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23.08.2013 - Stadelwand (1404m) und Südlicher Grafensteig

Eckdaten:

  • Wegführung: Weichtalhaus (Bus) - Höllental (550m, 9.10) - Stadelwandgraben - Stadelwand (1404m, 11.15) - Südlicher Grafensteig - Kienthaler Hütte (1380m, 13.15) - Pause - Weichtalhaus (15.15)
  • Länge: 12,0 km
  • Höhenmeter:: 1050 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): 6 Std. (ca. 30 min Pause)
  • Schwierigkeit: am Grafensteig leicht ausgesetzte Überquerungen von Rinnen
Vom Hochkönig zur Stadelwand - so könnte der Titel dieses Berichts lauten, denn ursprünglich wollte ich eine 3-Tages-Tour am Hochkönig machen, wetterbedingt dann zur 2-Tages-Tour am Großen Pyhrgas degradiert. Da sich die Wetteraussichten noch weiter verschlechterten, wurde schließlich die Stadelwand daraus. Mein erster unmarkierter Steig am Schneeberg - und zweifellos ein reizvoller zügiger Anstieg Richtung Hochplateau neben Novembergrat (I+) und Weichtalklamm (A-B).

Berichte im Gipfeltreffenforum über eine kurze Stelle mit schmalem und furchtbar erdigem Steig, der einen abschüssigen Waldhang und eine Felsnase quert, ließen mich kurz zögern. Sogar eine Seilversicherung wurde von einem Tourengeher für wünschenswert befunden. Da ich in Sachen Ausgesetztheit etwas sensibel bin (wenn auch nicht mehr vergleichbar mit der Höhenangst vor 6 Jahren), ging ich die Sache pragmatisch an: Umdrehen kann man immer und Zeit hatte ich dank stabilem Wetter reichlich.

Ich nahm den Bus um 8.40 Richtung Rohr im Gebirge und kam um 9.00 am Weichtalhaus an. Von dort geht es ein kurzes Stück die Straße zurück (beim nächsten Mal frage ich den Busfahrer, ob er mich vorher herauslässt), bis man links in den Stadelwandgraben einbiegt. Dort liefen anfangs vor mir auch zwei Kletterer, die aber rasch in einen der unzähligen Zustiege zur Stadelwand nach links abbogen. Dann hatte ich den restlichen Weg bis zur Kienthaler Hütte für mich alleine.

Der unmarkierte Steig ist meist gut erkennbar. Wegen der abbiegenden Wandzustiege ist es ratsam, sich immer rechts zu halten. Dann kann man sich nicht vergehen. Dank einer guten Beschreibung im Netz habe ich mich kein einziges Mal vergangen.

Bild 1: Leichter Beginn

Anfangs geht es teils eben und nur mäßig ansteigend in den Graben. Aus dem staubtrockenen Boden schlüpften immer wieder Erdwespen - barfuß sollte man hier also eher nicht gehen.

Bild 2: Naturbelassener Steig

Was hier herumliegt, wird nicht aufgeräumt. Der Steig (ganz rechts) zieht sich dennoch sichtbar den Graben hinauf.

Bild 3: Stadelwand

Gelegentlich ergeben sich schöne Blicke zu den untersten Felsen der Stadelwand.

Bild 4: Breiter Weg

Durch den engen Graben schraubt sich der Steig in die Höhe.

Bild 5: Schotterrinnen

Stetige Schotterrinnen lassen eine gewisse Steinschlaggefahr am Wandfuß vermuten.

Bild 6: Wegfindung

Ganz hinten rechts liegt ein großer umgefallener Baum, darunter führt der Steig weiter, also nicht links in die Schotterpiste abbiegen.

Bild 7: Wild

Kurz vor dieser Schotterreise biegt der Steig nach rechts ab und überquert das dunkle Schiefergestein, das den Steig schon seit längerem auf der rechten Seite begleitet.

Bild 8: "Schlüsselstelle"

Hier verengt sich der Steig wie in den Berichten verschrieben, zudem geht es rechts abschüssig den Wald hinunter. Ich empfand sie jedoch als wesentlich harmloser als geschildert, bei Nässe ist sie aber möglicherweise durch die Wurzeln und das offen liegende Gestein unangenehm zu gehen.

Bild 9: Rückblick

Aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse leider verschwommen, aber es sind wirklich nur zwei Meter, in denen der Steig sich verschmälert. Der restliche Steig ist durchwegs harmlos.

Bild 10: Kurz darauf kommt man zwischen diesen imposanten Felsen hindurch.

In zahlreichen Serpentinen gelangt man schließlich zum Stadelwandsattel, dort besteht die Option, den Hochgang (1217m) rechtsseitig mitzunehmen - oder weglos den bewaldeten Graben abzusteigen, ehe man auf einen weiteren, unmarkierten Steig Richtung Brettschacher stößt. Von dort bestehen mehr oder weniger auffindbare Verbindungen zum Krumbachgraben.

Der Steig weist vorübergehend ein leichtes Gefälle auf und zieht sich parallel zur Stadelwand entlang, ehe er recht steil an einer Schwachstelle der Wand nach oben und oberhalb der Stadelwand nach links zieht.

Bild 11: Raxalpe

Bald ergeben sich erste Blicke zur gegenüberliegenden Raxalpe, mittig das Große Höllental zwischen Wachthüttelkammsteig (A) (links) und Rudolfsteig (rechts, A). Im Hintergrund ist der Dreimarkstein (1948m) zu sehen.

Bild 12: Stadelwandgrat (III)

Bild 13: Stadelwand (1404m)

Nach genau zwei Stunden habe ich die Märchenwiese und den Gipfel der Stadelwand erreicht. Von dort blickt man steil hinab in den Stadelwandgraben (links) und das Höllental, rechts die Kornbrandmauer, links davon der Staudengraben. Noch weiter links das Große Wolfstal, an dessen linker Hand (nicht im Bild) sich die Brandschneide (A) auf die Rax zieht.

Bild 14: Höllental-Ausgang

Miserables Fotolicht. Die Föhre verdeckt den Hochgang-Gipfel, im Hintergrund der Ausgang des Höllentals mit dem Mittagstein (1300m, links), rechts hingegen die Brandschneide, die sich immer am Kamm entlang zur Rax hinaufzieht und im oberen Bereich ins felsige und teils seilversicherte Gelände (Camillo-Kronich-Steig) wechselt.

Bild 15: Kleines und Großes Höllental

Links das Große Höllental, gleich rechts mit der Forststraße das Kleine Höllental, rechts daneben beginnt der Große Kesselgraben, eine romantische Schlucht, die sich im harmlosen Gehgelände bis zum Klobentörl (1648m) auf der Rax hinaufzieht. Ganz rechts der Hainboden (1248m).

Bild 16: Panorama mit Schönheitsfehlern

Saharastaub und dreckiger Dunst trüben die Fernsicht. Zudem sind erste, flache Quellwolken entstanden. Sie sind relativ schichtförmig und tief angesiedelt - ein Umstand, der meine spätere Route beeinflussen wird.

Ganz links über dem Raxplateau spitzt die Donnerwand (1799m) hervor, der erste deutlichere Felsgipfel ist das Hohe Waxenegg (1647m), gleich rechts folgt der Glatzeter Kogel (1594m) und der Große Sonnleitstein (1639m). Weiter rechts sind Göller und Gippelmauer sowie Obersberg noch klar erkennbar.

Im Dunst sind irgendwo auch Hochkar und Ötscher verborgen - aber mit bloßem Auge war da nichts zu machen.

Bild 17: Schneeberg

Von der Stadelwand bis zum Klosterwappen sind es noch gut 680 hm, davon verläuft der Großteil südseitig in der Sonne. Beim steilen Aufstieg nach drei Wochen Untätigkeit verspüre ich leichte Knieschmerzen, deswegen zögere ich, den ursprünglichen Plan über die Stadelwandleiten zum Klosterwappen aufzusteigen zu vollenden. Zudem sind da noch die schlechte Fernsicht und die recht tiefen Quellwolken in Gipfelnähe.

Also biege ich in den Südlichen Grafensteig ein. Ich kann nicht zählen, wie oft ich über Wurzeln und lose Steine gestolpert bin, mich mit den Stecken irgendwo verhakt habe. das war sehr mühsam und hat viel Konzentration erfordert. Die 2 Std. von der Stadelwand bis zur Kienthaler Hütte waren eine einzige Dauerstolperei, außerdem muss man zwei Mal über leicht ausgesetzte Schotterrinnen hinter der Schönleitenschneid. Der Südliche Grafensteig ist für mich jedenfalls keine Option, um zur Stadelwandleiten zu gelangen.

Bild 18: Eisenhut

Bild 19: Apollofalter

Bild 20: Schiefermäuer

Bild 21: Unter den Abbrüchen der Schönleitenschneid

Bild 22: Schotterrinnen

Unterhalb der Schönleitenschneid bis zur Kienthaler Hütte sind einige Schotterrinnen zu überqueren.

Bild 23: Lawinenschichtung

So stelle ich mir eine Lawinensituation vor. Eine bröselig-poröse Schicht aus schmelzender Altschneedecke mit eingelagerten Graupelkörnern, darüber eine flache Schicht Pulverschnee, die sich mit der darunterliegenden Schicht nicht verbinden will und einfach abrutscht. Schon ein komisches Gefühl, auf einem Waldboden zu gehen, der keine zehn Zentimeter dick ist.

Bild 24: Die nächste Rinne

Bild 25: Ausrutschen ist hier keine gute Idee.

Bild 26: Schieferplatten

Bild 27: Der Turmstein (1416m), 36 m ausgesetztes C-Klettervergnügen kommen in Sichtweite.

Nach einer etwa halbstündigen Jause auf der Kienthaler Hütte, auf der leider Klettersteiggeher unbedingt eine rauchen mussten, steige ich angequalmt vorzeitig wieder ab. Ich entfliehe nicht der stinkenden Großstadt Wien, um dann den Rauch von egoistischen Wanderern abbekommen zu müssen. Die können rauchen, so viel wie sie wollen, aber nicht, wenn andere Wanderer in der Nähe sind, die das nicht wollen.

Bild 28: Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)

Bild 29: Vermutlich Scheuchzers Glockenblume (Campanula scheuchzeri)

Bild 30: Akalei (vermutlich Aquilegia nigricans)

Bild 31: Schwalbenwurzenzian - langstieliger Enzian (alle Pflanzenbenennungen dank meines Arbeitskollegen)

Bild 32: Reflektoren am Ferdinand-Mayr-Weg

Am 12.November 2011 (siehe Tourenarchiv) bin ich mit Wolfgang den Ferdinand-Mayr-Weg vom Kuhschneeberg kommend in der einbrechenden Dunkelheit mit Stirnlampe abgestiegen. Ob es einen Anlassfall gab oder man vorbeugend zu spät startende Klettersteiggeher schützen wollte - jedenfalls befinden sich neben den Markierungen immer wieder Reflektoren, sodass man den Wegverlauf mit einer Stirnlampe schon von weitem einsehen kann. Das ist auch notwendig, denn gelegentlich kommt der Weg dem Absturzgelände zur Weichtalklamm recht nahe. Damals konnte es irgendwie keiner glauben, dass da wirklich Reflektoren sind - daher hier das Beweisbild ;)

Ich steige mehr oder weniger rasch ab, stolpere wieder andauernd (nicht mein Tag anscheinend), und kann mich im ersten Stück bis zur Abzweigung zur Weichtalklamm gar nicht erinnern, den Weg schon einmal begangen zu haben. Als auch noch ein Trittbügel kommt, wähne ich mich bereits beim Abstieg in die Weichtalklamm, kurz darauf kommt aber zum Glück der Forstweg in Sichweite ;)

Bild 33: Nahtoderfahrung

Der weitere Abstieg ist weitgehend unspektakulär, bis auf totes Rehkitz auf Höhenmeter 1050 etwa, das relativ frisch aussah, noch nicht erbärmlich roch, aber bereits von Fliegen umschwärmt war. Ich war schon drauf und dran dem Weichtalhauswirtn diese Beobachtung mitzuteilen, als er dies einem Wanderer selbst erzählt, und dass ein Jäger dieses holen wird (hätte es für eine Gams gehalten, da alles, was ich sonst für ein Reh halte, dann doch eine Gams ist, tja, so kann man sich täuschen - zuerst hatte ich mich über den Fuchs gewundert, der da neben dem Weg schlief ^^).

Bild 34: Imposanter Felsen am Fuß des Weichtals

Bild 35: Nochmal Reflektoren

Im Weichtalhaus verkürzte ich die Wartezeit bis zum Bus durch Gulaschsuppe und gespritzter Melisse. Zu spät las ich auf der Speisekarte, dass es Momos gab, und offensichtlich zwei nepalesische Köche anwesend sind (nach Höttinger Alm und Glungezerhütte bei Innsbruck schon die dritte Hütte mit nepalesischen Köchen, die ich kenne).

Bei günstigeren Sichtbedingungen und besonders im Herbst bei toller Laubfärbung reizt es mich, die Strecke nochmal zu gehen, dann aber direkt via Stadelwandleiten aufs Klosterwappen. Auch den Schauerstein habe ich erneut auslassen müssen - den steilen Abstieg vom Klosterwappen wollte ich meinen Knien nicht zumuten.

Als ich gegen 18.00 vom Regionalzug letztmalig zum Schneeberg schaute, hatte dieser bereits eine wattebauschähnliche Haube bekommen. Im Nachhinein also richtig entschieden, warum mühsam knapp 700 hm weiter aufsteigen, wenn man oben sowieso nichts sieht. Das können Oktober und November besser.

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