht so viel Schilf sich ausgebreitet hatte.

Bild 32: Die Ausblicke ins Seetal werden immer prächtiger.

Bild 33: Herrenalm, links Scheiblingstein und rechts Kleiner und Großer Ötscher.

Seit etwa einem Jahr erst führt vom Obersee in zahlreichen Serpentinen eine frisch angelegte Schotterstraße hinauf auf den Hochreiserkogel (1484m), evtl. sogar noch weiter. Eine Einheimische am Obersee erinnerte sich später, dass der Scheiblingstein früher ihre Kindheitserinnerung von Urwald war, mit Hirschen und anderen Waldtieren. So ändern sich die Zeiten.

Bild 34: Spätherbstkleid

Bild 35: Noch einmal Ötscher

Der Baum in der Bildmitte ist auch in Peter Backés Wanderführer "Mit Bus und Bahn in die Wiener Hausberge" bei der Dürrenstein-Route abgebildet,
die allerdings nicht über die Lunzer Seen führt, sondern über Höll- und Lechnergraben zurück ins Oistal.

Bild 36: Am friedlichen Obersee.

Bild 37: Spiegelkunst.

Bild 38: Links schließt das schmale Kar an, das bis zum Springkogel reicht.

Bild 39: Spektakulär: der Karstwasserfall, dessen Abfluss unterirdisch weitergeht.

Kurz darauf stürzt er in einem rund dreißig Meter hohem Wasserfall erneut aus dem Fels heraus, leider war mir kein direktes Bild möglich.

Bild 40: Steile Felswände begrenzen den Obersee zum Seetal hin.

Bild 41: Hier oben ist das Laub bereits weitgehend abgefallen.

Bild 42: Lunzer See, gegenüber Seehof

Bild 43: Spiegelungen

Bild 44: Ein Angler genießt das klare Wasser.

Bild 45: Seeauberg (847m), links die Rauschmauer (838m)

Bild 46: Gemälde

Bild 47: Rückblick zum Scheiblingstein.

Bild 48: Schlusspoente.

Eine Stunde vor der Busabfahrt erreiche ich die Bushaltestelle bei der Kirche in Lunz am See, inmitten der Einöde, nirgends gibt es etwas zu essen, denke ich. Etwa zwanzig Minuten später hält vor mir plötzlich ein Auto und aussteigen tut der 79jährige Wanderer, der beim Seehof eine Mitfahrgelegenheit gefunden hat. Vor Ehrfurcht sind mir die Worte fast weggeblieben, er hat die lange Runde geschafft, trotz Handicap! Und ich bin zeitweise wirklich sehr schnell gegangen, sicherlich das doppelte Tempo wie er. Er schaut dann noch in die gotische Kirche, und ausgerechnet dort liegen vom Erntedankfest frische Äpfel vom Land, die man für eine freiwillige Spende selbst entnehmen kann. So kommen wir während der Zugfahrt doch noch zur Abendjause.

Im Bus ruft er seine Schwester an, und schießt euphorisch los: "Du, ich muss Dir jetzt was erzählen. Ich habe eben was ganz verrücktes gemacht. Erinnerst Du Dich noch an 1957, als wir vom Stiegengraben zur Ybbstaler Hütte, weiter zum Dürrenstein und über die Seen abgestiegen sind? Ich bin das jetzt wieder gegangen!"

Das werde ich nie vergessen, und ich vermute, hoffe, fast ein wenig, dass auch die sechs anderen Wanderer im Bus samt dem Busfahrer ungläubig bis ehrfürchtig in diesem Moment diesen Worten lauschten.

In Scheibbs stiegen wir in den Bummelzug nach Pöchlarn, er zeigte mir noch durchs Zugfenster auf das Wahrzeichen von Scheibbs, die Rudolfshöhe (524m) mit der Jelinekwarte, die einen Ausblick bis in die Alpen bietet. Er meinte, er sei da vor Jahrzehnten noch über Bauernhöfe auf den Höhen gewandert, heute sei alles durch Asphaltstraßen erschlossen. In Pöchlarn gings in den REX nach St. Pölten, der schon deutlich gefüllter war, und ab St. Pölten in den verspäteten Railjet aus München, der so überfüllt war, dass wir nur noch an der Tür einen Platz hatten, ich stand, er konnte sich wenigstens auf die Stufen setzen. Bei Tempo 230 km/h im Wienerwaldtunnel ein mulmiges Gefühl, wenn man sich nicht einmal umdrehen kann, zum Glück nur 25 min lang. Beiläufig erzählte er mir noch, dass die Niederösterreichische Feuerwehr für den 13 km langen Wienerwaldtunnel zwischen Tulln und Hütteldorf einen doppelgleisigen Tunnel wollte. Es kam die österreichische Lösung: Bis zur Grenze ist der Tunnel doppelgleisig, danach gibt es zwei eingleisige Röhren.

Und Aus.

Postskriptum: Nach dem 2839m Dürrenstein in Südtirol habe innerhalb 6 Wochen das Double geschafft.

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