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18.2.2012 - Wanderung auf den Jauerling (963m), Wachau

Eckdaten:

  • Wegführung: Spitz an der Donau (275m; 11.00) - Gipfel (963m; 14.15) - Schwallenbach (230m, 16.00) - "Über der Teufelsmauer" (427m; 17.00) - Spitz an der Donau (275m, 17.30)
  • Länge: 15,5 km
  • Höhenmeter (Auf/Abstieg): 900
  • Gehzeit Aufstieg/Abstieg (inkl. Fotografierpausen): 3,25/3,25 Stunden
  • Schwierigkeit: keine
Zugegeben - es war nicht leicht, eine Wanderung ohne Schneeschuhe zu finden, die bei dem Witterungszustand vertretbar war. Von Anfang bis Mitte Februar gab es österreichweit strengen Frost und ab der zweiten Februarwoche auch eine geschlossene Schneedecke selbst im Flachland (vom Weinviertel abgesehen). Ideale Bedingungen, allerdings hatte ich kaum Gelegenheit, diese zu nutzen. Ausgerechnet vor dem längeren, freien Wochenende kam das große Tauwetter und verwandelte die Schneedecke verbreitet in Schneematsch.

Zu allem Überfluss hatte es vorher noch reichlich geschneit, woraus eine ungünstige Mischung entstand:

Erst Altschnee, dann Pulverschnee (an Hängen schon von Haus aus schlechte Verbindung), darüber teils zentimeterdicker Oberflächenreif (lockere Kristalle) durch den strengen Frost. Zudem aufbauende Umwandlung von Schneekristallen durch den starken Temperaturgradient (innerhalb der Altschneeschicht dank Isolierung um Null Grad, an der Oberfläche bis unter -20 Grad in klaren Nächten) und dadurch Bildung von Schwimmschnee (locker, kantig, Kugellagerbildung)

Darauf fiel eine neuerliche Portion Pulverschnee, der zudem durch starken Wind (in den Hochlagen östlich vom Dachstein verbreitet Böen von 150 bis 190 km/h) enorm verfrachtet wurde (Triebschnee). Dieser Triebschnee verbindete sich mit der lockeren Reif/Schwimmschnee kaum bis gar nicht und kann in der Gänze abgleiten, was zahlreiche Schneebretter abrutschen ließ.

Die Lawinenwarnstufe betrug 3-4 an jenem Wochenende vom 17-19.2., was Wanderungen im Gebirge erschwerte, zumal viele Zufahrtswege gesperrt oder verschüttet waren. Gleichzeitig erstreckte sich das Tauwetter mit deutlichen Plusgraden im Flachland bis in die Mittelgebirgslagen (bis rund 1000 m), woraus ich auch eher für den Wienerwald Matschwetter annahm.

Sonnenfenster rechneten die Modelle am ehesten für das Waldviertel mit Aufklaren von Nordwesten, wobei die Tendenz zu tiefen, hochnebelartigen Wolken ging, die recht zäh sein können, zumal der Wind im Tagesverlauf weiter nachlassen sollte.

Fazit: Tauwetter war bis in die mittleren Lagen zu erwarten, darüber lag allerdings zu viel Schnee bei vielfach großer Lawinengefahr. So kam ich schlussendlich auf den Jauerling, der im Anstieg großteils bewaldet und damit lawinensicher ist. Die Schneelage am Gipfel war mit 80 cm angegeben, allerdings beim Schilift, also möglicherweise etwas übertrieben (tatsächlich schwer festzustellen, da verbreitet stark verweht). Weiterer Vorteil die Nähe zum Waldviertel und zu möglichen Wolkenauflockerungen. Zudem betrug die Temperatur im Gipfelbereich in der Nacht um -1 bis -2 Grad, was mich auf einen tragfähigen Harschdeckel hoffen ließ - was sich leider nicht erfüllte, da der Schnee fast durchwegs extrem sulzig war. Zudem barg der durch die Erwärmung völlig durchnässte Schnee eine weitere Gefahr: Nass-Schneelawinen. Im lichten Wald gingen in steilen Rinnen und Hängen zahlreiche, meist kleinere Nass-Schneelawinen ab. Vom Ausmaß nicht bedrohlich, aber doch ein Alarmzeichen, im Wald besser keine Abkürzungen zu nehmen.

Armin, Maria und ich starteten um 11.00 in Spitz an der Donau, um über die Ruine (die wir umgangen) den direkten Aufstiegsweg über Teufelsmauer - Schweineck - Benking zum Gipfel zu nehmen. Retour ging es über Oberndorf - Altmannsbach (schönes enges Tal) nach Schwallenbach (imposante, gefrorene Wasserfälle), von dort über den Jauerling-Rundweg und Dürrtal wieder 200 hm bergauf zur Teufelsmauer und retour nach Spitz.

Schneelage:

Tal bis ca. 300 m: Schneereste; 300-400 m 10-20 cm; 400-600 m: 20-30 cm; 700-900 m: 40-50 cm, in Verwehungen bis 70 cm

Bild 1: Startpunkt war Spitz an der Donau, nahe der Eisenbahnbrücke

Bild 2: Ein krallenbehaftetes Tier legte vorbildliche Spuren entlang des gesamten Aufstiegswegs. Deshalb verwunderlich, da sich keine menschlichen Spuren daneben befanden (wir trafen keine Menschenseele beim Auf- und Abstieg)

Bild 3: Armin spurt auf dem schmalen, teilweise alpin anmutenden Steig voraus

Bild 4: Nass-Schneelawine

Bild 5: Die Festigkeit der Schneedecke litt schwer unter dem Tauwetter (auf ca. 600 m)

Bild 6: Mächtige Schneeverwehungen am Weg zeigen von den hohen Windgeschwindigkeiten, für die der Jauerling berüchtigt ist (hier: auf ca. 700 m)

Bild 7: Mehrere Schichten hartgepressten Schnees

Bild 8: Benking (767m) ist erreicht, im Hintergrund links die Gipfelantenne, das Gipfelkreuz befindet sich direkt hinter dem Hügel im Vordergrund

Bild 9: Die Sonne heizte vorübergehend kräftig ein. Das führte zur starken Verdunstung des schneebedeckten bzw. durch Tauwetter triefend nassen Bodens. Wolkenfetzen quollen auf und stießen in niedrige Höhe an die Absinkinversion des Zwischenhochs. Dort war Ende Gelände und die Wolken breiteten sich an der Inversion aus, woraus ausgedehnter Stratocumulus entstand. Deshalb machte es nach kurzer Zeit wieder zu.

Bild 10: Schneeverwehungen hinter einem Holzstapel

Bild 11: Benking im Vordergrund, im Hintergrund die andere Seite der Donau mit Dunkelsteiner Wald

Bild 12: Blick nach Norden, im Vordergrund Spitzer Graben, im Hintergrund weite Teile des Waldviertels, wie weit man hier sehen kann, weiß ich auch nicht.

Bild 13: Im Vordergrund mittig der Hausberg mit Hirschenkogel (656m) und Elfer- bzw. Zwölferkogel, der Weg geht östlich mit Blick zur Donau aufwärts.

Bild 14: Pause im sulzig-weichen Schnee

Bild 15: Verwehungen mit interessanten Mustern

Bild 16: Maria tritt in unsere Fußstapfen ...

Bild 17: Schatten

Bild 18: Plattenspieler

Bild 19: Gipfelfoto nach über 3 Stunden Aufstieg und am Ende ziemlich anstrengender Stapferei im Tiefschnee

Der Retourweg begann mit weiterer Tiefschneestapferei, da bis in tiefe Lagen noch viel Schnee lag. Er war jedoch relativ gut markiert (blau) und nicht zu verfehlen.

Bild 20: Hier sah ich einen Fuchs, der bei der namentlichen Erwähnung sofort die Flucht ergriff (hab das erste mal im Winter einen Fuchs gesehen, und dann auch noch relativ nah).

Der Weg schlängelt sich in engen Kehren am Altmannsbach entlang, an der Mündung in den Schwallenbach finden sich uralte Mauerreste, leider konnte ich nicht herausfinden, wozu diese gehörten.

Bild 21: Bizarre Kegelformen durch abgerutschten und aufgerollten Nassschnee

Bild 22: Stalagtiten und Stalagmiten

Die bizarren Eisskulpturen setzten sich fast bis ins Tal fort. Selbst auf rund 270 m war der Wasserfall noch großteils gefroren, auch wenn man unter der kompakten Eisdecke das Wasser rauschen hörte.

Schwallenbach wurde bereits 830 das erste mal erwähnt, und gehört zu den zahlreichen, historisch hochinteressanten Orten in der Wachau.

Bild 23: Hier im Bild die spätgotische Kirche, im Vordergrund der Turm, der zum Schloß Schwallenbach gehört (1170 erstmals erwähnt), der Turm selbst ist mittelalterlichen Ursprungs.

im Hintergrund am Berg die Burgruine Aggstein (zu Beginn des 12. Jahrhundert gebaut)

Fieserweise führt der Retourweg nicht eben am Hausberg entlang, sondern geht steil nochmals rund 200 hm hinauf, ehe er relativ eben mit leichten aufs und abs bis zur Abzweigung "Über der Teufelsmauer" (427m) gelangt.

Bild 24: Der Weg ist fast durchwegs als alpiner Steig einzustufen, streckenweise sehr schmal mit steilem, bewaldeten Abhang.

Von Schwallenbach brauchten wir nochmals gut 90 min - ohne Pause - bis zum Ausgangspunkt Spitz an der Donau, den wir knapp vor der Dunkelheit noch erreichten.

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