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27.7.2013 - Von der Glungezerhütte über Kreuzspitze zum Meißner Haus

Eckdaten:

  • Wegführung: Glungezer (2677m, 7.00), Gamslahnerspitze (2681m) und Kreuzspitze (2746m, 10.40) - "Geschriebenen Stein" (2190m, 13.30) - Meißner Haus (1707m, 15.15)
  • Länge: 10,0 km
  • Höhenmeter (Auf/Abstieg): 400/1200 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 8 Stunden
  • Schwierigkeit: Bis Kreuzspitze anstrengende Blockkraxelei (I-I+), hinter Gamslahnerspitze und Kreuzjöchl (2575m) teils seilversichert (A-B) und ausgesetzt, beim Abstieg von der Kreuzspitze kurze Schneefelder, die man jedoch umgehen kann.
Nach einer unruhigen, relativ kurzen Nacht, die auf das Schnarchkonzert und die stickige Luft im Lager zurückzuführen war, gab es um 6.30 ein ausgiebiges Frühstücksbuffet, sogar mit Ei und Müsli. Naturgemäß brachte ich wieder nicht viel herunter. Der große Esser war ich in der Früh noch nie, meist beschränke ich mich wegen der Energiezufuhr auf Brot mit Marmelade. Der Hunger kommt entweder später oder erst abends auf der Hütte. Zwischendurch helfe ich mir mit Obst (Birnen: fruchtiger als Äpfel und mehr Fruchtzucker), Frucht- und Powerriegeln - wenn es gar nicht mehr geht: PowerGel, was mir ein guter Bekannter aus dem Gipfeltreffenforum vor drei Jahren empfahl und seitdem immer als Notenergiereserve im Rucksack mit dabei ist. Mg-Sticks beugen schließlich noch Krämpfen vor, damit war ich ideal ausgerüstet, und konnte ein mageres Frühstück leicht kompensieren.

Noch vor dem Frühstück bewunderte ich den farbenprächtigen Sonnenaufgang von der Hütte und von der Sonnenspitze, die Kabel der Materialseilbahn geflissentlich übersehend. Die Schasaugertheit schmälert die Genialität der folgenden Bilder etwas - egal, "gekonnte Bilddiagonale".

Bild 1: Unterinntal, Kaisergebirge, weite Teile der Tuxer und Kitzbüheler Alpen

Bild 2: Zweites Futur bei Sonnenaufgang

V.l.n.r.: Am Horizont links Großes Ochsenhorn (2511m, 93 km), daneben deutlich näher Galtenberg (2424m), rechts spitzt der Hochkalter (2607m, 108 km) drüber, im Vordergrund Gilfert (2506m), rechts davon die zweite Spitze ist der Watzmann (2711m, 112 km).

Links der Bildmitte mit der größeren Schartenhöhe das Birnhorn (2634m, 96 km), in der Bildmitte die Schindlköpfe (2357m, 107 km), weiter rechts die Funtenseetauern (2578m, 113 km), dann folgen wieder ein paar nähere Berge, dazwischen im Dunst spitzt noch das Selbhorn (2655m, 111 km) im Steinernen Meer drüber.

Ganz rechts an der Nordflanke der näheren Bergkette schaut ein Teil des Hochseilers (2793m, 116 km) im Hochkönig-Massiv drüber, der Hochkönig selbst kommt nur noch im Digitalzoom der Aufnahme zum Vorschein.

Was für manche von Euch allzu detailverliebt klingen mag, ist für immer wieder eine spannende Detektivarbeit - die Berge beschriften, sie später anhand ihrer charakteristischen Formen von anderen Standpunkten aus wieder zu erkennen. Wofür andere eine Gipfel-App brauchen, bemühe ich fotografisches Gedächtnis und Karten.

Bild 3: Warmes Licht

V.r.n.l.: Markant und freistehend die Loferer Steinberge mit Rothorn, Mitterhorn, Reifhorn und Ochsenhorn.

Links daneben Großer Weitschartenkopf (1979m, 106 km) in den Berchtesgadener Alpen, dahinter rechts spitzelt der Berchtesgadner Hochthron (1972m, 122 km) aus dem Unterbergmassiv hervor, ebenfalls ein prächtiger Aussichtsberg, links davon erstrecken sich weitere Gipfel des Unterbergs, ohne markant hervorzustechen.

Bereits links der Bildmitte knapp über dem obersten Kabel steht das Sonntagshorn (1961m, 102 km), der höchste Berg der Chiemgauer Alpen,
weiter links schon deutlich näher Maukspitze (2231m, 74 km) und Ackerlspitze (2329m) sowie weitere Gipfel im Wilden Kaiser.

Bild 4: Aber auch die Gegenrichtung kann entzücken

Pflerscher Tribulaun (3097m), Feuersteine (3267und 3230m) und Habicht (3277m, mein bisher höchster und schwierigster Berg) sind Fixpunkte,
rechts vom Habicht grüßen Wilder Pfaff (3456m) und Zuckerhütl (3507m, höchster der Stubaier Alpen), ganz rechts noch Aperer Pfaff (3353m), zwischen beiden eingebettet der große Sulzenauferner. Man beachte die nordseitig noch deutlich unter 2500 m hinabreichenden Schneereste.

Bild 5: Im Vordergrund Malgrübler (2749m), interessant wirds links und rechts davon

Links: Keeskogel (3291m, 60 km), Schneekarspitze (3209m, 43 km), markant spitz Reichenspitze (3303m, 45 km) in der Reichenspitzgruppe, dahinter im Dunst hebt sich der Großvenediger (3666m, 63 km) ab.

Rechts: Östliche und Westliche Simonyspitze (3448m und 3481m, 58 km), Dreiherrnspitze (3499m), dann weiter vorne Ahornspitze (2973m) bei Mayrhofen, rechts davon Malhalm (3368m)- und Kleinspitze (3169m), weiter rechts als Pyramide Rauchkofel (3251m), ganz rechts als mächtiger Klotz die Rötspitze (3496m, 55 km) in der Venedigergruppe an der Grenze zu Südtirol.

Bild 6: Großvenediger und Malgrübler etwas deutlicher, ganz links noch die Hohe Fürleg (3243m, 64 km)

Bild 7: Gefrorene Wand-Spitzen (3288m), Olperer (3476m) und Fußstein (3380m)

Im Vordergrund der Wegverlauf am Kamm über Gahmslahnerspitze bis Rosenjoch

Bild 8: Südtirol

Über den brüchigen Grat der Durrenseespitze hinweg reicht der Blick zu den Sarntaler Alpen.

Ganz links Villandersberg (2509m, 62 km), mit abfallender Flanke Sarner Scharte (2468m), mittig das Sarner Weißhorn (2705m, Sarntaler Alpen), rechts Ötschspitze (2590m), ganz rechts Grubenkopf (2606m, 53 km).

Bild 9: Der "Altar Tirols"

Im Vordergrund links Kirchdach (2840m), mittig Kesselspitze (2728m), rechts Serles (2717m).

Im Hintergrund v.l.n.r.: Feuersteine, Habicht, Zuckerhütl, Aperer Pfaff, weiter rechts (der Serles) Schaufelspitze (3332m), Stubaier Wildspitze (3341m), westl. und östl. Daunenkogel,
ganz rechts weitgehend schneebedeckt die Wildspitze (3768m, 62 km), der höchste Berg Nordtirols und der Ötztaler Alpen, und der zweithöchste Berg Österreichs.

Nach dem Frühstück verabschiedeten sich die Venedigwanderer und ich vom Hüttenwirt Gottfried, der nochmals vor dem Gewitterrisiko und dem Wettersturz am folgenden Montag warnte (Kompliment!). Er erkannte in den nachfolgenden Wolken auch warnende Vorzeichen vor Gewittern, wenn er sie auch fälschlicherweise als "Föhncirren" betitelte. In Wirklichkeit handelte es sich um Altocumulus-Felder, die im Gegensatz zum Cirrus in der mittleren Atmosphäre (3-7 km) vorkommen und Feuchtezufuhr andeuten. Föhncirren gibt es nicht, denn der Föhn erreicht maximal Altocumulus-Niveau (2,8 bis 3,2 km bei hochreichendem Föhn in Nordtirol). Dennoch mein Respekt vorm Erkennen der Wolkenhinweise - eine Fähigkeit, die meiner Ansicht nach essentiell für jeden Bergsteiger sein sollte.

Bild 10: Altocumulus-Felder als Gewittervorboten

Bild 11: Vom Gipfel des Glungezers (2677m) ein letzter Blick zurück zur Hütte, mit Sonnenspitze (2639m) links

Bild 12: Oh schönes Nordtirol

Meine alte Heimat mit Morgenkogel-Flanke (links) und Patscherkofel rechts, dann das Wipptal mit Patsch und Eingang zum Stubaital mit Schönberg, im Hintergrund links Serles, rechts Kalkkögel und Nockspitze, eine Ebene dahinter die Stubaier Alpen mit ihren Gletschern.

Aufmerksame Himmelsbeobachter sehen wiederholt die mittelhohen Wolken, die Gewitter-Vorboten darstellen.

Bild 13: Mächtige Klötze, diese 3000er

Der Hohe Riffler (3231m) sieht von Nordwesten betrachtet wesentlich wuchtiger aus, rechts dahinter Turnerkamp (3420m) auf der Staatsgrenze, ganz rechts Großer Möseler (3480m) in den Zillertaler Alpen.

Bild 14: Viele Spitzen

Im Vordergrund links Lizumer Sonnenspitze (2831m) und Lizumer Reckner (2886m, höchster der Tuxer Alpen),
Im Hintergrund links Realspitze (3039m), mittig markant Schwarzenstein (ital. Sasso Nero, 3369m) an der Staatsgrenze.

Bild 15: Inntal und Karwendel

Im Vordergrund Inntal und Innsbruck mit Nordkette, links Mieminger Kette, zentral Wettersteingebirge mit Zugspitze - selten so klar gesehen im Hochsommer.

Bild 16: Karwendel und Vorgeschmack auf weiteren Gratverlauf

Bild 17: Wiesenabschnitte wie hier sind die Ausnahme, meist geht es über grobes Blockwerk

Bild 18: Nach der Gamslahnerspitze fangen die Versicherungen an

die nicht immer notwendig sind, bei Nässe aber sicherlich ratsam. Hier die "Schlüsselstelle" (A-B), wo sich das Seil ziemlich steil hinaufzieht. An wesentlich ausgesetzteren Stellen beim letzten Aufschwung zur Kreuzspitze befand sich allerdings kein Seil. Bei Nässe ist generell von dieser Route abzuraten.

Bild 19: Kammverlauf

Über mehrere Aufschwünge geht es vom Kreuzjöchl (2575m), dem tiefsten Punkt der Kammüberschreitung hinauf zur Kreuzspitze, zwischendurch sind auch einzelne, zum Glück ebene Schneefelder zu überqueren, die so brettlhart sind, dass sie nicht durchbrechen, aber die oberste Schicht ist aufgrund der Wärme ziemlich seifig gewesen. Selten bin ich auf der Horizontalen so ausgerutscht. Eine steile Querung undenkbar.

Bild 20: Rückblick

Bild 21: Auch an meinem anspruchsvollsten Berg, dem Habicht, kann ich mich heute nicht sattsehen.

Das Schneefeld scheint den Habichtferner noch vollständig zu bedecken.

Bild 22: Auch Gschnitzer (2946m) und Pflerscher (3097m) Tribulaun heben sich deutlich aus der Umgebung ab.

Bild 23: Links Durrenseespitze (2651m), rechts Morgenkogel (2607m), bei Schitourengehern beliebt.

Bild 24: Die Ursache für die vermeintliche Fahrradglocke ist rasch gefunden.

Bild 25: Blaue Seen

Der obere Teil der zweiteiligen Gletscherstufe des Viggartals mit den berühmten "Blauen Seen", die eiskalt waren - von Schneewasser gespeist, mehr als meine Füße reinhängen ging nicht. Zudem war der Untergrund recht sandig.

Bild 26: Gipfelfoto auf der Kreuzspitze nach doch gut 3,5 Std., also länger als angegeben.

Viele Pausen hatte ich bis dato nicht gemacht, zumal es fast durchwegs sonnig war und nur wenig Wind ging.

Das holte ich am Gipfel jedoch nach und genoss das überwältigende Panorama. Endlich ging mein Traum in Erfüllung, da ich seit der Viggarspitze-Besteigung im Herbst 2007 über die Besteigung der Kreuzspitze nachgedacht hatte.

Bild 27: Durrensee unterhalb der gleichnamigen Spitze im tiefen blau

Bild 28: Meine Begleiter hatten noch gut 6 Std. Wegstrecke bis zur Lizumer Hütte vor sich

Zum Glück schwächte sich das abendliche Gewitter beim Übertritt ins Wipptal föhnbedingt deutlich ab, sonst hätte es besonders für die langsameren Weitwanderer eng werden können.

Bild 29: Rückblick auf den Kammverlauf

In der Nachbetrachtung ist der Kamm längst nicht so homogen, wie er auf der Karte oder vom Glungezer betrachtet aussieht, sondern mit zahlreichen Satteln und rauhem Blockwerk drapiert. Eine ansehnliche Strecke also, mein Tageswerk war hiermit getan. Im Hintergrund Karwendel mit Rumer Spitze links und Bettelwurf rechts.

Bild 30: Im Vordergrund einladende Gipfel des Arztals, im Hintergrund links Wolfendorn (2777m), auf dem ich im Herbst 2009 stand, rechts daneben Hühnerspiel (Amthorspitze) am Brennerpass.

Bild 31: Einheimische am Gipfel und vom Talboden kommend - der Abstieg ist rot (mittelschwer) klassifiziert ...

Bild 32: ...während der Höhenweg schwarz und damit schwierig klassifiziert ist. Die Zeitangabe ist etwas optimistisch.

Bild 33: Schlüsselstelle beim Abstieg

Die erwähnte Schwachstelle im Schneefeld beim Abstieg von der Kreuzspitze, ich umging sie links, da der Schnee zu rutschig war. Es handelte sich zwar nur um wenige Meter, aber ein Sturz reicht bei dieser Schuttunterlage für Verletzungen aus.

Bild 34: Hier wird die Steilheit des Geländes deutlich:

Bild 35: Sogenannter "Blutschnee"

Verursacher sind Grünalgen, auch Schnee- oder Blutalgen genannt, eine Erklärung gibts hier.

Bild 36: Der berühmte "Geschriebene Stein" mit Schriftzügen, die bis in die Steinzeit zurückreichen.

In diesem PDF-Dokument wird erklärt, dass sich dieser Stein am "distalen Ende des Blockgletschers" befindet. "Dieser meterhohe Block wurde durch Materialsortierung infolge des Frostwechsels senkrecht aufgerichtet. Im näheren Umfeld finden sich weitere Frostmusterphänoemen wie Solifluktionsloben und Strukturböden."

Bild 37: Gewitterwolken

War es bis dahin (13.30) noch gering bewölkt, zeigten sich über dem Karwendel bald erste Gewitterwolken, oder zumindest Versuche davon, wie hier über der Mieminger Kette oder der kleine Atompilz über der Zugspitze, der von unten schneller vertrocknete als sich der Amboss ausbreiten konnte. Rechts im Bild der mächtige Felssturz am Fuß der Viggarspitze, der im Jahr 2002 das Bachbett des Viggartals deutlich einengte.

Unterwegs an den Blauen Seen treffe ich ein Ehepaar aus der Nähe von Regensburg, mit dem ich mich angeregt unterhalte, die auch den Hochkönig schon von der Ostpreußenhütte aus begingen, was ich auch vorhabe. War sehr nett, und sie waren bergtechnisch längst nicht so unerfahren wie andere Wanderer davor, auch den wesentlich ausgesetzteren Hochvogel haben sie schon bestiegen. Unsere Wege trennen sich am Viggar Hochleger, sie folgen dem Weg nach Boscheben bis zum Patscherkofelhaus, wo sie die Nacht verbringen. Ich steige ab zum Meißner Haus.

Bild 38: Rückblick zur Kreuzspitze

Auch die "private Schlüsselstelle" nach dem Geschriebenen Stein überstand ich unbeschadet, nämlich die Durchquerung einer Kuhweide. Noch 4 Jahre vorher hatte mich am Viggar Hochleger eine Mutterkuh verfolgt, bzw. sich die ganze Herde in Bewegung gesetzt und mich zur panischen Flucht veranlasst. Dieses Mal sind sie wesentlich weiter hinten bei den Seen, und friedlich, da weder Kälber dabei sind noch Hunde bei den Wanderern, die sie reizen könnten.

Im Hintergrund links der Kreuzspitze ein mächtiger, aber harmloser Cumulus congestus. Im Vordergrund ein dekadenter Wappler, der mit seiner englischen Freundin wohl zum Patscherkofel wollte und von dort mit der Seilbahn runter, ehe der Einheimische (mit rotem Leiberl) ihnen erklärte, dass zu ihrer Ankunftszeit keine Bahn mehr fahren wird und sie den Fahrweg absteigen müssen. Der arrogante Schönling, der mit dem Pulli auf den Schultern wanderte, erwartete sich später im Meißner Haus, dass den gesperrten Forstweg "ein Taxi oder eine Limo" fahren könne, und er zur Hüttenwirtin wie selbstverständlich meinte "Kann mich Ihr Sohn nicht mal eben schnell ins Tal fahren?", worauf sie kühl entgegnete, dass dieser das bestimmt nicht machen werde. Und außerdem hätte er gern Rotwein. Haben sie nicht? Dann bitte Weißwein! Wie ich später mitbekam, steckte er dem Sohn, der dann doch fuhr, einen Hunderter zu, und wurde im Tal (ca. 6 km entfernt) tatsächlich von einem Fahrer mit einer Limo erwartet.

Bild 39: Kurz vor Erreichen des Meißner Hauses verstärken sich die Gewitteranzeichnen, es beginnt im mittleren Niveau zu quellen.

Bild 41: Wegstrecke

Die Karte zeigt u.a. den punktierten, aber harmlosen Abstiegsweg von der Kreuzspitze durch die Seegrube sowie meine beiden Ziele, Patscherkofel und Viggarspitze, am Folgetag.

Am restlichen Abend reihte sich ein haarsträubendes Erlebnis an das nächste.

Bild 42: Gewitteraufzug vom Sellrain und Stubaital her.

Über den Kalkkögeln sah man eine Böenwalze aufziehen, darüber dunkle Basen und ein riesiger Gewitterschirm. Eindeutig? Oder doch nicht.

Ein Wanderehepaar mit Biwak brach im Angesicht des aufziehenden Gewitter zu den Blauen Seen auf, um dort zu übernachten. Kommentar zur Hüttenhilfe: "Da kommt doch nur bissl Regen, oder?" Gegen 18.10 etwa, just zu dem Zeitpunkt, als das Essen fertig war, sah ich die ersten Erdblitze in den Kalkkögeln einschlagen, die bald mehr wurden. Es gab richtig dicke Blitze, die mehrfach im selben Blitzkanal einschlugen, sogar regelrechte Crawler, also verästelte Blitze, die an mehreren Stellen gleichzeitig den Boden erreichten. Bedrohlicher geht es nicht! Wie wir am nächsten Tag erfuhren, hatten sie Schutz beim Viggar Hochleger gesucht, wo sich Hütten befanden. Das Gewitter zog mit Starkregen und teils kräftigen Blitzeinschlägen und Donner über das Viggartal hinweg, um sich etwa über dem Glungezer deutlich abzuschwächen.

Kurz vor dem Gewitter kamen drei Frauen im Meißner Haus, die ziemlich aufgelöst waren. Eine von ihnen hatte einen Hund dabei, sie waren in der Früh zum Glungezer aufgebrochen, wo sie gegen Mittag eintrafen. Den Höhenweg zur Kreuzspitze hatten sie unterschätzt, was Kletterei betrifft. Am Nachmittag befanden sie sich noch gut 1,5 Std. von der Kreuzspitze entfernt, waren schon recht erschöpft, als sie auf einen Einheimischen trafen. Dieser warnte sie, dass sie sich zu weit entfernt befanden und es nicht mehr schaffen würden, und ging weiter, kehrte aber sogar nochmals zurück, um sie nochmals davon zu überzeugen, weglos von ihrem Standort direkt zu den Blauen Seen abzusteigen. Ihre Freundin mit dem Hund war zu diesem Zeitpunkt schon vor gelaufen, der Hund nicht mehr in Sichtweite am Kamm davongerannt. Sie begingen den schweren Fehler, sich zu trennen, d.h. ihre Freundin stieg später weglos ab, sie früher, aber sie fanden sich bei den Seen nicht wieder. Den aufgelösten Erzählungen der beiden Frauen zufolge muss der Abstieg ziemlich anstrengend und gefährlich gewesen sein, mit der Gefahr im Gelände festzusitzen. Die beiden kamen zuerst am Meißner Haus an, suchten aber ihre Freundin vergebens. Erst spät fanden sich alle drei beim Meißner Haus wieder. Ich saß am selben Tisch (bekam dadurch ein Stamperl spendiert) und hörte betroffen zu, wäre der Abstieg von der Kreuzspitze doch sehr einfach gewesen, wo man Zeit hätte aufholen können.

Ihr Abstieg erfolgte laut Erzählungen und Karte vom Kreuzjöchl (2575m) über das vergleichsweise flache Kar zur Seegrube. Mir unverständlich wie ein Einheimischer (!), ohne die Konstitution der Frauen zu kennen, so eine Empfehlung abgeben kann. Welche Alternative hätte es gegeben? Zurückgehen zur Glungezerhütte und von dort absteigen, oder weitergehen zur Kreuzspitze und gefahrlos absteigen. Umkehren hätte den Vorteil gehabt, dass zur Not auch auf der Hütte übernachtet hätte werden können.

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