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6.10.2012, Waxriegel (1888m), Schneeberg, über Novembergrat (I+)

Eckdaten:

  • Wegführung: Bruckerhof (765m, 9.45) - Schneidergraben - Nördlicher Grafensteig (1337m, 11.00) - Sitzstatt (1376m, 11.20) - Novembergrat - Ausstieg (1800m, 12.50) - Waxriegel (1888m, 13.20) - Abzweigung Mieseltal (14.55) - Schneebergdörfl (738m, 16.00)
  • Länge: 11,0 km
  • Höhenmeter (Auf/Abstieg): 1130/1130 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): 3,5/2,5 Stunden
  • Schwierigkeit: ausgesetzter Grat, durchwegs steil, Stellen bis I+

Im Vorfeld eines Wetterumschwungs am Folgetag versprach der Samstag noch einmal ein perfekter Bergtag zu werden. Zahlreiche Wanderer, Ausflügler und Kletterer dachten genauso, entsprechend überlaufen war der Schneeberg an diesen Tag. Maria, ich sowie ihre Schwester Franziska und ihr Freund Alex suchten uns für diesen Tag den Direktanstieg zum Hochplateau über den Novembergrat. Lust auf diese Route hatte mir zuvor Wolfgang A.'s wie üblich genussvoller Tourenbericht im Gipfeltreffenforum (Bilder sind nur sichtbar, wenn man eingeloggt ist) gemacht. Da ich mit Wolfgang schon häufiger gemeinsame Touren gegangen bin, und ich ihn relativ gut (und umgekehrt er mich) einschätzen kann, was die Beschreibung von Schwierigkeitsangaben betrifft, war ich davon überzeugt, diesen - für mich längsten - Grat auch gehen zu können. Für mich persönlich war es zudem eine Art Bewährungsprobe, ob ich mir den Rauhen Kamm auf den Ötscher zutrauen kann.

Im Nachhinein kann ich das bejahen - allerdings nicht alleine. Einerseits hatte ich mit den Kletterstellen keine Probleme, andererseits könnte ich noch etwas mit dem 'ins Auge blicken' der Ausgesetztheit arbeiten. Wenn man etwas zügig absolviert, und sich gar keine Zeit gibt, in den Abgrund zu schauen, ist es kein Problem. Ich konzentriere mich auf die nächsten Schritte und Griffe, und habe gar keine Zeit, um so etwas Unwohlsein angesichts der Ausgesetztheit zu entwickeln. Auf der anderen Seite bin ich vielleicht im Ernstfall - etwa bei Stau auf dem Grat/Kamm/Klettersteig - der Ausgesetztheit länger ausgesetzt als mir lieb ist. Da ist also noch viel Luft nach oben (und unten), was das 'Sich stellen' von Ausnahmesitationen betrifft. Insgesamt war es für mich jedenfalls eine genussvolle Kletterei und ich freue mich auf weitere Grate und Klettersteige.

Unsere Routenführung am 'Internationalen Tag der Freuden' (ausgerechnet jenem Tag, an dem man sich mit möglichst wenig Geld viel Freude machen soll) sah vor, ab Puchberg am Schneeberg mit dem Taxi zum Ausgangsort zu fahren, da dieser öffentlich ohne langen Asphalthatscher praktisch unerreichbar war. Die öffentliche Erreichbarkeit von Niederösterreichs östlichstem 2000er und 'Wiener Hausberg' ist sehr traurig, aber gut, das mit dem Taxi ging unkompliziert und praktischerweise hatten zwei weitere Wanderer das gleiche Ziel, was die Kosten weiter reduzierte.

Bild 1: Wir starten am Bruckerhof

Im Hintergrund die Breite Ries (rechts), rechts davon der Nandlgrat (erdig)

Bild 2: Traumhafte Kontraste im Schrattental

Der gemütlich ansteigende Forstweg ist nur von kurzer Dauer, bald geht es steil den Unteren Schneidergraben hinauf

Bild 3: Hier im noch flacheren Teil Alex und Franziska

Bild 4: Der weitere Wegverlauf lässt Schweißperlen aufkommen

Der Untere Schneidergraben ist wirklich mühsam, teils geht man auf den Schotterreisen aufwärts - frei nach dem Motto zwei Schritte vor, einer zurück -,
dafür gewinnt man rasch und effektiv in den engen Serpentinen an Höhenmetern.

Bild 5: Kurz vorm Erreichen des Nördlichen Grafensteigs wirds nochmal richtig steil.

Mit uns war es trotz der fortgeschrittenen Tageszeit (später Vormittag) eine regelrechte Völkerwanderung hinauf, allerdings bogen die meisten Wanderer und Kletterer
dann nach links Richtung Oberer Herminensteig ab, sodass wir am Novembergrat vergleichsweise einsam waren.

Bild 6: Blick vom Nördlichen Grafensteig zum Größenberg (1188m, links) und Haltberg (1114m, rechts),
dahinter links Teile der Dürren Wand, weiter hinten Hohe und Vordere Mandling (links vom Haltberg) sowie Hohe Wand (ganz rechts)

Kurz darauf erreichen wir auch die Sitzstatt (1376m), einen Felsvorsprung am Nördlichen Grafensteig, von dem der Novembergrat abzweigt.

Bild 7: Blick auf die Nadelwaldzone unterhalb der Rieswände sowie die Breite Ries und auf ein Teilstück des Nandlgrats

Bild 8: Beeindruckende Felsen

Bild 9: Dann heißt's auffi krain

An der ausgesetztesten Stelle des Grats öffnen sich spektakuläre Tiefblicke in die Krumme Ries (links) und zur Fadenwiese (hinten)

Bild 10: Richtung Hochplateau

Bild 11: Der Weiterweg lässt einen Kampf mit den Latschen vermuten

In Wirklichkeit schlängelt sich der Steig geschickt rechtsseitig der Latschen über die Felsen. Lediglich an einer Stelle muss man ein paar Meter bergab kraxeln, und hier war mir mein normaler Tourenrucksack auch hinderlich. Die I+ Stelle empfand ich als nicht so wild, eher die Markierung kurz etwas irreführend.

Bild 12: Rückblick auf den bisher zurückgelegten Wegverlauf

Im Tal links Losenheim, rechts die Ruine Losenheim (spätes 12. Jahrhundert)

Bild 13: Maria übernimmt die Wegfindung

Links irritiert ein Bohrhaken, der Weg geht allerdings rechts weiter.

Bild 14: Das Puchberger Becken liegt uns zu Fußen

Dürre Wand, Haltberg, Himberg und Niederer Hengst umrahmen das Becken, im Hintergrund die Hohe Wand (wirkt aus gut 1700 m eher mickrig),
dahinter das Steinfeld und rechts an der Hohen Wand vorbei das Leithagebirge.

Bild 15: Auch am benachbarten Herminensteig waren jede Menge Kletterer unterwegs

Vom ersten Eindruck her ist dieser Steig felsiger als der Novembergrat, laut einigen Bildern zudem teilweise versichert.
Zwischen Novembergrat und Herminensteig liegt der Obere Schneidergraben, von dessen Begehung wegen der Steinschlaggefahr abgeraten wird.

Bild 16: Puchberger Talkessel

Bild 17: Links von der Hand Schneebergdörfl, am Ringfinger kommen wir am Nachmittag an.

Bild 18: Ohne Worte

Bild 19: Vom schönen Felsen sieht man die letzten Windungen bis zum Ausstieg (Steinmandl oben)

Bild 20: Geschafft! Über 400 hm genussvolle Kletterei sind vorüber, wir haben die Hochfläche erreicht.

Ganz links Schober (1213m) und Öhler (1183m), der mit der felsigen Südflanke.

Bild 21: Links Klosterwappen (2076m), rechts Kaiserstein (2061m), ganz rechts Vestenkogel (194m)

Am Hochplateau sind wir nicht mehr alleine, eine größere Gruppe vom Alpenverein ist den Novembergrat kurz vor uns hinauf.

Bild 22: Kurz vor dem völlig überlaufenen Damböckhaus (1810m) kommt man an dieser imposanten Doline vorbei

Wegen der klaren Sicht ist ein Gipfel heute lohnenswert - wir nehmen den nächstgelegenen Waxriegel, der zwar umvölkert ist, aber dennoch eine umfassende Aussicht bietet.

Bild 23: Hochschwab, Gesäuse und eine Überraschung

Im Vordergrund Schneealpe mit der langen Mitterbergschneid, weiter rechts Donnerwand (1799m)

Im Hintergrund links Hochschwab (2277m, 54 km) und Ringkamp (2153m, 51 km) schräg rechts davor,
weiter rechts (zwischen Mitterbergschneid und Donnerwand) das Hochtor (2369m, 92 km), rechts davon sind auch Sparafeld (2247m, 100 km) und die Planspitze (2117m, 91 km) noch deutlich auszumachen. Knapp links der Donnerwand schaut die Riegerin (1939m, 59 km) hervor, gegenüber der Hochtürnach (1770m, 54 km).

Interessant wird es aber weiter rechts: Tamischbachturm (2035m, 86 km), Großer Buchstein (2224m, 94 km), St. Gallener Spitze (2144m, 93 km) und ganz rechts Kleiner Buchstein (1990m, 91 km) sind noch eindeutig.

Zwischen Hochtürnach und Tamischbachturm ist aber noch mehr zu sehen: Zart im Dunst zeichnet sich dort die Scheichenspitze (2667m, 167 km) im Dachstein-Massiv ab.

Bild 24: Nach Südwesten ist die Fernsicht nicht minder atemberaubend

Der Zinken in der Bildmitte ist der Hochlantsch (1720m, 54 km), weiter links als runder Mugel zeichnet sich noch der Osser (1548m, 52 km) ab,
hinten zwischen Osser und Hochlantsch sah man 'im Original' als dünne Linie am Horizont noch die Koralpe in rund 120 km Entfernung.

Weiter rechts gibts ebenfalls einen runden, wenn auch etwas spitzeren Mugel, das Rennfeld (1629m, 53 km),
rechts davon über dem Jakobskogel (Rax) der langgestreckte Höhenzug umfasst weite Teile der Lavanttaler Alpen in 80 bis 100 km Entfernung.

Im Vordergrund die Rax mit Heukuppe, links Semmering

Bild 25: Was mich aber viel mehr erstaunt hat, war die Fernsicht bis nach Wien!

Die Hochhäuser von der UNO-City samt dem DC Tower 1 zeichneten sich trotz Dunstfelder im Wiener Becken ab - damit sind auch die letzten Zweifel ad acta gelegt.
Möglich machte es der leichte Südföhn, der für trockene und damit klare Luft am Alpenostrand sorgte.

Bild 26: Bei dem Wind ließ sich gut Drachen steigen

Wiener Becken, Leithagebirge, Bucklige Welt und jede Menge Dunstfelder im feuchteren Südostwindregime über der Pannonischen Tiefebene.

Bild 27: Niedlicher Hund am Gipfelplateau

Bild 28: Latschenteppiche, links Donauraum mit St. Pölten

Bild 29: Jause oberhalb Österreichs höchstgelegenem Bahnhof Hochschneeberg (1795m) mit Elisabethkirchlein (erbaut 1901 im Jugendstil)

Links Hoher Hengst (1450m), rechts Gahnsplateau, hinten mittig mit der Felswand Gösing (898m), von dort geht es hinab nach Ternitz und Neunkirchen,
im Hintergrund die nördlichen Ausläufer vom Wechsel und der Buckligen Welt.

Bild 30: Nach einer angemessenen Stärkung traten wir den Abstieg über den Latschensteig zur Haltestelle Baumgartner an,
dort zweigten wir zum Mieselsteig ab.

Bild 31: Die fortgeschrittene Jahreszeit ließ farbenfroh die Seele baumeln

Bild 32: Schwesterportrait im Gegenlicht im Mieseltal

Bild 33: Dann trafen wir auf besonders innige Kühe ...

Bild 34: ...die sich allerdings nicht so recht streicheln lassen wollten.

Bild 35: Das Genießen der letzten Sonnenstrahlen im Schneebergdörfl

Bild 36: Auch der niedliche Hund schnupperte nochmal vorbei

Bild 37: Ehe die Sonne hinterm Schneeberg verschwand

Zusammengefasst eine vergleichsweise kurze, aber kurzweilige Runde an Niederösterreichs höchstem Berg. Danke Euch Dreien fürs Mitkommen :-)

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