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Hochwinter an der Nordkette - Bilder vom 15. Feber 2009

Text vom 14. Feber 2009

Und wieder einmal wird deutlich, was passiert, wenn sich selektiver Gedächtnisverlust einschleicht und die letzte Nordlage schon drei Monate her ist. Damals, am 21. bis 23. November 2008, gab es ebenfalls Nordföhn in Innsbruck. Die letzten Tage gestalteten sich wie folgt. Am Mittwoch Nordföhn, am Donnerstag Nordföhn und beginnende Konfluenz im Inntal mit dem Einströmen feuchtkalter Luft vom Unterinntal her und gleichzeitig föhnigem Westwind vom Oberinntal. Gestern war der Nordföhn kaum noch spürbar, dämpfte aber die Schneefälle tagsüber weiterhin deutlich. Vergangene Nacht und heute nur noch unergiebige Schneeschauer. In meiner Naivität dachte ich, dass zumindest eine leichte Höhenabhängigkeit der Niederschlagsmengen vorhanden sein sollte und fuhr daher mit dem Bus von Innsbruck (580m) nach Igls (879m), das ca. 5km weiter südlich am Wipptalausgang liegt. In Innsbruck besteht ein großer Schneegradient. Im eigentlich nordföhnigen Westen liegen fünf bis sieben Zentimeter Schnee, im föhnfreien Osten unter fünf Zentimeter, zumindest nach aus der Vogelperspektive von der Hungerburg aus gesehen. Ich freute mich auf den Winterwanderweg in Igls, den ich im Jänner schon einmal nach dreißig bis vierzig Zentimeter Neuschnee durch eines der acht Mittelmeertiefs diesen Winter durchschritten hatte. Zwar erwartete ich dieses Mal keine vierzig Zentimeter, liegt doch Igls schon auf der anderen Inntalseite und nicht mehr vom Stau beeinflusst, sondern allenfalls durch schauerartige Niederschläge. Was ich aber definitiv nicht erwartet hatte, waren geringere Neuschneemengen als in Innsbruck. In Igls lagen lediglich zwei bis drei Zentimeter, das blanke Braun blickte durch die dünne Schneedecke auf den Feldern und Wiesen. Kurzum, eine ziemlich trostlose Angelegenheit und ich nahm deswegen denselben Bus und fuhr gleich wieder zurück, auf die anderen Seite, nämlich zur Hungerburg (890m), wo ich mir dann doch etwas mehr Schnee als in Innsbruck erhoffte. Mein vorsichtiger Optimismus wurde nicht enttäuscht, mit jedem Meter mehr, den der Bus vom Kirchplatzl in Hötting weiter in Richtung Ölberg (ca. 760m) und zur Endstation "Nordpark" zurücklegte, wuchs die Schneedecke an und die tiefhängenden Äste, die die Schneelast ertrugen, kündeten von doch deftigem Neuschnee.

Oben angekommen lagen etwa zwanzig bis dreißig Zentimeter Schnee - ich bin sehr schlecht im schätzen - , und von der Aussichtsplattform gegenüber der neuen Hungerburgstation hatte man eine imposante Aussicht ins Inntal, wo im Westen - vermeintlich durch den Nordföhn im grün schillernd - mehr Schnee lag als im Osten Innsbrucks. Im Grunde genommen hätte mich bereits die spärliche Schneebedeckung auf den Bäumen am Mentlberg und bei Bergisel warnen müssen. Nahe Aldrans (720m) waren sogar grüne Felder erkennbar - dort hatte es seit Beginn der Nordstaulage nur unergiebig geschneit (ein bis drei Zentimeter).

Bild 1 - Blick auf Aldrans auf der gegenüberliegenden Innseite, unten der Osten Innsbrucks (Industriepark Rossau), versetzt von der Mitte Schloss Amras

Wesentlich mehr Schnee lag an den Südhängen der Nordkette in Richtung Mils und Absam, wo sich wohl angesichts des großen Neuschneezuwachses am "powdern" erfreut werden kann, oder besser könnte, denn die Lawinengefahr ist auf Stufe drei bis vier angestiegen. Meine Freude über die tiefwinterliche Landschaft war deswegen auch ein wenig geschmälert, hatte ich doch geplant, auf die Arzler Alm (1040m) zu wandern und dort gar eine Kleinigkeit zu essen. Die Arzler Alm war nicht nur wegen Lawinengefahr geschlossen, auf dem Weg dorthin thronte ein gewaltiges Schild mit "Weg wegen Lawinengefahr gesperrt" oder so ähnlich. Ich war jedenfalls skeptisch, ob ich meinen Weg zur Arzler Alm mit Ziel Höttinger Alm (1480m) fortsetzen konnte und sollte und drehte letzendlich wieder um. Plan C wäre gewesen, mit dem Lift auf die Seegrube zu fahren, aber die 18€ Ticketpreis schreckten mich dann endgültig ab, musste ich doch schon für das Vierundzwanzigstundenticket mehr berappen als noch vor ein paar Wochen (von 3,80 auf 4,00€ angehoben).

Es ist wohl ratsamer in das schon x-mal besuchte Touristendorf Seefeld zu fahren, wo derzeit etwa neunzig Zentimeter Schnee liegen. Oder mit etwas Muße und wesentlich früherem Aufstehen gleich weiter ins Leutaschtal, wo die Landschaft geöffneter und ebener ist und wenigstens ein paar fotografische Augenweiden bietet. Mitten in den Alpen zu wohnen, vor allem in einer schneetechnisch komplexen Lage wie Innsbruck, ist nicht zwangsläufig von Vorteil, wenn man längere, ebene, mit Ausblicken und Sonnenschein verwöhnte Winterwanderwege sucht. Im Tal liegt föhnbedingt wenig Schnee, auf den herrlichen Winterwanderwegen in den Mittelgebirgen muss man erst auf die Warmfront zu Wochenbeginn warten, sollte sie noch gerechnet sein, oder auf das nächste Mittelmeertief, wohl nicht mehr diesen Winter, ehe man die Wanderwege bei anständigen Schneemassen abgrasen kann.


Bilder vom 15. Feber 2009

Am Sonntag, 15. Feber 2009, startete ich erneut in Richtung Hungerburg, mit Ziel Arzler Alm. In der vorausgegangenen Nacht hatte es nochmals Neuschnee von drei bis vier Zentimetern im Tal gegeben.

Bild 2 - leicht westlich von der Arzler Alm, Blick nach Osten

Bild 3 - noch etwas westlicher, ein Hang mit jungem Bewuchs

Bild 4 - Weiter oben die tief verschneiten Hänge der Nordkette

Bild 5 - Panorama der östlichen Nordkettengipfel, VIEL Neuschnee

Bild 6 - Lawinenschutzvorrichtungen knapp unterhalb der Arzler Alm

Bild 7 - Schneeberge an der Alm

Bild 8 - Gefährliche Wegfortsetzung

Bild 9 - Neu- und Altschnee entlang des Weges in Richtung Rumer Alm

Bild 10 - Ich dachte erst, es sei Felsgestein, dabei ist es zusammengepresster Schnee

Bild 11 - Blick zur Nockspitze und Kalkkögel (Axamer Lizum), vorgelagert das westliche Mittelgebirge südwestlich von Innsbruck

Bild 12 - Arzler Alm im Vordergrund, mit dem Lawinenhang davor, hinten Stubaier Alpen

Bild 13 - Nochmal der Osten Innsbrucks, Schloss Amras und Aldrans. Gegenüber gestern sind die grünen Flächen ein wenig überpudert worden.

Bild 14 - Am Lawinenhang

Bild 15 - Schattenspiele

Bild 16 - Rumer Spitze (2454m)

Bild 17 - Seegrube und Hafelekar von der Terrassensiedlung aus

Bild 18 - Panorama östliche Nordkette

Bild 19 - Zoom zum kegelförmigen Berg der Seegrube. Die Kegelform + Bewaldung begünstigt eine konvergente Strömung am Hang - entsprechende Thermik ist häufig in Gestalt einer stationären Cumuluswolke sichtbar ("Seegrubenwolke"). Die schneebedeckten Bäume verhindern dies allerdings derzeit noch.

Bild 20 - Urlauber im Anflug

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