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17.November 2006 - Hochreichender Südföhn - Detailstudie Innsbruck

Vorab, die Station Ellbögen im Wipptal meldet im gesamten Zeitraum Südföhn bei relativ konstanten 130° und Windgeschwindigkeiten bis über 22m/s in Böen und 12m/s im Mittel.

Der Sattelberg meldet durchweg Südwind, auch wenn der Windrichtungsmesser ab 0.00 UTC leider den Geist aufgegeben hat und derzeit Nordwind meldet. Ein Vergleich der Temperaturen zwischen Sattelberg und Ellbögen zeigt jedoch komplette Durchmischung, sodass die Föhnluft in Ellbögen aus Höhen des Sattelbergniveaus stammen muss und auch Sattelberg weiterhin Föhn melden muss.

Nun zur lokalen Entwicklung im Inntal und in Innsbruck

Zunächst eine topographische Übersicht :

Die Karte (Bewölkung bitte wegdenken) stellt die Lage von heute nachmittag dar (siehe Beitrag von Sebastian Glink).

Im Wipptal weht hochreichender Südföhn, welche das Zentrum von Innsbruck erreicht, rot markiert die Station der Universität Innsbruck. Der Föhnast zweigt nach Osten ab und erreicht Jenbach (türkis) im Inntal und stark abgeschwächt sogar Kufstein bzw. den Ausgang des alpinen Inntals. Zumindest zeigen die Windrichtungen in Kufstein seit gestern durchweg Südwestwind, also beständigen Talauswind. Westlich des Zentrums weht hingegen der vorföhnige Westwind, welcher das östlich von Innsbruck entstandene Leetief auffüllen möchte.
Der Innsbrucker Flughafen, hier der blaue Punkt, war noch im Genuss des Westwindes und hatte daher Temperaturen von 10°C, während die Uni über 15°C in der Föhnluft erreichte.

Typische Windrichtungen bei Südföhn sind in Innsbruck 160-180° an der Universität und 140° am Flughafen.

Das folgende Diagramm stammt von der Innsbrucker Universität - unter dem Winddiagramm habe ich blau den (vorföhnigen) Westwind und rot den Föhndurchbruch am Innsbrucker Flughafen markiert.

Die einzelnen Zeitabschnitte habe ich gemäß den Windänderungen unterteilt und werde sie jetzt der Reihe nach erläutern.

1) In der ersten Periode ,die von 0.00 UTC im Diagramm beginnt und um etwa 10.30 UTC endet, dominiert sowohl am Flughafen als auch an der Universität der vorföhnige Westwind. Er unterschiedet sich vom ausstrahlungsinduziertem Talauswind durch die Gleichmäßigkeit in der Windrichtung (Schwankungen unter 30°) und der Diskrepanz zwischen Mittelwind und Böigkeit. Der Westwind bläst hier relativ konstant mit 4m/s im Mittel und erreicht im 1min-Mittel aus 10min zwischen 6 und 7, anfangs auch 8 m/s. Die Temperatur blieb in diesem Zeitraum relativ unverändert bei etwa über 5°C, während die Differenz zwischen Temperatur und Taupunkt ("spread") in dieser Periode leicht zugenommen hat, entsprechend also eine Abtrocknung der Luftmasse erfolgt ist. Dies ist dadurch erklärbar, dass mit der Föhnströmung oberhalb der Kaltluftschicht mit dem vorföhnigen Westwind immer wieder wärmere und trockenere Föhnluft in diese eingemischt wird. Die sukzessive spread-Zunahme könnte daher auf eine sich verstärkende Föhnströmung in der Höhe hindeuten - durchaus ein Indiz für einen zu erwartenden Föhndurchbruch auch im Tal selbst.

2) In der zweiten Periode ist anhand des steilen Temperaturanstiegs , dem zunehmenden spread (negative Taupunkte!) und dem sprunghaften Windanstieg der Föhndurchbruch eindeutig ablesbar. Der Föhnwind erweist sich dabei ebenso wie der vorföhnige Westwind als relativ stabil, die Mittel- und Böenwinde deuten einen fast identischen Verlauf in Maxima und Minima an, die Windrichtung verbleibt bei etwa 170° und die Temperatur nimmt nach dem Höhepunkt um 12 UTC langsam, aber ohne größere Schwankungen ab. Die Abnahme ist mit der Abkühlung in der Höhe gekoppelt, aus der die Föhnluft ja stammt. Insgesamt ist diese Periode zweifellos ein Beispiel einer sehr stabilen Föhnströmung auch in der niederen Talatmosphäre.

Während der Flughafen etwas früher als die Universität auf den vorföhnigen Westwind zurückspringt, was mit der westlich des Inntals einsetzenden Kaltluftproduktion (Auskühlung durch Abschattung der Berge, engeres Tal und damit kleineres Luftvolumen sowie katabatische Winde über Schneeflächen) zusammenhängt....

3) und 4) zeigt die Universität nur kurzzeitig ein Umspringen auf den vorföhnigen Westwind, was mit einem Temperaturrückgang von 15 auf 11°C, einer Feuchtezunahme und einer Windabschwächung sowie -wechsel auf 260° einhergeht. Kurz darauf stellt sich jedoch zwischen 19 und 20 UTC nochmal eine Föhnphase ein, die Temperatur steigt wieder an, ebenso der Wind. Dies kann ich voll bestätigen, da ich zwischen 19 und 19.30 UTC von der Technik-Universität nahe Flughafen zur Universität gefahren bin. Am Flughafen war es mit dem Westwind bereits unangenehm kühl, in der Höttinger Au Richtung Osten gab es innerhalb weniger Meter kurze Windeinschübe mit wärmerer Luft ("Wechselbäder") , bis dann an der Universtität mit deutlich wärmerer Luft wieder der Föhn spürbar war.

5) Danach setzte auch an der Universität sich wieder der vorföhnige Westwind durch, die Temperatur blieb auf höheren Niveau als in der Vornacht, da der Westwind die föhnige Luftmasse nicht vollständig mit kälterer Luft ersetzen konnte.

6) Um 9 UTC änderte sich am Flughafen nichts, ab der Universität aber wehte der Wind plötzlich aus Süd anstelle West wie zuvor und die Böigkeit nahm deutlich zu, ebenfalls lässt sich eine Temperaturzunahme beobachten. Bis 14 UTC blieb dieses unruhige Bild erhalten, d.h. eine sukzessive Temperaturzunahme mit großen Schwankungen, ebenso eine spread-Zunahme und eine relativ hohe Böigkeit. Der Wind wechselte dabei immer wieder zwischen West und Süd hin- und her. Dieser Ablauf zeigt den Kampf zwischen vorföhnigen Westwind und durchbrechendem Südföhn. Die wärmere Föhnluft und die kältere Talauswindluft überwogen sich gegenseitig immer wieder für einige Minuten, entsprechend kam es zu einem Temperaturfall mit Rückspringen auf West oder einem Temperaturanstieg mit stärkerer Südkomponente.

7) Um 14 UTC aber brach der Südföhn sowohl am Flughafen als auch an der Universität durch, wenn auch auf erheblich niedrigerem Windgeschwindigkeitsniveau als am Vortag. Auch die Temperaturschwankungen blieben erhalten . Insgesamt deutet das auf eine sich abschwächende , zunehmend instabile Föhnströmung hin. So setzte sich nur eine Stunde später am Flughafen wieder der vorföhnige Westwind durch.

Nach den neusten Daten ist der vorföhnige Westwind um 18 UTC auch an der Universität wieder durchgebrochen, die Föhnperiode in Innsbruck ist damit endgültig zu Ende, da sich die Anströmung morgen deutlich abschwächen wird.

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