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4.3.2012 - Hundsheimer Berg (480m) über 4 Aufstiegsrouten

Für den 4. März wollte ich mir etwas Ausgefallenes einfallen lassen. Die Alpen schieden wegen der miserablen Schneelage (Sulzschnee) aus. Dennoch waren über 1000 hm mein ambitioniertes Ziel, mit sportlichem Ehrgeiz dahinter. So kam ich auf den Hundsheimer Berg den ich bereits am 6.11.2012 aufsuchte. Dieses Mal sollten es die Aufstiegsrouten von Süden sein. Um auf die erforderliche Höhenmeteranzahl zu kommen, musste ich den Gipfel vier Mal besteigen: 320 hm + 200 hm + 260 hm + 260 hm = 1040 hm. Fad wurde mir dabei nicht, obwohl ich gleiche Wege in umgekehrter Reihenfolge ging, um tief genug absteigen zu können. Zwar begegnete ich immer wieder Wanderern, überwiegend Pensionisten, dennoch konnte ich zwischendurch Stille genießen, die karge Vegetation und anhand des Naturlehrpfades so manches über die Umgebung lernen. Nicht zuletzt boten auch die historischen Bauweisen Abwechslung.

Und noch etwas ist mein persönlicher Genuss: Uraltes Gemäuer, ein verfallener Wehrturm, eine alte Kirche - nicht zu wissen, worum es sich genau handelt und von wann es stimmt, erhöht den Reiz, die Spannung, lässt die Vorfreude steigen, später zu recherchieren und nicht unmittelbar via mobiles Internet. Wenn ich in der Natur unterwegs bin, begrenze ich technische Hilfsmittel auf ein Minimum. So hatte ich mir einen Kartenausschnitt der AMAP ausgedruckt (den ich bei der dritten Runde verloren habe), und überließ den Rest meiner Orientierung und tauchte ganz ein in die Natur, in der ein abgefallener Ast als Wanderstock diente.

Vorab: Der Bericht ist umfangreich geworden, mit vielen Beschreibungen, ein kulturhistorischer Streifzug durch vermeintliches Ödland.

Eckdaten:

  • Wegführung:
    • Hainburg-Personenbahnhof (160m, 9.30) - Hummelstraße - Marc-Aurel-Gasse - Hainburger Blick - Gipfel (480m, 10.20)
    • - Weißes Kreuz - Rotes Kreuz (280m, 11.05) - Schafweg - Fliegerdenkmal - Gipfel (11.30)
    • - Junzenweg - Rotes Kreuz (11.55) - Güntherhöhle - Sportplatz (220 m, 12.25) - Große Klamm - Gipfel (13.30)
    • - Schafweg - Rotes Kreuz (280m, 13.50) - Sportplatz (220m) - einfacher Gipfelweg - Gipfel (15.00) - Hainburg-Personenbahnhof (16.15)
  • Länge: 20 km
  • Höhenmeter (Auf/Abstieg): 1040 hm
  • Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): 6,5 Stunden
  • Schwierigkeit: In der Großen Klamm im oberen Teil durch matschige Erde extrem rutschig
Bild 1: Vom 'Hainburger Blick' auf Hainburg, Donau und Marchfeld

Im Hintergrund flache, aber sehr ausgeprägte Dunstschicht, die leider jegliche Fernsicht vermieste

Bild 2: Mariä Himmelfahrt, romanische Pfeilerbasilika (1050 errichtet), mit frühgotischem Chor- und Westturm (1213)

Bild 3: Thebener Kogel (514m) auf slowakischer Seite, davor Braunsberg (346m), ehemaliger Stadtberg der Kelten, dort befand sich eine aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. errichtete Wallburg, rechts Schloßberg (290m) mit Heimenburg (vor 1040). Im Hintergrund rechts ist der Fernsehturm Bratislava (200m hoch) erkennbar, der auf dem Gamsberg (433m) steht.

Der Anstieg von Hainburg kommend verläuft blau markiert über einige Serpentinen durch den Wald.

Bild 4: Das Wienertor, das größte noch erhaltene mittelalterliche Stadttor Europas (1235)

Die Stadtmauer ist 2,5 km lang, 3 Tore sind erhalten (Ungartor, Wienertor und Fischertor) und 15 Wehrtürme, damit zählt Hainburg eine der ältesten und besten erhaltenen Stadtbefestigungen Europas.

Bild 5: Einer der Wehrtürme mit Zinnenbrüstung, rechts schließt die Stadtmauer, die zur Heimenburg weiterführt, an

Bild 6: Grenzstein von 1671

Bild 7: Auf der Gipfelwiese mit Trockenrasen, rechts Bad Deutsch-Altenburg

Bild 8: Im Marchfeld regiert weiter der Dunst

In 94 km Entfernung ist der Schneeberg (2076m) sichtbar, links davon ragen noch Heukuppe (2007m) und Dreimarkstein (1948m) in 105 bzw. 102 km Entfernung heraus. Eine Reihe vor dem Schneeberg lugt die Hohe Wand (1135m) in 78 km Entfernung hervor. Größtenteils im Dunst verschwunden: Die Feuchte Ebene

Zudem sieht man zahlreiche Föhnfische (Altocumulus lenticularis) am Alpenostrand, bedingt durch die schwache Nordwestströmung in der Höhe (bodennah eher Nordost).

Nach kurzer Pause ging ich gen Südosten und über einen verfallenen Karrenweg hinunter zum Weißen Kreuz. Dort folgte ich einem Teil des Naturlehrpfades bis zum Roten Kreuz, und kam an einer steppenhaften Pferdekoppel vorbei.

Bild 9: Prächtiges Tier

Bild 10: Noch einer

Vom Roten Kreuz folgte ich dem Naturlehrpfad über den Schafweg erneut zum Gipfel

Bild 11: Immer wieder spannend: Das Erdzeitalter

Bild 12: Fliegerdenkmal

Bild 13: Am Südosthang des Hundsheimer Berges kann man bis nach Bratislava schauen, ganz rechts ist die Burg Bratislava sichtbar.

Bild 14: Beim zweiten Gipfelsieg ist die Dunstobergrenze angestiegen, die Fernsicht über dem Dunst schlechter, darunter besser geworden - zudem frischte der Wind vorübergehend unangenehm kalt auf.

Ich steige über den Junzenweg ab und stoppe erneut beim Roten Kreuz mit der Übersichtskarte:

Bild 15: Rot markiert der zweite Gipfelanstieg, die nächsten zwei Aufstiege führen südlich vom Hexenberg an der Güntherhöhle vorbei zum Sportplatz, dann rechts (gepunktet) bzw. links (strichliert) zum Gipfel

Bild 16: Vor der Güntherhöhle erfährt man vom Nashorn aus Österreich

Bild 17: Da hinten befindet sich der Eingang zur Höhle

Bild 18: Beim Sportplatz befindet sich eine weitere Übersichtskarte

Früher floss die Donau durch die Brucker Pforte (über Bruck a.d. Leitha), ehe sie sich tief eingrub und dem heutigen Flussverlauf folgte.

Bild 19: Nun kommt die Große Klamm, es geht anfangs mäßig, später recht steil hinauf

Im oberen Teil hatte es über Nacht gefroren und in der Früh getaut, entsprechend ist der Erdboden matschig und sehr rutschig. Wanderer mühten sich ab, ich nahm eine weglose Alternativroute durch den Wald und angelte mich von Baum zu Baum.

Bild 20: Die Sichtlücke zwischen Hundsheimer Berg und Königswarte (344m), dem östlichsten Berg Österreichs, dort befindet sich die Ruine Pottenstein und eine Aussichtswarte.

Bild 21: Am Südwesthang ist Hundsheim gelegen, hier mit einem von zwei erhaltenen Wehrtürmen (Reste der alten Ortsbefestigung aus dem 13. Jahrhundert) und interessant gereihten Häusern

Bild 22: Meierhof mit Wehrturm, Thurnhof (13. Jhdt)

Bild 23: Am Beginn des Schafwegs, unter dem Baum rechts befindet sich das Rote Kreuz

Bild 24: Am Nordrand des Ortes befindet sich ein weiterer verfallener Turm, von der Bauweise eher ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg als aus dem 13. Jahrhundert?

Bild 25: Bei den Käfern kommt bereits Frühlingsstimmung auf

Bild 26: Verfallene Mauern bei einem aufgelassenen Steinbruch

Bild 27: Rechts der Steinbruch, der sich ideal als Grillplatz eignet, im Hintergrund der Gipfelanstieg über die Trockenrasen

Es handelt sich um den vierten und letzten Aufstieg für heute, dem 'einfachen' Gipfelweg, der zwar leicht zu gehen, aber am Ende dennoch recht steil ist.

Bild 28: Blick auf Hundsheim mit Sportplatz, im Hintergrund der östlichste Ausläufer der Hundsheimer Berge

Bild 29: Langsam merke ich die über 900 hm, die mir bis dahin schon in den Waden stecken, die Vegetaton hat unterdessen etwas Afrikanisches an sich.

Bild 30: Im Dunst zeichnet sich schemenhaft der Alpenostrand ab, in der Höhe werden kurzzeitig Kelvin-Helmholtz-Wellen an Altocumulus-Bewölkung sichtbar

Bild 31: Rückblick auf den einfachen Gipfelweg, in der Ferne bessert sich die sicht , vorübergehend werden auch die Hochhäuser der Wienerberg-City, der Flugsicherungstower Schwehat sowie das Fernheizwerk Simmering sichtbar, in weiterer Folge auch Kahlenberg und Leopoldsberg.

Bild 32: Der Aufstieg bei der Marc-Aurel-Gasse, im Hintergrund Braunsberg

Bild 33: Eigenwilliger Bau, im Hintergrund Heimenburg

Bild 34: Wienertor, mit sichtbarer Veränderung (Überbau aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts), das rote Dachwerk stammt aus den Jahren 1734-36, die Ritterskupturen links und rechs des Tores sind aus den Jahren 1260-90

Bild 35: Weiter unten im Ort befindet sich das Fischertor (spätes 13. Jahrhundert)

Bild 36: Rückseite mit Kapelle aus dem Jahr 1780 zur Erinnerung an das Gemetzel der Türken an den Hainburgern im Jahr 1683 (über 8000 Tote)

Bild 37: Am Bahnhof, im Hintergrund Braunsberg

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