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16. November 2005 - Nordföhn an der Universität Innsbruck

Am 16.11.2005 ereignete sich in Zusammenhang mit einer Kaltfrontpassage von Norden eine kurze Periode von Nordföhn in Innsbruck.Es handelte sich um ein zeitlich als auch lokal sehr begrenztes Ereignis, das lediglich an der Universität Innsbruck deutliche Indizien für Föhn zeigte, im Westen der Stadt an der Station Innsbruck-Flughafen jedoch nicht aufgetreten ist.

1. Großwetterlage

Die Reanalysiskarte von GFS, 16. November 2005, 0z , zeigt einen kräftigen troposphärischen Polarwirbel über Fennoskandinavien mit einem Kerndruck von 965hPa und einem Geopotentialminimum von knapp unter 500 gpdm.
Die Haupttrogachse passiert Deutschland und den Alpenraum, dahinter folgen Kurzwellentröge nach, die schubweise maritime Polarluft vom Nordmeer stammend nach Süden advehieren. Ein ausgeprägtes Azorenhoch , das sich mit hohem Geopotential im neufundländischen Raum verbunden hat und einen Langwellenkeil nach Grönland ausbildet, schneidet Mitteleuropa vom nordatlantischen Tiefdruckgeschehen ab.
Ein cut-off-Höhentief über Spanien wird im weiteren Verlauf in den skandinavischen Langwellentrog eingebunden.

Am 17.11, 0z, hat die Kaltluft die Alpen passiert, über Genua hat sich vorübergehend ein Leetief ausgebildet, das sich aber im weiteren Verlauf aufgefüllt hat. Der Langwellenkeil von Irland nach Grönland hat sich meridional aufgesteilt ,womit Mitteleuropa vollkommen in den Einfluss des Skandinavientroges und der damit einsetzenden Kaltluftzufuhr gekommen ist.

Im IR-Satellitenbild von Dundee, 18 UTC (16.11.2005) sieht man den nordatlantischen Tiefdruckwirbel mit Warmluftadvektion bei Irland und Island (Jetclouds) und hohem Geopotential über dem Ostatlantik. Die leicht verwellte Kaltfront des Skandinavientiefs hat sich bereits an die Alpen gelegt. Im Mittelmeerraum dominiert konvektive Bewölkung hervorgehend aus Höhentrog und Höhentief. Über der Nordsee zum einen typische Rückseitenbewölkung bzw. Trogbewölkung mit hochreichend konvektiver Bewölkung (Schauer), zum andereren sehr niedriger,kompakter Bedeckung Richtung Island unter dem Einfluss des Langwellenkeils.

2. Wetterlage im Alpenraum

Um 18 UTC ist die Kaltluft bis zum Nordalpenrand, über der Schweiz schon weiter nach Südosten vorgedrungen und hat einen markanten Luvkeil ausgebildet. Im Inntal herrscht Nordostwind und damit Einfließen der Kaltluft von Kufstein her. Die Drängung der Isobaren an den Alpen durch die Nordanströmung und daraus resultierendem Stau der Luftmassen bedingt jedoch eine ageostrophische Windkomponente vom höheren Luftdruck im Alpenvorland zum tieferen Luftdruck im Inntal.

3. Datenblatt Innsbruck-Universität

Dargestellt ist der Wetterverlauf an der Innsbrucker Universität vom 16. auf den 17. November 2005, ganz oben Windgeschwindigkeit in m/s, darunter Windrichtung in °, dann Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck.
Von 0 UTC bis 20 UTC herrschte sehr schwacher Wind aus überwiegend nördlicher Richtung mit starken Fluktuationen vor.Die Temperatur stieg tageszeitlich bedingt leicht an, ebenso sank damit die Luftfeuchtigkeit ab. Um 15 UTC am 16.11. wurde ein Luftdruckminimum erreicht, danach ein relativ gleichmäßiger Luftdruckanstieg mit Kaltfrontdurchgang.
Der Nordföhn brach um 20 UTC für wenige Minuten durch. In diesem Zeitraum ist eine deutliche Windzunahme von 2 auf 10m/s feststellbar, zugleich auch ein Verharren der Windrichtung auf Nord. Der Flughafen meldete gleichzeitig Südwest-bis Südostwind, was gegen Seefelder Föhn oder Nordföhn spricht. Die Luft kam in diesem Fall also direkt über die Nordkette (Seegrube).
Verbunden mit dem Überströmen der Nordkette war ein Temperaturanstieg von 0,3K in 10min sowie ein Rückgang der Luftfeuchtigkeit um 45%. Im Luftdruck keine messbaren Schwankungen.

Im weiteren Verlauf setzte mit Einfließen der Kaltluft von Kufstein her Nordostwind ein, die Temperatur ging beständig zurück und erreichte in den Morgestunden ihr Minimum bei etwa 1,7°C. In der folgenden Zeitperiode wurde aufgrund der eingeflossenen Kaltluft kein weiterer Fall von Nordföhn mehr dokumentiert. Es handelt sich also wie eingangs bereits erwähnt um ein sehr kurzfristiges Ereignis, das sich jedoch markant in den meteorologischen Parametern wiederspiegelt.

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