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Über zwanzig Jahre nach unserer Wanderung habe ich die Bilder wieder gefunden. Originalbericht restauriert. Wir starteten bei 10,4°C Tiefstwert in Innsbruck und kamen um 10.05 bei +12,1°C am Brennerpass an. Der Zug brauchte nur 36min, um 790hm auf 37km Strecke zu überwinden. Am Gemüsemarkt vorbei, wo frische, saftig rote Erdbeeren aus Verona lockten, näherten wir uns dem Ausgangspunkt unserer Wanderung, der - wie sich später herausstellen sollte - ganz woanders liegen sollte. Egal, aufwärts ging immer.
Track:
ca. 14km, 760hm.
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Unsere letzte Tour datierte vom 13. März 2005, als wir auf den Natterboden stiegen und meinen damaligen Hausberg (Mentlberg) umrundeten. An Ostern war ich noch im Spessart (Heimat) unterwegs und legte an zwei Tagen rund 30km zurück. Sonst bestand unsere Fitness vor allem aus täglichen Radfahrten zur Technik und zum Hauptinstitut, was sich pro Woche auf rund 50-60km zusammenläpperte. So also war es irgendwie ein tolles Gefühl, innerhalb einer knappen dreiviertel Stunde gut dreihundert Höhenmeter nach oben zu gehen, ohne außer Puste zu geraten. Ich habe mich selten so fit gefühlt, was einen natürlich zusätzlich motiviert.
Bild 1: Mein Studienkollege Helge im Sommeroutfit.
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Nachdem die ersten Höhenmeter überwunden waren, zeigte sich die erste Schwierigkeit, den weiteren Weg zu finden. Ich dachte natürlich, wir seien auf dem richtigen Weg (s. Route) und hätten den Sattelberg vor uns, aber dieser war natürlich viel weiter im Norden. Ein Weg war praktisch nicht mehr vorhanden, also blieb nur eine Möglichkeit: Querfeldein über Wiesen, teilweise mit moorigem Untergrund. Oben staubtrockene Gräser, darunter nass und glitschig. So wünscht man sich in Innsbruck manches Sounding ;-) , immerhin brachte diese Konstellation auch schöne Blüten hervor.
Bild 2: Anemone.
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Bild 3: Während es anfangs noch gut begehbar war , wurde der Aufstieg bald zu einem Balanceakt
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Bild 4: Mächtige Schneewechten.
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Der Untergrund war matschig und rutschig, sodass man immer wieder aufpassen musste, nicht den Hang hinunterzukullern. Überdies hatten wir uns ausgerechnet die Ecke ausgesucht, wo der meiste Wald wuchs. So wurden wir bald mit weiteren Schneefeldern konfrontiert, deren Tiefe zwischen zwanzig und sechzig Zentimetern betrug und uns vor diversen Herausforderungen stellte, diese zu überqueren.
Nicht nur einmal trugen wir dabei nasse ,kalte Füße davon, sodass wir immer wieder anhielten, um diese von der immer seltener durch die Quellwolken lugenden Sonne trocknen zu lassen. Die Aussicht auf die immer höher emporragende Bergwelt entschädigte wenigstens:
Bild 5: Blick Richtung Staatsgrenze und südliche Zillertaler Alpen.
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So sah es dann auf ca. 1700m aus - mächtige Schneebretter , die uns jedes mal zwangen, neue Wege zu suchen. Das hat aber auch seinen Reiz, da man hierbei die Natur erst richtig kennenlernt. Zudem war es noch Vormittag und wir hatten genügend Zeit. Die Gefahr von Schauern oder gar Gewittern war sehr gering. So war dieses Unternehmen in dieser Hinsicht nicht gefährlich.
Bild 6: Anfangs mit trockenen Füßen weiter.
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Bild 7: Manche Schneefelder ließen sich aber kaum umgehen.
Die Bewölkung blieb fast ganztätig bei niedrigen und mittelhohen Quellwolken , was auf eine kräftige Absinkinversion hindeutete und sich im folgenden Radiosondenaustieg von 5 Uhr morgens (Innsbruck) auch abgezeichnet hatte.
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Bild 8: Vom Föhnsturm demolierter Windmast am Naslkopf (2047m), den wir zunächst für den Sattelberg hielten.
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Bild 9: Da drüben befand sich unser eigentliches Ziel.
Der Kamm dazwischen verläuft entlang der Staatsgrenze.
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Bild 10: Leider lagen dazwischen noch jede Menge ausgedehnter Altschneefelder.
Immer wieder sanken wir teils bis zu den Knien ein und bis man auf die trockenen Inseln kam, waren Schuhe und Socken wieder völlig nass. Überdies erwies sich das Profil meiner Wanderschuhe nicht sehr griffig. Ohne Helge hätte ich den Überweg wohl nicht geschafft, da ich ständig auf dem Schnee und Untergrund ausrutschte.
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Bild 11: Selbstporträt - damals noch mit Jeans und langen Haaren.
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Bild 12: In der warmen Aprilsonne trockneten wir unsere Schuhe.
Nach einer guten halben Stunde hatten wir den unangenehmsten Teil endlich überwunden und rasteten erst einmal,d.h. ich zog die Socken aus , um meine Füße trocknen zu lassen. Wenn man die Wahl zwischen nassen Füßen und kalten Wind,aber starker Aprilsonne hat, dann ist eher letzteres vorzuziehen - im Hintergrund ein unbekannter Gipfel mit 2247m Höhe.
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Bild 13: Weiterweg.
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Bild 14: Niedererberg (2196m) im Vordergrund, Pflerscher Tribulaun (3097m) im Hintergrund.
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Bild 15: Sattelberger Messstation der Uni Innsbruck:
Nach genau 5 Stunden Gehzeit erreichten wir um 15 Uhr den Gipfel. Mit dem Handwindmaster 2 maß ich im Mittel 15kt und 22kt Spitzen konstant aus Norden, was sich mit dem damaligen Wetterballonaufstieg deckte.
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Gespeicherte Messwerte vom Tag:
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Bild 16: Das untere Wipptal.
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Bild 17: Unten Gries am Brenner.
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Bild 18: Die gewaltige Schneewächte am Kamm.
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Nach etwa einer halben Stunde begannen wir mit dem Abstieg. Dann folgten wir dem ursprünglichen Weg und schlugen an der Sattelalm die falsche Richtung ein. Mein Fehler, ich dachte, man könnte hier abkürzen, doch der Weg wurde immer schmaler und endete schließlich an der Eisack, sodass wir umdrehen mussten. Zurück am richtigen Weg gingen wir recht flott.
Bild 19: Leider unscharf - der Stubentiger erschrak mächtig, als mein Kamerablitz aufleuchtete und verschwand just im Wald.
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Bild 20: Im Abstieg zum Brennerpass - irgendein charakteristisches Gestein.
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Bild 21: Das dürfte die Eisack gewesen sein, die am Sattelberg entspringt.
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Bild 22: Bei einer kleinen Pizzeria unweit der Grenze kehrten wir mit knurrenden Mägen ein.
Spaghetti Bolognese für knapp sechs Euro, an der Tafel außen standen zudem noch DM/Schillingpreise. Es war lecker. Dazu Forst-Spezialbier und angenehme 16 Grad C.
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In Summe war es ein wenig abenteuerlich und schlecht vorbereitet, aber aufgrund des sanften Geländes nicht gefährlich.
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