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Detailstudie Südföhn im Wipptal am 20/21. Feber 2007

Als kurze Studie des unterschiedlich hochreichenden Südföhns im Wipptal vom 20. auf den 21. Feber 2007 folgendes Diagramm von Ellbögen im unteren Wipptal am Fuße des Patscherkofels gelegen:

Es zeigt vom 20. Feber 2007, 00 UTC bis 04 UTC eine Periode des typisch thermisch getriebenen Talauswindes, d.h. die Abkühlung durch Ausstrahlung über Nacht führt zu abfließender Kaltluft an den Hängen, die sich im Tal sammelt und weiter abwärts als Talauswind auftritt. Thermischer Talauswind im unteren Wipptal zeichnet sich durch Mittelwinde im Bereich von 3-5m/s und einer Böigkeit von meist unter 6m/s in der Spitze aus.

Dem schließt sich von 04 UTC bis ca. 7.30 UTC eine Phase deutlich erhöhten Mittelwindes + Böigkeit an. Zudem dreht die Windrichtung von zuvor etwa 140° auf 120°. Was ist passiert? Hierzu folgende, repräsentative Archivkarte vom 20. Feber 2007, 06 UTC:

Die 850hPa Geopotential+Temperaturkarte zeigt eine praktisch nicht existente Höhenströmung in der unteren Troposphäre (1,5km), aber einen Kältesee südlich des Alpenhauptkamms mit 0°C in der Poebene und um Bozen sowie 3-5°C Plus im Alpenvorland. Das daraus resultierende Druckgefälle über die Alpen mit der kälteren, schwereren Luft in Südtirol und der wärmeren, leichteren Luft im Alpenvorland genügte für seichten Föhn im Wipptal, d.h. gelangte durch den tiefen Gebirgseinschnitt am Brenner (1380m bis 2100m) ins Wipptal. Der Sattelberg zeigte nur schwache Windgeschwindigkeiten von 5-7m/s aus Süd an und befand sich demnach an der Obergrenze der Föhnschicht. Patscherkofel meldete mit maximal 18km/h Südsüdost keine typischen Föhnwindstärken und war folglich bereits außerhalb der Föhnschicht.

Die Föhnperiode endete um 7.30 UTC und ging kurzzeitig wieder in den thermischen Talauswind über, ehe um 10 UTC der typische Taleinwind einsetzte. Untertags schwächte sich nämlich das Druckgefälle deutlich ab, da die 850hPa-Temperaturen beidseitig der Alpen etwa auf gleichem Niveau lagen.

Von 16 UTC bis 20 UTC wehte mit kurzer Unterbrechung wieder der Talauswind. Nach 20 UTC bis zur letzten Datenübertragung ging das anfangs thermische Ausfließen erneut in Südföhn über, insgesamt auf höherem Niveau als am Vortag und mit 130° etwa 10° südlicher. Der Sattelberg meldete zeitgleich mit 13-17m/s signifikante Südwinde. Der Südföhn wurde folglich also hochreichend

Errneut liefert die 850hPa-Temperaturkarte einen guten Anhaltspunkt:

Mit Annäherung des Westeuropatroges verstärkt sich die Warmluftadvektion von Südwesten her auf das nördliche Alpenvorland übergreifend. Hinzu kommt nun neben der hydrostatischen (auf der unterschiedlichen Temperatur der Luftmassen beruhenden) Komponente auch eine dynamische Komponente durch die Anströmung bedingt.

Was passiert mit der Luftmasse in der Poebene? Nichts. Denn sie ist von den Alpen im Norden und Westen und den nördlichen Apenninen im Süden eingeschlossen und kann nicht heraus. Die gemütlich über die Nacht abgekühlte Luft bleibt also liegen, während die Warmluftadvektion in der Höhe die Atmosphärenschichtung stabilisiert. Die Luftmassen werden nicht durchmischt, die Kaltluft kann über Nacht weiter auskühlen. Kondensation wird erreicht und es bildet sich Hochnebel. Dieser löst sich untertags nur langsam auf, dadurch verstärkt sich das hydrostatische Druckgefälle nach Norden noch etwas ( im Norden sonnig und warm, im Süden trüb und kalt).

Der Südföhn ist nun also sowohl hydrostatisch als auch dynamisch (wenn auch zunächst nur schwach) gestützt, was in der Mehrzahl der Fälle auf hochreichenden Föhn hinausläuft.

Um diese Föhnstudie abzuschließen, noch ein Blick auf das Winddiagramm der Universität Innsbruck. Vorsicht - die Skala hat sich geändert. Außerdem sind die Windspitzen bei Innsbruck das höchste 1min-Mittel aus 10min, im Gegensatz zu den "wahren" Spitzen in Ellbögen.

Hier zeigt sich etwa bis 08 UTC des 20. Febers thermisches Ausfließen mit stärker schwankenden Westwinden und Böigkeit bis 2m/s. Danach folgt von 08 bis 12 UTC (zeitverzögert zu Ellbögen) eine Periode mit vorföhnigem Westwind, was an dem etwas konstanterem Westwind und der erhöhten Böigkeit erkennbar ist. Danach springt der Wind nochmals auf thermischen Talauswind, ehe der thermische Taleinwind im Inntal einsetzt.

Was nach 20 UTC bis zur letzten Datenübertragung an Westwind folgt, habe ich punktiert, da es vermutlich eine Mischung aus vorföhnigem Westwind und thermisch getriebenen Talauswind darstellt. Für klassischen vorföhnigen Westwind sind Mittelwinde und Böigkeit eher zu schwach und deren Abstand zu gering. Für klassischen thermisch getriebenen Talauswind hingegen zu stark und die Windrichtung teilweise zu stetig. In Innsbruck konnte sich folglich der Talauswind nicht so ganz entscheiden, ob er nun vorföhnig werden soll und die Kaltluft ausräumt, oder sehr schwach bleibt und dadurch eine stärkere Auskühlung ermöglicht.

Der letzte Wert um 10.20 UTC am 21.Feber (heute, nicht gezeigt), deutet mit zunehmender Böigkeit und 230° jedenfalls auf das langsame Umschwenken auf typischen vorföhnigen Westwind hin.


Quellen

© www.inntranetz.at