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18. Oktober 2005 - Sandwichföhn

Am 18. Oktober 2005 ereignete sich eine von den seltenen Sandwichföhnlagen. Die Rückanalyse erfolgt mit Hilfe der wetter3-Archivkarten vom 18.10.2006, 6 UTC [Analyse]:

Oben: 500hPa Geopotential [gpdm, schwarze Isolinien], Temperatur [°C, farbig] + 700hPa Geopotential [gpdm, schwarze Isolinien], Temperatur [°C, farbig]
Unten: 850hPa Temperatur [°C, farbig] + 850hPa äquivalentpotentielle Temperatur [°C, farbig], Bodendruck [hPa, weiße Isolinien]
Die Wetterlage vom 18. Oktober 2005 zeigt ein Höhenhoch mit Kern über dem Skagerrak, das von zwei abgeschnürten Höhentiefs über dem Ostatlantik und Osteuropa flankiert wird. Über dem zentralen Mittelmeerraum schließt ein Höhenrücken an, sodass sich insgesamt ein klassisches Viererdruckfeld mit einem Sattelpunkt über der Schweiz abbildet. Der Alpenraum befindet sich dabei in einer nordöstlichen Höhenströmung unter zyklonalem Einfluss des Osteuropatiefs. In 700hPa ist die nördliche Anströmung viel schwächer ausgeprägt, aber noch deutlich als solche erkennbar.
In 850hPa sieht man einige Details schon besser, etwa das Vordringen von Kaltluftmassen von Osten über Deutschland sowie in die Poebene. Über Frankreich, Schweiz und Südwestdeutschland hingegen weiterhin vorherrschende Warmluft mit stärkerer Advektion vom westlichen Mittelmeerraum her. Im ThetaE-Feld sind die Unterschiede auf engstem Raum noch deutlicher ausgeprägt, vor allem die Warmluftzunge etwa über den Alpen. Zu beachten ist hierbei die Modellorographie der Alpen, die keine Auflösung der Täler aufweist, sondern ein verhältnismäßig flacher (1800m) Hügel simuliert wird.

Fazit:

Die Kaltluftadvektion nördlich und südlich der Alpen sorgt gleichermaßen für hohen Luftdruck im Alpenvorland sowie in der Poebene. Zugleich hält sich aber eine inneralpine Wärmeinsel, sodass sich sowohl Kaltluftadvektion im Inntal über Kufstein als auch ein hydrostatisches Druckgefälle über den Alpenhauptkamm nach Innsbruck ergibt. Dies führt zu einer seichten Föhnströmung im Brennerniveau bis etwa 2300m, darüber dominiert der synoptische Nordwind.

Der Radiosondenaufstieg von Innsbruck, 3 UTC , zeigt die Situation etwa eine Stunde vor Beginn des Sandwichföhns:

Am Boden herrscht eine Nordwest- bis Westkomponente bis etwa 1200m hinauf. Darüber hat der Wind eine Südkomponente bis 2,3km (etwa Patscherkofelniveau), zwischen 1600 und 1850m relativ konstant Südostwind. Oberhalb 2,3km dreht der Wind langsam auf Ost und dann recht abrupt auf Nord bis Nordost ein. Absinkinversionen befinden sich in 1400, 1840 und 2300m ,wobei letztere die Obergrenze der Föhnschicht darstellt. Insgesamt erstreckt sich die Föhnschicht auf eine vertikale Mächtigkeit von rund 1100m zwischen 1,2 und 2,3km Höhe und wird darunter bzw. darüber von Nordkomponenten eingeschlossen.

Aufgrund der vorherigen Kartenanalyse lassen sich folgende Strömungskomponenten feststellen:

  1. synoptische Nordkomponente im Bereich des Troges oberhalb 2300m
  2. mesoskalige Südkomponente durch das hydrostatische Druckgefälle zwischen 1200 und 2300m
  3. mesoskalige Nordkomponente durch Kaltluftadvektion von Kufstein her

Die Analyse der Stationsdaten zeigt folgendes Bild:

Am Sattelberg (2108m) überwiegt bis etwa 20 UTC des Vortages eine Nordströmung, die ab 0 UTC in eine kontinuierliche Südströmung übergeht sowie mit einer sprunghaften Windzunahme verbunden. Ein erstes Maximum erreicht die Föhnströmung um 2 UTC, ein markantes Minimum kurz nach 6 UTC, das mit einem Windsprung am Wolfendorn von Südsüdwest auf Nordwest korreliert, also vermutlich mit einer Absenkung der Föhnschicht verbunden ist, und einem zweiten Maximum um 10 UTC.

In Ellbögen (1080m) zeigt sich zwischen 16 UTC des Vortages bis etwa 3 UTC eine überwiegend vom Talauswind geprägte Südostkomponente, die starken Schwankungen in der Windrichtung und -geschwindigkeit unterliegt. Dies ist auf turbulente Hangabwinde und Talauswinde der Seitentäler zurückführbar. Ab 5 UTC überwiegt Nordwestwind (Taleinwind) mit weiterhin hoher Böigkeit. Beachtet man die Untergrenze der darüberliegenden Föhnschicht, so ist eine gewisse "Kanalisierung" des Nordwestwindes in der Kaltluftschicht denkbar, der die erhöhte Böigkeit erklären könnte.

In Innsbruck (580m) herrscht am Vortag fast durchweg Einfließen von Kufstein her, in der Nacht unstetes Ausfließen mit - wegen der geringen Windgeschwindigkeiten - Windsprüngen bedingt Hangabwinde Ab 12 UTC dreht der Wind auf Nordost und nimmt dabei deutlich zu (Tagesgang!).

Fazit: Es handelt sich eindeutig um Sandwichföhn im Wipptal mit einer Föhnschicht zwischen 1200 und 2300m .

Quellen:

© Felix Welzenbach